Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
du?«
»Du bist schon so lange mit Shin-san zusammen, aber ihr seht euch nur selten, weil er verheiratet ist. Und du erträgst das alles, ohne zu murren. Das ist sehr angenehm für Shin.«
»Maki-chan!«
»Was ich mich schon seit Längerem frage: Hast du eigentlich gar kein Herz? Du liebst ihn doch, oder? Wie kannst du dann so ruhig bleiben? Heiraten kannst du ihn ja nicht, aber reicht dir das? Willst du wirklich behaupten, dass du so glücklich bist?«
»Kann es sein, dass wir vom Thema abgekommen sind? Wir hatten doch gerade über dich gesprochen.«
»Tut mir leid, aber du hast mich wütend gemacht. Ich bin zu weit gegangen, entschuldige.«
»Du musst dich nicht entschuldigen. Eigentlich hast du ja recht. Auf jeden Fall solltest du nichts überstürzen und überleg dir das Ganze gut.«
»Ja, mach ich.«
»Und wenn du dich entschieden hast, musst du es dem anderen natürlich sagen.«
»Klar, das werde ich. Und danke für alles.«
Als ich wieder in meiner Wohnung war, gingen mir Makis Worte ständig durch den Kopf: Hast du eigentlich gar kein Herz?
Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann wollte ich nur bei Shin bleiben. Ich wollte ihn immer wieder sagen hören, dass er mich liebte, auch wenn er es vielleicht nicht so meinte. Und ich hatte Angst, dass er mich nicht mehr lieben würde, wenn ich etwas Unmögliches von ihm verlangte.
Willst du wirklich behaupten, dass du so glücklich bist?
Im Moment war meine Antwort darauf nur, dass ich nicht aus dem Traum mit Shin aufwachen wollte …
Drei Tage später rief Maki mich an.
»Ich habe mit Taki-kun Schluss gemacht.«
Also hatte sie sich für Icchan entschieden.
Als Nächstes kündigte sie in der Bar, weil Icchan nicht wollte, dass sie nachts arbeitete. Bald darauf zog er dann bei ihr ein. Mir war irgendwie nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass sie in einer unter Shins Namen gemieteten Wohnung zusammenlebten. Icchans Hobby war das Glücksspiel, er gab jeden Tag mehrere Hunderttausend Yen dafür aus. Als er bei unserer ersten Begegnung gesagt hatte, dass er noch etwas vorhatte, war es auch um Glücksspiel gegangen. Ich warnte Maki eindringlich: »Spielsucht ist eine Krankheit, unheilbar. Du solltest die Beziehung möglichst schnell beenden, bevor etwas passiert, das nicht wiedergutzumachen ist.«
Maki hielt mich für spießig und engstirnig und wollte mir nicht zuhören.
Kurz nachdem sie zusammengezogen waren, kam Maki dann eines Tages zu mir und bat mich, ihr Geld zu leihen. Ich hatte gerade 60 000 Yen (etwa 540 Euro) bei mir, die ich als Miete für den Monat bei der Bank einzahlen wollte. Maki war völlig überraschend aufgetaucht, und da ich davon ausging, dass sie ernsthafte Schwierigkeiten hatte, gab ich ihr das Geld.
»Shoko, es tut mir leid, wirklich! Ich rufe dich später an«, sagte sie und wirkte ziemlich zerknirscht.
Dann verschwand sie zusammen mit Icchan. Das fiel mir allerdings erst fünf Tage später auf. Ich hatte Maki zwar öfter angerufen, mir aber nichts gedacht, als ich sie nicht erreicht hatte. Ich nahm an, dass sie zusammen abgehauen waren, weil sie sich wegen ihrer Schulden nicht mehr anders zu helfen gewusst hatten. Ich versuchte es immer weiter, sie telefonisch zu erreichen, aber jedes Mal, wenn eine Verbindung zustande kam, erklang nur die Ansage der Telefongesellschaft.
»Die von Ihnen gewählte Rufnummer wurde vorübergehend gesperrt.«
Als ich bei der Telefongesellschaft nachfragte, wurde mir mitgeteilt, dass unbezahlte Rechnungen in Höhe von 150 000 Yen (etwa 1400 Euro) vorlagen. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie man eine so astronomisch hohe Telefonrechnung überhaupt zusammenbekommen konnte. Doch ich war nicht nur wirklich schockiert, sondern auch entsetzt, denn die Telefonrechnung lief ebenfalls auf Shins Namen.
Wenn die Rechnung aber zu Shin nach Hause geschickt werden würde, dann würde seine Frau auf diese Art alles erfahren. Also bat ich die Telefongesellschaft, mir die Rechnung zu senden. Weil ich die ganze Summe nicht auf einmal bezahlen konnte, vereinbarte ich eine Ratenzahlung.
Natürlich war auch die Miete nicht bezahlt worden. Daher musste ich zum Vermieter gehen und mich dafür entschuldigen, doch der war total wütend und fuhr mich an: »Ich bin mehrmals gekommen, um die Miete zu kassieren, aber Sie haben immer so getan, als seien sie nicht da. Die Miete ziehe ich auf jeden Fall von der Kaution ab und jetzt müssen Sie ausziehen.«
»Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten«,
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