Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)
Haferflocken. Und dann rührte sie mir Breichen und war ganz süß zu mir.
Am Abend, als ich mit David im Bett lag, war mir immer noch übel. »Ich geh in die Küche und mach mir noch einen Brei.« Wie versteinert lag er da. »Du kannst hier nicht einfach aufstehen.« Ich verstand nicht. »Das ist die Wohnung meiner Mutter.« Er vergötterte seine Mutter, er betete sie beinahe an, obwohl sie keine Heilige war. Von seinem Vater hatte sie sich scheiden lassen. Aber Elinor war es, die David aus dem Gefängnis in Mexiko herausgeholt hatte. Eigentlich war sie die Liebe seines Lebens. Ich glaubte sicher, dass ich in ihrer Küche hantieren durfte. Elinor hatte sich so süß um mich gekümmert. Sie hatte mich gleich als ihre Schwiegertochter angenommen und überall präsentiert. Deshalb sagte ich: »Sorry, David, es ist mir egal, ob du das akzeptierst. Ich muss mir jetzt etwas zu essen machen.« Und als ich mich aufrichtete, holte er aus und schlug mich ins Gesicht. Mein erster Gedanke war: Jetzt muss er mich umbringen, denn heiraten werde ich ihn nicht. Doch ich traute mich nicht, alles abzublasen. David hätte mich gekillt, schon wegen seiner Mutter. Es war das erste Mal, dass sie sich für eine seiner Frauen so viel Mühe gab. Die Freunde waren eingeladen, das Haus präpariert.
Meine Gedanken rasten: Jetzt musst du schnell nach Hause. Oder du musst dir einen Fluchtweg ausdenken. Ich sah mich über Seattle nach Las Vegas fliegen, dann heimlich in die Wohnung, weiter zur Bank, mein Geld abheben, und ab nach Hamburg. Nach Hause! Ich war in Aufruhr, aber Tränen vergoss ich nicht. Ich stand einfach auf und da kam schon Elinor. Ich sagte nur, dass David nicht begeistert sei, wenn ich ihre Küche benutze, aber sie meinte: »Kind, du gehörst doch zur Familie. Komm mit, ich zeig dir alles.« David war wieder mal peinlichst berührt.
Die Hochzeit zog ich trotzdem durch. Ich wusste nicht, wohin ich mich hätte wenden können. Meine Sachen waren in Las Vegas, ich hatte kein Geld bei mir und kannte niemanden in Portland. So gingen wir zur Trauung in die Kirche, ich in meinem weißen Kleid, nur noch äußerlich eine Braut, doch David weinte vor Rührung. Als der Priester sagte: »Bis dass der Tod euch scheidet«, flüsterte er: »And beyond« – und darüber hinaus. Ich versteinerte förmlich und hatte nur noch einen Gedanken: Ich werde ihn nach Deutschland bringen. Ich muss ihn überzeugen, dass das der richtige Weg ist. Es fiel nicht schwer, denn was bald darauf passierte, ließ ihm kaum eine andere Wahl.
David nahm Drogen, das war inzwischen klar. Er war zwar ein Genie, wenn es um die Dosierung ging, deshalb merkte ich es nicht gleich. Doch dann sah ich es an seinen Augen, wie sie hin und her rasten. »David, hast du was genommen?«, fragte ich. »Well, so what«, sagte er nur. Er meinte, er habe es im Griff. Früher hatte er alles probiert, was es auf dem Markt gab, jetzt hielt er sich nur noch an Uppers und Downers und Kokain. Meist nahm er das Zeug bei der Arbeit, wo er den Stoff auch kaufte. Wenn er nach Hause kam, war er immer öfter aggressiv. Ganz schlimm war es an diesem einen Tag. Er hatte ein Röhrchen Kokain dabei, mit einem kleinen Löffelchen dran, das benutzte er zum Schniefen. Wir fingen sofort an, deswegen zu streiten. Da zog er ein Messer und ging auf mich los. Ich weiß nicht mehr, wie ich ihn beruhigte. Ich weiß nur noch, am Ende fiel er wie tot ins Bett.
Was sollte ich nun mit dem Röhrchen tun? Ich musste es loswerden, wenigstens wollte ich es vor ihm verstecken. Doch in meiner Panik beging ich einen Fehler nach dem anderen. Wir hatten eine riesige Papptrommel mit Waschpulver – in Amerika kauft man ja fürs ganze Leben ein – und ich vergrub das Kokain ganz unten unterm Pulver am Boden dieser Kiste. Jetzt war es schon mal außer Sicht. Am nächsten Morgen sprach ich kein Wort mit David. Er meinte, ich hätte ihn mit irgendetwas gereizt. »Don’t force me to do things«, sagte er immer. Auch das war seine indianische Seite, rageous Indian nannte er das. Ich tat ihm nie etwas. »Ich möchte mal sehen, was passiert, wenn ich dir wirklich etwas tue«, sagte ich. »Dann schlägst du mich tot.« Da schämte er sich wieder. Wahrscheinlich wäre es ihm lieber gewesen, ich hätte ihn wirklich provoziert. Dann hätte er sich rechtfertigen können.
Das Ding am Boden der Waschpulvertrommel ging mir nicht aus dem Kopf. Es musste weg, schnellstmöglich. Ich packte eine braune Papiertüte mit Wäsche für die
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