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Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Titel: Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shoko Tendo
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warst bei Otsuka. Ishimoto hat mir alles gesagt. Was hattet ihr zwei zu besprechen, sag schon!«
    Er hatte »ihr zwei« gesagt, also wusste er wohl nichts von Kuramochi. Ich widersprach: »Ich habe mich nicht mit Otsuka-san getroffen.«
    »Was? Du warst nicht bei ihm?«
    »Hör mal, ich will nicht mehr mit dir zusammen sein. Du hast doch eh noch eine andere. Du brauchst mich ja gar nicht … und mich macht das alles nur fertig.«
    »Eine andere? Aber die ist nur so zum Spaß da. Mit der mache ich sofort Schluss, mit dir aber nie! Niemals!«
    Damit schnappte er sich eine Bierflasche in seiner Reichweite und warf sie mir an den Kopf.
    »Na los, schlag mich doch!«
    »Was hast du gesagt?«
    »Na los, schlag zu!«
    »Ach ja, du willst also mehr?« Dann trat er mir so stark gegen die Brust, dass ich sofort zusammenbrach. Doch er schlug einfach ohne zu zögern weiter. Blut floss aus meinen Ohren, mein Nasenbein war wieder gebrochen und mein Zahnersatz fiel aus meinem Mund. Blut füllte meine Mundhöhle, und ich konnte kaum mehr atmen. Ich krümmte mich auf dem Boden zusammen, aber Tanaka trat und schlug weiter auf mich ein. In meinen Ohren rauschte es laut, dann verlor ich das Bewusstsein.
    »He Shoko! Shoko?«
    Tanakas Stimme weckte mich wieder auf. Ich bekam meine zugeschwollenen Augenlider nur einen Spalt weit auf, sah aber, dass er ganz blass war.
    »Es tut mir so leid, verzeih mir!«
    Er bettelte mich an wie immer.
    »Hau ab.«
    »Shoko …«
    »Lass mich in Ruhe!«
    »Es tut mir so leid, wirklich …«
    Als er die Wohnung verließ, sah Tanaka aus wie ein schuldbewusstes Kleinkind, das von seiner Mutter geschimpft worden war. Ich konnte mich nicht mehr richtig bewegen, schleppte mich aber dennoch in die Unfallklinik in meiner Nähe. Der Arzt riet mir inständig, im Krankenhaus zu bleiben, aber ich wollte nur ambulant behandelt werden, versprach ihm aber, mich regelmäßig untersuchen zu lassen. Dann ging ich wieder nach Hause.
    Am nächsten Morgen rief Otsuka-san mich an.
    »Tanaka hat mir alles erzählt. Warum, Shoko? Warum musstest du das unbedingt allein klären? Es war doch völlig klar, dass das passieren würde. Ich habe dir doch gesagt, dass du es mir überlassen sollst!«
    »Es tut mir leid, es tut mir wirklich leid. Und bitte sagen Sie Kuramochi-Shacho, dass er mich nicht anrufen soll.«
    »Ich werde Kuramochi Bescheid sagen, aber das wäre die Rettung für dich.«
    »Danke, Otsuka-san. Aber ich möchte Kuramochi nicht mehr wiedersehen.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ich werde mit Tanaka Schluss machen.«
    »Das wird schwierig werden.«
    »Vielleicht dauert es eine Zeit, aber ich werde mich von ihm trennen, ganz sicher. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen so viele Unannehmlichkeiten bereitet habe.«
    Dann legte ich auf.
    »Auf Wiedersehen, Kuramochi«, flüsterte ich noch die Worte, die dieser niemals hören würde.
    Kurz vor meinem 22. Geburtstag traf ich beim Einkaufen am Sonntagnachmittag zufällig Yukie.
    »Shoko, hast du kurz Zeit?«
    »Klar, warum?«
    »Mein Freund hat gerade angerufen. Er lässt sich tätowieren und ich soll ihn abholen, wenn er fertig ist. Aber ich will da nicht allein hingehen, magst du nicht mitkommen?«
    »Sicher, aber wenn dein Freund da ist, dann ist das doch nicht so schlimm.«
    »Ja, schon … aber tätowieren sieht so schmerzhaft aus, ich mag da nicht allein sitzen und auf ihn warten.«
    »Ist es denn für ihn okay, wenn ich mitkomme?«
    »Klar. Das Studio ist ganz in der Nähe, komm, gehen wir.«
    Also gingen wir in das Tätowierstudio des Tätowiermeisters.
    Dort bat uns einer der Lehrlinge in einen Wohnzimmer-ähnlichen Wartebereich, wo wir uns auf ein Sofa setzten. Ich blätterte eines der Fotoalben mit Tätowierungen durch, die wahrscheinlich vom Sensei 32
› Hinweis
selbst stammten. Haut war für ihn eine lebende Leinwand – anmutige Karpfen sprangen einen Wasserfall hinauf, fließende Linien stellten Wellen dar … Ich war ja umgeben von Männern aufgewachsen, die tätowiert waren, so auch mein Vater. Deshalb fand ich Tätowierungen wohl nie befremdlich. Auch habe ich schon von Kindesbeinen an gerne gezeichnet und bin sicherlich von den Motiven der Tattoos beeinflusst worden. Doch nichts hatte mich bisher so angesprochen wie die Bilder dieses Tätowiermeisters.
    Sensei: Meister, Lehrer; Honorativ.
    »Hallo, wir können gehen!«
    Yukies Freund kam mit dem Tätowiermeister aus dem hinteren Zimmer und Yukie stellte mich ihnen vor.
    »Guten Tag, Sensei. Das ist

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