Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
vermisst.«
Dann nahm er mich ohne Scheu vor fremden Blicken fest in den Arm. Sein Duft hüllte mich ein wie schon beim ersten Kuss vor einer Woche. Wann hatte mich ein Mann zum letzten Mal so umarmt? Seine Brust war warm.
»Ich habe dich auch vermisst.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Willst du heute mit mir schlafen?«
Ich ließ meinen Kopf an seine Brust sinken und nickte wortlos. Also fuhren wir in das Hotel, in dem er übernachtete. Im Zimmer umarmten wir uns erneut und ließen uns auf das Bett fallen. Obwohl wir uns erst das zweite Mal sahen, hatte ich das Gefühl, als wäre er ein alter Freund. Doch noch in der Umarmung wurde ich unsicher – ich mochte diesen Mann und wusste, dass ich mich wirklich in ihn verlieben konnte, doch gleichzeitig hatte ich ein schlechtes Gewissen wegen Shin. Andererseits konnte ich nicht mit ihm zusammen bleiben.
»Shacho, wo magst du es, berührt zu werden?«
»Hier«, sagte er und legte seine Hand auf sein Herz. Ich setzte mich auf ihn und ließ meine Zunge langsam über seine Brust kreisen.
»Das ist schön«, murmelte er.
Dann liebkoste er mich auf die gleiche Art und glitt schließlich in mich. Der Sex mit ihm war wunderbar, selbst mit Shin, den ich wirklich liebte, hatte ich nichts Vergleichbares erlebt. Für ihn war es anscheinend genauso.
Nach dem Sex nahm er meinen Kopf in seine Hände und sah mich lange an. Ohne jeden Grund war mir das plötzlich so peinlich, dass ich knallrot anlief.
»Beim Sex muss die Chemie stimmen, und das weiß man erst, wenn man miteinander geschlafen hat. Shoko, du warst bis jetzt die beste Liebhaberin, die ich je hatte. Bitte werde meine Geliebte. Ich werde gut für dich sorgen. Denk darüber nach.«
»Ja, aber kannst du mir noch ein kleines bisschen Zeit geben?«
»Du hast doch mit mir geschlafen, weil du mich magst, oder?«
»Natürlich, sonst könnte ich das gar nicht.«
»Wo ist dann das Problem?«
»Ich kann einfach nicht jetzt sofort mit dir zusammen sein.«
»Aber möchtest du denn mit mir nach Hirakata ziehen?«
»Entschuldige, aber das muss ich mir noch überlegen.«
»Ist gut, du wirst deine Gründe haben. Ich verstehe schon«, sagte er dann und zog wieder mehrere Scheine aus seiner Geldbörse.
»Hier, für dich«, sagte er und legte mir das Geld in die Hand. Es waren wieder 500 000 Yen, wie schon beim letzten Mal.
»Du hast mir doch schon genug Geld gegeben«, versuchte ich abzuwehren und wollte ihm das Geld zurückgeben, aber er meinte nur: »Du willst wohl, dass ich dich wieder zum Schweigen bringe?«
Und dann zog er mich an sich und küsste mich.
»Wenn du das machst, dann kann ich dir gar nicht sagen, was ich denke.«
»Soll mir recht sein.«
»Es tut mir wirklich leid.«
»Wieso entschuldigst du dich? Aber das nächstes Mal fährst du mit mir nach Hirakata und dann kaufe ich eine Wohnung für dich, einverstanden?«
Ich dankte ihm für sein Angebot, versprach ihm aber nichts.
Schließlich brachte mich Kuramochi wieder zurück nach Hause, ließ mich aussteigen, und nachdem ich wieder in meiner Wohnung war, telefonierten wir lange Zeit wie beim letzten Mal. Danach legte ich mich auf das Bett. Als mein Blick auf den Schlüssel fiel, der auf dem Nachttisch lag, überlegte ich, was dieser Schlüssel wohl für Shin bedeutete. Tränen schossen mir in die Augen, als ich an ihn dachte. Ich hatte nicht gelogen, als ich Kuramochi gesagt hatte, dass ich ihn sehr mochte, aber ohne eine klärende Aussprache würde ich meine Gefühle für Shin nie ganz unter Kontrolle bringen können. Außerdem gab es da noch eine Sache, die mir sehr zu schaffen machte. Denn wenn ich Kuramochis Angebot annahm, war ich wieder nur eine Geliebte. Warum verliebte ich mich eigentlich immer in Männer, die schon eine Familie hatten? Natürlich wusste ich, dass das falsch war, aber gegen meine Gefühle kam ich einfach nicht an. Wie lange würde ich noch die Geliebte bleiben? Diese Art von Beziehung und Liebe war im Grunde auch sehr leidvoll. Einerseits hoffte ich, dass ich mich leichter von Shin trennen konnte, wenn ich etwas mit Kuramochi anfangen würde, doch andererseits schien es mir unmöglich, Shin aus meinem Herz zu verdrängen. Wenn ich Kuramochis Geliebte würde, dann könnten meine Eltern endlich ein neues Leben anfangen …
Ich fand mich selbst unausstehlich, weil ich mich einfach nicht entscheiden konnte.
Während meine Eltern unter den hohen Schulden litten, war auch Makis Leben nicht einfach, denn ihr Ehemann hielt es in keinem
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