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Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Titel: Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eveline Hall , Hiltud Bontrup , Kirsten Gleinig
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schien wieder in Ordnung zu kommen. Ich verdiente Geld, ein- oder zweimal im Monat hatte ich ein Engagement, und langsam verbreitete sich die Nachricht, dass ich zurück war und Modenschauen machte. David und ich wagten es, bei meinen Eltern auszuziehen. Wir nahmen eine möblierte Wohnung am Hofweg, doch dann packte mich ein entsetzlicher Rappel: Ich wollte ein eigenes Zuhause mit eigenen Möbeln, für David und mich, für unser neues Leben. Ich hörte von einer Einliegerwohnung in Hamburg-Wandsbek, einem mäßig schmucken, kleinbürgerlichen Stadtteil. Wir mussten kämpfen, um die Vermieter von uns zu überzeugen. Doch am Ende wählten sie uns. Von meinem Ersparten kaufte ich Möbel: ein großes Ehebett mit Nachtschränkchen links und rechts, Gardinen und Teppiche, alles, wie es sich gehört für kleine Existenzen. Es war Spießertum in Reinkultur. Noch heute schäme mich dafür und gleichzeitig liebe ich diese Geschichte.
    Unsere Vermieter begannen bald, uns zu nerven. Wir sollten die Treppe wischen, es musste geputzt werden, streng nach Plan. Dann gingen sie mit dem Finger herum und kratzten den Staub aus den Ecken. In dieser Wohnung ließ ich nun David allein, wenn ich zu meinen Schauen fuhr. Das verkraftete er nicht. Arbeiten müssen, das sah er ein. Aber ich sollte das Haus nicht verlassen. An diesem Punkt verließ ihn die Logik.
    Ich hatte ihm zwar noch ein Auto gekauft – einen Chrysler natürlich, denn Mister Hall fuhr ja nicht diese kleinen deutschen Dinger – und den Herald Tribune hatte ich auch für ihn abonniert. Er las und lernte Deutsch den ganzen Tag und zwischendurch besuchte er meine Eltern. Doch beim Alleinsein drehte er durch. Ich denke, er wollte keine berufstätige Frau. Das passte nicht in sein Selbstbild. Noch schlimmer aber war seine Eifersucht. Er konnte mich nicht kontrollieren und vermutete hinter jedem Mann, mit dem ich arbeitete, ein Verhältnis. Wenn ich aus München anrief, weil ich noch einen Job im Anschluss bekam, flippte er regelrecht aus. Einmal holte er mich am Bahnhof ab. Während des Jobs hatte man uns Models die Haare abgeschnitten. Langmähnig blond war ich abgereist, mit rotem Bubikopf kam ich zurück. Er tobte: »Ich hab doch keinen Mann geheiratet.«
    Da begann ich ihn schließlich zu hassen. Wie froh war ich, weit wegfahren zu dürfen! Ich ging nach Paris und tanzte für Bogner und Burda. Dabei lernte ich die Dicke kennen. Evelyne Scharberg heißt meine Freundin eigentlich, und weil wir denselben Namen tragen, nannte ich sie irgendwann spontan »meine Dicke«. Sie war Fernsehtänzerin und natürlich nicht dick, nur neben mir dürrem Strick wirkte sie kurvig. Die Dicke ist ein wundervoller Mensch und sehr beliebt bei allen. Wir waren vollkommen verschieden und genau das schweißte uns zusammen. Sie hatte einen ungeheuren Charme und sie nahm sich niemals ernst. Ich war dagegen die reinste Zicke, mit all den Strategien und Regeln, die ich mir auferlegte. Evelyne kannte nur den Moment. Der wurde genossen – und nach ihm die Sintflut. Keine Zukunftspläne und -ängste. In ihrer Gegenwart entspannte ich mich, ich kam ein wenig runter. Gern hätte ich mehr davon übernommen, aber dafür sind wir nun doch zu verschieden. Die Dicke wurde meine beste Freundin, sie war an meiner Seite, wenn es mir schlecht ging in diesen Jahren. Und das passierte nun immer öfter, auch bei den Modenschauen. Die Kleider waren nicht gewaschen, kein Mensch dachte damals daran, dass die Chemikalien, die noch drinsteckten, schaden könnten. Ich aber reagierte allergisch, meine Haut, meine Augen, alles wurde rot und mir war nur noch elend. Bald musste ich an jedem Ort, wo wir auftraten, ins Krankenhaus, um mir eine Spritze abzuholen. Und meine Dicke trug mich anschließend die Treppe hinunter. Wir waren wie zwei Schwestern.
    Es war schon gegen Ende dieser Zeit, als Dieter Zoern, der große Modezar, mich eines Tages ansprach. Er kannte mich als Model und wusste, dass ich Tänzerin war. Ob ich mir zutraue, eine Show zu choreografieren? »Klar kann ich das!«, behauptete ich. Das war doch wieder eine Chance, die es zu ergreifen galt. Es ging um eine große Schau im Hamburger Hotel Atlantic. Gebucht waren berühmte Models und Dieter Zoern hatte eine spezielle Idee: Die Models sollten Probeteile aus Nesselstoff tragen, sich am Catwalk aufreihen und Spalier stehen, wenn er nach vorn zum Publikum lief. Ich scharte die Mädchen um mich und erklärte ihnen, was ich wollte. Wir wählten Girls, Girls, Girls als

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