Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
verrückt und konnte es überhaupt nicht nachvollziehen. Ich hatte es auch langsam satt, jeden Tag die gleichen Sätze zu hören wie bei einer kaputten Schallplatte, und spürte auch, dass sich meine Gefühle für ihn veränderten.
Eines Tages rief Otsuka-san mich in der Bar an.
»Ich möchte, dass du heute nach Feierabend jemanden in einem Club triffst. Und du sagst Tanaka kein Wort davon, verstanden?«
Seine Stimme klang nachdrücklich und drohend. Nachdem er mir den Namen und die Adresse der Bar genannt hatte, überlegte ich, wen ich dort wohl treffen sollte. Doch mir fiel niemand ein. Als ich schließlich im Club eintraf, traute ich meinen Augen kaum. Da saß Kuramochi. Ich starrte ihn überrascht an. Dann begann er zu sprechen: »Shoko, man hat mir alles erzählt. Du Arme, du hast ja wirklich einiges durchgemacht. Warum hast du mich denn nie angerufen? Du hättest das alles doch nicht so lange ertragen müssen.«
Ich konnte nichts antworten.
»Nein, es ist meine Schuld, ich hätte schon viel früher den Kontakt zu dir suchen sollen. All das wäre nie passiert, wenn ich dich damals mitgenommen hätte.«
»Es ist nicht deine Schuld, aber ich konnte dich nicht anrufen, eben weil ich in dieser Situation bin. Das kann man doch niemandem erklären.«
»Du machst dir viel zu viele Gedanken, Shoko, aber keine Sorge, jetzt kommst du mit mir.«
Otsuka-san erzählte, dass er sich mit einem Bekannten für ein geschäftliches Gespräch in einem Club verabredet hatte, und dieser Bekannte hatte Kuramochi mitgebracht. Die beiden hatten sich auf Anhieb gut verstanden und irgendwann entdeckt, dass sie mich kannten. Als Kuramochi dann hörte, wie es mir ging, beschloss er, mich zu sich zu nehmen, und bat Otsuka-san, für eine Summe von fünf Millionen Yen (etwa 44 500 Euro) alles Nötige zu regeln.
Kurz nachdem wir uns das letzte Mal gesehen hatten, liefen Kuramochis Geschäfte nicht mehr besonders gut und er hatte eine Weile damit zu tun, alles wieder ins Lot zu bringen. Danach hatte er mich zwar sofort wieder angerufen, hatte mich aber nicht erreichen können. Also war er davon ausgegangen, dass ich mich in jemand anderen verliebt hatte, und hatte versucht, mich zu vergessen – was ihm nicht gelungen war.
Als Kuramochi Otsuka-san alles erzählt hatte, hatte dieser gehofft, endlich einen Weg gefunden zu haben, mich von Tanaka zu befreien, und mich deshalb sofort angerufen.
Ich war wirklich erstaunt, dass Kuramochi mich immer noch liebte und mir sogar anbot, mit ihm zu kommen, gleichzeitig schmeichelte es mir und freute mich sehr. Andererseits irritierten mich die fünf Millionen Yen … das hörte sich fast an, als wollte er mich kaufen. Wie kam er darauf? Liebte er mich wirklich oder hatte er mich von Anfang an als etwas Käufliches, als Ware gesehen? Und was würde aus Tanaka werden, wenn ich mit Kuramochi wegginge? Würden ihn dann alle aus seinem Yakuza-Clan auslachen, weil eine Frau ihn verlassen und somit blamiert hatte? Obwohl Otsuka-san es eigentlich nur gut meinte, würde Tanaka ihn danach hassen, weil er sicher annehmen würde, dass er ihn wegen des Geldes hintergangen hatte.
»Shoko, ich habe Kuramochi gesagt, dass ich sein Geld nicht will, aber er besteht darauf. Ehrenmänner wie er sind heutzutage wirklich selten. Ich kann dir nur raten, mit ihm zu gehen, sonst wirst du nie von Tanaka wegkommen. Und das wäre auch besser für Tanaka. Außerdem hat er noch eine andere Freundin, ein Mädchen von Masae-Mama. Der ganze Clan lacht schon über ihn, weil er ständig nur den Weibern hinterherrennt.««
»Du musst die Verantwortung für deine Taten übernehmen.«
Mir fielen die Worte meines Vaters wieder ein, die er einmal zu mir gesagt hatte.
»Es freut mich wirklich sehr, dass du mich noch liebst, aber ich werde nicht mitkommen.«
»Aber wieso, Shoko?«
Kuramochi und Otsuka-san sahen mich überrascht an.
Ich aber stand auf, verbeugte und verabschiedete mich.
»He Shoko, ist das okay, wenn du jetzt allein nach Hause gehst?«
»Tanaka schläft heute nicht bei mir, keine Sorge«, log ich und wollte gehen. Doch Kuramochi griff nach meiner Hand und meinte: »Wir werden noch etwa eine Stunde hier warten für den Fall, dass du es dir anders überlegst.« Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen und verließ schnell den Club. Ich wusste genau, was mich zu Hause erwarten würde und dass Tanaka mich halbtot prügeln würde. Kaum hatte ich meine Wohnungstür geöffnet, da packte mich Tanaka schon am Kragen.
»Du
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