Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)
Musik dazu aus. Im Takt drehten die Mädchen sich um hundertachtzig Grad, eine nach der anderen, wenn Zoern an ihnen vorüberging. Es funktionierte wunderbar, er war begeistert, die Presse voll von Berichten. Ich hatte zwar keine Praxis als Choreografin, aber vom Lido so viel Erfahrung mitgebracht, dass es mir einfach zufiel. Noch ein paarmal choreografierte ich bis 1978, für Zoern, Bogner und Burda. Meist tanzte ich selbst mit, Linda Naujok war dabei und Ted Linow schaute zu.
Als ich mit David ein gutes Jahr in unserer Wohnung lebte, bekam ich plötzlich Bauchschmerzen und ging zum Arzt: Bauchhöhlenschwangerschaft! Es war ein furchtbarer Moment, nicht nur wegen der Schmerzen und der Operation. Mir wurde auch klar, dass ich weder mit diesem Mann noch mit einem anderen jemals Kinder wollte. Sie passten nicht in mein Leben, ich war nicht der Typ, denn ich suchte das Abenteuer. Meine Arbeit, das spontane Zugreifen, alles hätte ich aufgeben müssen. Wäre ich Mutter geworden, dann nur eine solche, wie ich sie selbst hatte: mit absoluter Hingabe. Es war nicht anders vorstellbar und sicher hätte es David auch gefallen. Die Mutter seiner Kinder, die brav das Haus hütet.
Wir entzweiten uns immer mehr, und als wir Urlaub auf Teneriffa machten, gab es keinen Zweifel mehr: Wir hassten uns nur noch. Nichts von dem war übrig, was uns am anderen einst fasziniert hatte. David litt unter unserem Leben, das Wetter in Deutschland machte ihm zu schaffen – »dieser verdammte Regen« –, doch eine Trennung kam für ihn nicht infrage. So legte ich ihm schließlich nahe, zurückzugehen in die USA. Er solle sich eine neue Existenz aufbauen. Ich würde nachkommen, sobald er Fuß fasse. Das war meine Falle. Vielleicht habe ich sogar gehofft, es könnte klappen, jedenfalls war ich so überzeugend, dass er mir glaubte. Ich schrie ihm meinen Hass ja niemals ins Gesicht, ich sagte nur, ich liebe ihn nicht mehr, wenn er so weitermache. 1975 nahm er ein Schiff. Ich gab ihm dreitausend Dollar für die Passage. Und wirklich hielt ich noch Kontakt, wir nahmen Kassetten mit Nachrichten auf und schickten sie hin und her. Als ich 1976 in New York Gesangsunterricht nahm, trafen wir uns. Wir gingen ins Musical A Chorus Line und verstanden uns gut. Doch David lebte immer noch von der Hand in den Mund, eine neue Existenz war nicht in Sicht und so fragte er nicht einmal, wann ich denn nachkommen würde. Es war vorbei. Wir hätten überall dieselben Probleme gehabt. Selbst als ich mich 1980 von ihm scheiden lassen wollte, musste ich ihm Geld für die Gebühren schicken. Und auch das gab er für andere Dinge aus.
Nie wieder, sagte ich mir, gerate ich in so eine Beziehung! Wenn ich bedenke, was ich in dieser Ehe alles bezahlt habe: die Flüge, die Wohnung, das Auto, die Möbel. Wegen Geld hatte ich nie Probleme mit anderen Menschen, im Gegenteil, ich bin viel zu großzügig. Und David nehme ich übel, dass er das nie gesehen hat. Ich hatte in meinem ganzen Leben keinen Mann, der Geld besaß. Das war mir niemals wichtig. Ich wollte ohnehin mein eigenes verdienen. Nur möchte ich auch, dass das anerkannt wird. Ich arbeite hart dafür, mir meine Wünsche zu erfüllen. Ein neues Bad und eine neue Küche. Ich möchte keinen Mann, der sagt: »Was kostet der Spaß? Achtzehntausend? Hier, bitte.« Ich möchte unabhängig sein, nicht Danke sagen müssen. Mein Vater soll zu mir runtergucken und sagen: »Was meine Tochter alles erreicht hat – und ganz allein!«
Meine Eltern verstanden nicht, warum ich David trotz aller Probleme heiraten musste. Ich erzählte ihnen erst am Ende die ganze Geschichte, zu ihrem großen Entsetzen. »Du hastet doch vorher jewusst, Püppi«, sagte Papa. – »Aber er war doch sonst son doller Kerl«, seufzte ich. Nie wieder in meinem Leben war ich so verliebt. Ich musste die Erfahrung einfach machen, vielleicht um zu wissen, warum ich nie wieder heiraten werde. Und seltsam, ich spreche heute immer gut von meinem David. Er war ein toller Mann. Er war ehrlich und zuverlässig, sensibel und emotional. Ich habe hinreißende Momente mit ihm erlebt und trage noch immer seinen Namen. Ich weiß nicht, ob er überhaupt noch lebt. In den Achtzigern sah ich ihn zum letzten Mal. Ich war zu Besuch in Las Vegas und wir trafen uns in einem Restaurant. Er fragte: »Warum hast du den Schmuck verkauft, den ich dir geschenkt habe?« – »Weil ich das Geld verdammt noch mal brauchte.« Es war kein angenehmes Wiedersehen, auch wenn wir längst
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