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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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wenn er daneben trifft, so tut, als habe er nur einen Übungsschlag getan.
    Ich war nicht zum ersten Mal Zeugin der Anstrengungen, die Männer unternehmen, um Fehler zu überspielen. Ich habe gesehen, wie sie jemandem begeistert zuwinken, den sie zu kennen glauben, und wie sie dann, wenn es sich als Irrtum herausstellt, so tun, als hätten sie sich nur durch die Haare fahren wollen – oder sich am Hals kratzen, eine Fliege erschlagen, den Schlips zurechtrücken. Einmal wollte ER mir sogar weismachen, er zöge nur seine Armbanduhr auf.
    Neulich wollte er mir unterwegs etwas sagen, doch ich war schon ein Stückchen weitergegangen. Da fragte er eine wildfremde Frau, was es bei uns heute zum Abendessen gäbe. Statt den Irrtum richtigzustellen, flüsterte er ihr zu: »Wenn Sie nicht wollen, daß ich rüberkomme, brauchen Sie es nur zu sagen, ich habe volles Verständnis dafür.«
    Vorgestern abend kam ich in ein Zimmer und stand einer Dame gegenüber, die genau das gleiche Kleid trug wie ich. Wir ähnelten uns wie zwei Bücherstützen. Am liebsten hätte ich ein Tischtuch über sie geworfen und vier Stühle um sie herumgestellt. Aber ich sah sie nett an und lächelte: »Also Sie haben das andere gekauft!«
    Mein Mann knurrte: »Donnerschlag, das nenn' ich ehrlich!«
Firmenzeichen
    Sie kennen doch bestimmt meinen Neffen. Jeder kennt ihn. Er ist der einzige Sechskläßler in ganz Nordamerika ohne eingestickten Alligator auf der Brusttasche des Hemdes. Er ragt aus der Menge heraus wie der Berg aus der Ebene … Ich meine, an den Tagen, an denen er sich überhaupt in die Schule traut.
    Schade, schade. Das einzige, was zwischen ihm und schrankenloser Beliebtheit mit unbegrenzten Erfolgsaussichten steht, ist das dämliche Reptil auf der Brusttasche.
    Seine Mutter hat gesagt, sie gibt keine 36 Dollar für einen Jungen aus, der noch im Wachsen ist. Er hat ihr daraufhin angeboten, mit Wachsen aufzuhören.
    Neulich habe ich versucht, ihm zu erklären, daß damals, als seine Mutter und ich noch zur Schule gingen, kein Anpassungsdruck in Sachen Markenzeichen bestand. Jeder trug einfach ein weißes Hemd und irgendwelche Hosen. Er war ganz perplex.
    »Willst du damit sagen, daß niemand Schildchen drauf hatte?« fragte er.
    »Doch, einmal fand ich einen Papierstreifen in meinem Hosensaum, auf dem stand: ›Geprüft von Nr. 57‹«, sagte ich.
    »War der Prüfer Nr. 57 denn jemand Wichtiges?«
    »Nur dann, wenn die Hosenbeine nicht zueinander paßten«, sagte ich.
    »Warum haben sich die Leute im Hosensaum versteckt? Wofür haben sie sich geschämt?«
    »Sie haben sich überhaupt nicht geschämt. Damals waren Firmenzeichen nicht etwas so Öffentliches.«
    »Du wirst mir doch nicht einreden wollen, daß die Leute zur Schule kamen und nicht mal einen Polospieler auf dem Hemd hatten?«
    Ich nickte.
    »Ich verstehe euch Erwachsene nicht«, sagte er. »Wie konntet ihr Sachen tragen, von denen kein Mensch wußte, wieviel sie gekostet haben?«
    Hier schaltete seine Mutter sich ein: »Wir hatten es eben nicht nötig, als wandelnde Plakatsäule für Modeschöpfer herumzulaufen. Kleider mit fremden Namen darauf sind ein Zeichen innerer Unsicherheit. Wer sie trägt, zeigt damit, daß er nicht genügend Selbstbewußtsein hat, als der akzeptiert zu werden, der er ist, und daß er mit berühmten Namen Eindruck schinden will. Siehst du irgendwo einen Alligator herumrennen mit deinem Gesicht auf der Brust? Na also! Es ist infantil und verrät eine erhebliche Portion Unreife.«
    Ich sagte zu seiner Mutter: »Was heißt eigentlich das A auf deiner Handtasche?«
    »Es heißt: Blech sofort 36 Dollar oder halt den Mund.«
    Kindern eine Lehre zu erteilen, ist immer ein Fehler.
Moderne Väter
    Der Vater des Jahres 1984 ist nicht der gleiche wie der, dem wir noch vor zehn Jahren Hochachtung bezeigten.
    Im Zuge der Frauenbefreiung ist ihm etwas Merkwürdiges passiert: Auch er wurde befreit.
    Seine stereotypen Züge sind verschwunden: das tapfere Sich-nichts-anmerken-Lassen bei Kummer, die Garage voll elektrischer Geräte, die er eigentlich haßt, die schwere Last, als einziger Verdiener eine Familie unterhalten zu müssen.
    An seine Stelle ist ein Vater getreten, der weinen, schwitzen und sich auch mal irren darf.
    Der Vater ist heute ein Mann, der ein Baby trockenlegen und ihm das Fläschchen wärmen kann, ohne dadurch etwas von seiner Männlichkeit einzubüßen. Er darf gut riechen und pastellfarbene Hemden tragen, ohne in irgendeinen Verdacht zu

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