Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit
neulich abends im Werbefernsehen nicht fabelhaft? Den ganzen Tag hatte er mit seinen Jacketkronen und staubigen Jeans Vieh zusammengetrieben. Dann sprang er unter die Dusche und klatschte sich das neue Eau de Cologne ›Gnadenlos‹ so heftig auf die behaarte Brust, daß ich schon fürchtete, er würde sich eine Rippe brechen, setzte (zum Abendanzug!) seinen weißen Cowboyhut auf, setzte sich selbst in seinen Sportwagen und zischte ab – ein Sagenheld unseres Jahrhunderts.
Mir hätte begehrlich, fraulich, atembeklommen, brünstig zumute sein sollen.
Aber mir war wieder nur zum Kichern.
Trödler
Seit Jahren bemühe ich mich vergeblich, meinem Mann Pünktlichkeit beizubringen. Es ist in der Tat eine Lebensaufgabe. Doch das Objekt meiner Anstrengungen ist ein Elfmonatskind, das noch nie die ersten zehn Minuten von was auch immer erlebt hat. Noch nie hat er gesehen, wie ein Theatervorhang sich hebt, nie eine Ouvertüre gehört, nie dem Start eines Rennens beigewohnt, nie einen Autobus bestiegen, solange er noch hielt, und noch nie einen Parkplatz in der Nähe eines Eingangs gefunden.
Nur ein einziges Mal möchte ich an ein kaltes Buffet herantreten dürfen, bei dem noch kein gähnendes Loch im Thunfischpudding klafft und aus dem gemischten Salat noch nicht alle Tomaten verschwunden sind. Nur einmal möchte ich in ein Kino kommen, solange die Beleuchtung noch an ist, so daß ich, ohne andere Gäste anrempeln zu müssen, meinen Platz finde.
Zuspätkommen kann zur Gewohnheit werden. Ich weiß, es spielt irgendein Freudscher Komplex mit, aber ich weiß nicht welcher. Ich schätze, einer der immer zu spät kommt, möchte auf keinen Fall irgendwo der erste sein.
Das Schlimme an solchen Typen ist: Es ist ihnen mit nichts beizukommen. Ich habe es mit der Kriegslist versucht, falsche Anfangszeiten anzugeben. Nützt nichts, ihr Körper verweigert intuitiv die notwendige Umstellung. Selbst öffentliche Bloßstellung hilft nichts. Gestern abend beispielsweise waren wir auf einer Party und hörten jemanden sagen: »Du liebe Zeit, die Bombecks sind da. Ich hatte keine Ahnung, daß es schon so spät ist. Komm, Roy, wir müssen gehen!« Mein Mann hat nur gelächelt.
Ganz selten kommt es vor, daß wir allen Widrigkeiten zum Trotz doch einmal rechtzeitig eintreffen. Nur stimmt es dann irgendwo anders nicht. So stimmte neulich, als wir infolge meiner Überredungskünste pünktlich im Fußballstadion waren, die Kapelle ein Lied an.
Mein Mann fragte: »Was'n das?«
»Das ist die Nationalhymne, sie wird vor jedem Sportereignis dieser Größenordnung gespielt.«
»Wozu denn?«
»Damit alle mitsingen und in Stimmung kommen.«
»Kein Mensch singt mit«, versetzte er, »und ich sitze hier barfuß in den Schuhen, weil keine Zeit mehr war, die Socken anzuziehen.«
Die Bekehrung eines hartgesottenen Trödlers ist der Traum jeder Frau. Vor einigen Wochen hatten wir auf dem Weg zu einem anderen Sportereignis tolles Glück: An jeder Kreuzung war grün, wir fanden einen Parkplatz gleich beim Eingang, und es herrschte keinerlei Gedränge. Im Stadion machten wir dann eine überraschende Entdeckung: Das Sportfest fand erst am nächsten Abend statt. Während sich mein Mann auf seinem Tribünenplatz zurechtsetzte, fragte er: »Na, ist dir das nun früh genug? Ich begreife einfach nicht, was dir das gibt, rechtzeitig da zu sein. Das ist doch furchtbar langweilig!«
Nur nichts anmerken lassen!
Eines Tages sah ich beim Verlassen eines Ladens meinen Mann über unseren Leihwagen geneigt. Er hatte die Motorhaube geöffnet und blickte dem Wagen in die Eingeweide.
Es hätte keinen tieferen Eindruck auf mich gemacht, wenn ich nicht wüßte, daß einmal ein Mechaniker zu ihm gesagt hat: »Einer Ihrer Kolben frißt«, und er erwiderte: »Was denn?«
Deshalb fragte ich: »Ist was mit dem Wagen?«
»Nein, nein«, sagte er und donnerte die Motorhaube wieder zu.
»Warum glotzt du dann hinein?«
»Ich wollte die Handbremse lockern, statt dessen ging die Motorhaube auf. Also mußte ich aussteigen und so tun, als hätte ich sie absichtlich geöffnet.«
Männer sind wirklich komisch. Warum können sie nicht so ehrlich sein wie Frauen? Haben Sie schon mal einen Tennisspieler gesehen, der einen Ball verfehlt, OHNE sofort das Spiel zu unterbrechen und die Bespannung seines Schlägers zu prüfen? Ganz zu schweigen von der Nummer, die ein Golfspieler abzieht: die Füße zurechtstellt, die Handgelenke kontrolliert, spielerisch in den Knien wippt – und dann,
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