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Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Titel: Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shoko Tendo
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Sorgen gemacht, weil ich mir freigenommen hatte. Dann hatte er eine Freundin von mir angerufen und erfahren, dass ich mit Grippe im Bett lag. Deswegen war er extra hierhergekommen, um mir eine Melone 30
› Hinweis
zu bringen.
    Melone: Es gehört in Japan zum guten Ton, bei Krankenbesuchen Obst mitzubringen.
    »Ich habe dir etwas mitgebracht. Du magst doch Obst, Shoko?«
    »Ja, danke.«
    »Hast du schon etwas gegessen?«
    »Nein, ich war den ganzen Tag nur im Bett …«
    »Aber du musst etwas essen, sonst wirst du so schwach. Da wäre eigentlich ein Reisbrei besser als Melone. Darf ich kurz in deine Küche?«
    »Klar, aber …«
    »Na, dann lass mich mal machen. Leg dich ruhig wieder hin, gleich gibt es etwas zu essen.«
    Tanaka zog sein Jackett aus, krempelte die Hemdsärmel hoch und fing ungeschickt zu kochen an.
    »Ich koche sonst nie, tut mir leid, wenn der Reisbrei nicht besonders gut wird.«
    Dabei grinste er unglaublich süß.
    »So, schon fertig!«
    Ich schwankte ein bisschen beim Aufstehen und wäre fast umgefallen.
    »Nein, stehen bleiben!«, rief er, hob mich einfach hoch und setzte mich auf den Stuhl.
    »Vielen Dank.«
    Kraftlos nahm ich den Löffel und aß ein bisschen Reisbrei.
    »Der schmeckt gut.«
    »Das musst du nicht nur aus Höflichkeit sagen.«
    »Nein, der ist wirklich sehr gut.«
    »Na, dann hat sich das Kochen ja gelohnt.«
    Sein Lachen war ansteckend. Nachdem ich aufgegessen hatte, nahm ich meine Medizin. Dann hob er mich wieder hoch und legte mich ins Bett.
    Er blieb die ganze Nacht über bei mir und hielt nur meine Hand. Das erinnerte mich an meine Kindheit, als ich oft krank gewesen war und Mama immer bei mir gesessen und meine Hand gehalten hatte. Vielleicht lag es am Fieber, aber mir schien, dass auch sein Reisbrei ähnlich schmeckte wie der meiner Mutter. Tanakas Hand war groß und warm und ich fühlte mich sicher und geborgen.
    »Ich meine es wirklich ernst, Shoko. Willst du nicht doch mit mir zusammen sein und mich irgendwann vielleicht sogar heiraten?«, fragte er mich als Erstes am nächsten Morgen mit einem flehenden Blick in den Augen. Ich war mir sicher, dass ein Mann wie er mir niemals wehtun würde.
    »Na ja, vielleicht.«
    »Wirklich? Gut, abgemacht!«, rief er glücklich und reckte seine Faust in die Luft wie ein Catcher beim Baseball. Dabei lachte er so unschuldig wie ein kleiner Junge, und ich musste einfach mitlachen.
    Eigentlich kannte ich ihn aber noch gar nicht und wusste nicht, wer er wirklich war und dass er die gleiche Tätowierung wie Maejima auf dem Rücken trug.
    Ein paar Monate später erzählte mir eine Bekannte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Tanaka war bereits verheiratet und ich war nur seine Geliebte. Ich hatte zwar schon den Verdacht gehabt, dass es mindestens noch eine andere Frau in seinem Leben gab, aber an eine Ehefrau hatte ich dabei nicht gedacht, schließlich hatte ich ihm vertraut. Noch am gleichen Tag sprach ich Tanaka darauf an, fest entschlossen, Schluss zu machen: »Ich habe gehört, dass du verheiratet bist.«
    »Was? Das stimmt nicht.«
    »Hast du wirklich geglaubt, dass du das die ganze Zeit über vor mir geheim halten kannst? Ich glaube, es ist besser, jetzt Schluss zu machen.«
    »Nein, bitte, verzeih mir, dass ich dich angelogen habe. Aber wenn ich dir die Wahrheit gesagt hätte, dann hättest du dich doch nie auf mich eingelassen. Ich wollte dich nicht betrügen und ich hätte dir irgendwann alles erzählt … Bitte verzeih mir und überleg dir das Ganze noch mal.«
    »Du machst es mir schwer, dir zu vertrauen.«
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte, denn mittlerweile mochte ich ihn wirklich sehr gerne.
    »Shoko, ich will dich nicht verlieren, versuch doch bitte, mich zu verstehen. Es tut mir so leid …«
    Dann umarmte er mich fest und entschuldigte sich immer wieder.
    »Ich liebe dich … du bist die Richtige, Shoko, nur du«, flüsterte er und weinte. Zum ersten Mal sah ich einen Mann weinen, und seine Worte und Tränen erweichten mein Herz.
    »Eigentlich will ich ja auch nicht Schluss machen, aber …«
    Ich war hin- und hergerissen und akzeptierte es schließlich, machtlos gegen meine Gefühle, wieder einmal nur die Ge-liebte zu sein. Und das war der Anfang der nächsten Hölle: Eifersucht.
    Als ich 21 wurde, veränderte sich Tanakas Verhalten. Er schlief fast jede Nacht bei mir, und wenn er selbst zu viel zu tun hatte, dann schickte er einen seiner jüngeren Yakuza, damit dieser mich zur Bar und wieder nach Hause

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