Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
verließ ich Kyoto.
Maki wollte bei Icchan bleiben und das Baby bekommen, weil es das Kind des Mannes war, den sie liebte. Und ich war in einer ähnlichen Situation. Auch ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte, und entschied mich trotzdem dafür, das Kind zu bekommen, ohne es Kuramochi zu sagen. Ich hatte ihn bisher nicht angerufen, weil ich mich immer noch nicht von Shin trennen konnte. Wenn ich ihn jetzt so unerwartet anrufen würde, um ihm die Neuigkeit zu erzählen, würde das alles nur noch schwieriger machen. Da er meine neue Telefonnummer nicht hatte, würden wir uns nicht mehr wiedersehen, wenn ich mich nicht meldete. Ich beschloss, Shin endlich die Wahrheit sagen. Unsere Affäre konnte so nicht weitergehen, Wenn ich weiterhin mit ihm zusammen sein wollte, dann musste ich ihm alles erzählen.
Das redete ich mir jedenfalls selbst ein.
Damals brauchte ich viel Geld, um Makis Schulden zurückzahlen zu können, die täglichen Ausgaben zu bestreiten, die Miete zu bezahlen, meinen Eltern etwas abzugeben … Deshalb arbeitete ich jeden Tag bis vier Uhr morgens in der Bar. Es war zwar entsetzlich anstrengend, aber seit ich mich entschieden hatte, das Baby zu bekommen, machte mir die harte Arbeit nichts mehr aus. Jetzt konnte ich endlich verstehen, dass auch die Hostessen, die meinen Vater früher nach Hause gebracht hatten, nur um ihren Lebensunterhalt gekämpft hatten.
Ich hörte auf zu rauchen und fing an, mich gut und ausgewogen zu ernähren. Dann kaufte ich ein Namensbuch, um einen Jungen- und einen Mädchennamen für das Kind auszusuchen. Ich freute mich schon sehr auf die Geburt und war so glücklich wie in einem Traum, obwohl die Wirklichkeit ziemlich schwierig war. Doch mein Glück hielt nur kurze Zeit an, denn eines Morgens durchfuhr ein starker Schmerz meinen Unterleib und ich blutete. Obwohl ich sofort ins Krankenhaus fuhr, war es zu spät. Das dünne Seil, auf dem ich entlangbalanciert war, war plötzlich gerissen.
Als ich über meinen leeren Bauch strich, dachte ich, dass ich bestraft worden war, weil ich das Kind eines verheirateten Mannes hatte bekommen wollen. Und wieder beschlich mich das Gefühl, dass mein Großvater wegen mir traurig war.
An diesem Tag ging ich nicht zur Arbeit, sondern blieb die ganze Zeit im Bett und weinte bis zum nächsten Morgen.
Vielleicht war der ganze Kummer daran schuld, auf jeden Fall musste ich bald darauf wegen einer Blinddarmentzündung ins Krankenhaus. Bisher war die Entzündung zwei Mal nach einer Spritze wieder abgeklungen, aber diesmal musste operiert werden. Also kündigte ich in der Bar. Nach der OP ging es mir nicht besonders gut, ich musste zwei Monate lang im Krankenhaus bleiben und langweilte mich schrecklich.
Als ich nach meiner Entlassung endlich wieder zu Hause war, kam Shin abends zufällig vorbei. Kaum war er da, fiel ich ihm um den Hals.
»Wo warst du denn die ganze Zeit? Ich habe mir schon solche Sorgen gemacht.«
Anscheinend war er ein paar Mal hier gewesen.
»Ich hatte eine Blinddarmentzündung und lag im Krankenhaus. Es hat alles etwas länger gedauert, aber jetzt geht es mir wieder gut.«
»Du hättest mich ruhig anpiepsen können.«
Ich hätte nie versucht, ihn über seinen Pager zu erreichen, aus Angst, dass seine Frau in der Nähe sein könnte. Und so sehr ich mich auch nach seiner Stimme gesehnt hatte, ich hätte ihn deswegen nie angerufen oder meine Hand auch nur nach dem Telefon ausgestreckt.
»Tut mir leid.«
»Schon gut, Hauptsache, dir geht es wieder gut.«
»Hast du Hunger? Soll ich dir was machen?«
»Das wäre toll.«
Weil ich gerade erst aus dem Krankenhaus gekommen war, war mein Kühlschrank natürlich leer. Also kochte ich etwas Reis und bereitete eine Miso-Suppe zu, dann briet ich noch einen Lachs an, der im Tiefkühlfach gewesen war.
»Ich habe leider nicht mehr da.«
»Das macht nichts, ist doch wunderbar.«
»Na gut, jetzt sind wir schon so lange zusammen, doch heute ist das erste Mal, dass du etwas isst, das ich für dich gekocht habe.«
»Sag mal Shoko, fällt dir eigentlich nicht auf, dass ich heute viel Zeit habe?«
»Stimmt, aber ich bin so glücklich, dass du da bist, dass ich gar nicht auf die Zeit geachtet habe. Ist etwas passiert?«
»Meine Frau ist im Krankenhaus.«
»Was?«
»Ja, mein Kind ist da.«
»Oh … herzlichen Glückwunsch«, murmelte ich mit ei-nem steifen Lächeln, während in mir die verschiedensten Gefühle hochkochten und mein Herz fest zusammenschnür-ten.
Das, was Shin
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