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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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geraten.
    Er darf seinen Söhnen genauso einen Kuß geben wie seinen Töchtern. Er darf vor Gericht um das Sorgerecht kämpfen und hat eine durchaus faire Chance, die Kinder zugesprochen zu bekommen.
    Er darf an Bord eines Flugzeugs Tennisschuhe tragen und eine Schlankheitsdiät befolgen. Er darf eine Stellung als Krankenpfleger oder Sekretär annehmen, ohne aus dem Rahmen zu fallen.
    Er braucht nicht mehr im Wartezimmer auf- und abzutigern, während sein Kind geboren wird, und er verliert auch nicht mehr das Gesicht, wenn seine Frau ihn durchfüttert, während er sein Studium beendet oder zwischendurch mal arbeitslos wird.
    Das frühere ›Warte nur, bis Vati heimkommt‹, das identisch war mit einer einstündigen Standpauke, bedeutet heute nichts anderes als ›dann gibt's was zu essen‹.
    Er kann auf etwas Leckeres zugunsten von etwas Gesundem verzichten – kein Mensch regt sich darüber auf. Ein Wirbelsturm kann nach ihm heißen. Tanken und Ölwechsel sind keine Beschäftigungen mehr, die ausschließlich Männern vorbehalten sind. Er versteht Bœuf Stroganoff zu machen und eine gute Tasse Kaffee, er kann einen Kragen selbst entflecken und mit dem Staubsauger umgehen.
    Frauen, Kinder und Verantwortung erscheinen ihm nicht mehr so bedrohlich, da er mehr und mehr dahinterkommt, daß wir ihm in vielen Dingen ähnlich und in nur wenigen ganz anders sind.
    Noch nie in der Geschichte der Zivilisation sind Väter ihren Kindern so nahegestanden. Sie sind nicht mehr die vage Gestalt, die auf Stichwort erschien, die Häupter seiner Lieben zählte, ihnen nach dem Essen vor dem Schlafengehen einen Kuß auf die Wange drückte. Der Papi von 1984 ist ein unabdingbarer Teil ihres Lebens.
    Früher habe ich immer gesagt: »Gott schuf den Mann und sprach: Ich kann es noch besser machen.«
    Jetzt bin ich nicht mehr so sicher.
     

12. Leere Drohungen
     
    Der Tag ist nicht genau bestimmbar, an dem einst eine Mutter die erste Drohung ausstieß.
    Um die Sache einigermaßen einzukreisen, darf man wohl den Zeitpunkt annehmen, zu dem Eva zu ihrem Sohn Kain sprach: »Wenn du nicht aufhörst, deinem Bruder Fratzen zu schneiden, wirst du zur Salzsäule erstarren.«
    Man kann von Drohungen und Einschüchterungen halten, was man will, es sind nun einmal Waffen, die seit undenklichen Zeiten den Müttern gute Dienste leisten und von Generation zu Generation weitergereicht werden.
    Die zehn Grund-Drohungen sind noch heute im Umlauf und führen immer zum gleichen Erfolg: Angst und Argwohn beim Kind.
    »Wenn du die Hand aus dem Wagenfenster hältst, wird der Fahrtwind sie dir wegblasen.« Ungeachtet der Tatsache, daß man noch nie einen Menschen getroffen hat, dem die Hand weggeblasen wurde, kenne ich kein Kind, das willens wäre, es zu riskieren. »Wenn du schielst und die Uhr gerade schlägt, bleiben deine Augen so stehen.« Es geht zwar ein Gerücht, daß Hilfsaktionen für Kinder mit stehengebliebenen Schielaugen angelaufen sind, doch fehlen alle Unterlagen.
    »Wasch dir nie die Haare nach halb neun Uhr abends, sonst bekommst du Lungenentzündung.« Irgend jemandem ist neulich der Großvater an Lungenentzündung gestorben. Ich kann nicht glauben, daß der alte Herr so töricht war, sich nach halb neun die Haare zu waschen.
    »Wenn du dich nicht ordentlich kämmst, bauen die Ratten ein Nest auf deinem Kopf.« Na, das gute Kind würde dann ja wohl kaum anders aussehen als jetzt.
    »Wer mit Streichhölzern zündelt, macht nachts ins Bett.« Ich war fünfunddreißig, ehe ich wagte, den gasbetriebenen Backofen mit einem Streichholz anzuzünden.
    »Wer immer wieder den Kaugummi aus dem Mund nimmt und damit spielt, wird schwer krank.« Da hört man doch gleich, daß das purer Blödsinn ist.
    »Wer Kaffee trinkt, ehe er aus der Oberschule ist, bekommt schwarze Zähne.« – »Sitz gerade oder dein Rückgrat wird ein Fiedelbogen.« – »Wenn du den Teller nicht leer ißt, schick' ich dein Essen nach Indien.« (Ich habe mich schon oft gefragt, was die armen Inder mit dem vielen kalten Gemüse anfangen.)
    Das Finsterste von allem aber ist die in unserem Lande noch immer verbreitete Drohung: »Wenn du einen Spiegel zerbrichst, muß jemand von der Familie sterben.« Als ich von einer Freundin hörte, daß ihr im Lauf der Jahre zwei Tanten und drei Onkel gestorben seien, rief ich aus: »Mein Gott, müßt ihr viele Spiegel zerbrochen haben.«
Entschuldigung …
    Als ich fünf Jahre alt war, schnitt eines Tages eine Spielkameradin neben mir Papierpuppen

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