Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
Spülbecken mit Wasser und Spülmittel und wusch das Geschirr schweigend ab. Das Wasser aus dem Hahn kam mir sehr kalt vor, dabei war es Sommer.
Am nächsten Tag verließen wir gegen Mittag das Haus und fuhren mit dem Taxi zum Krankenhaus. Takamitsu machte sich Sorgen um mich, weil er wieder zurückmusste und ich allein bei Mama sein würde.
»Shoko, du musst tapfer bleiben«, meinte er und klopfte mir sanft auf die Schulter. Bevor er ging, sah er meiner Mutter ernst ins Gesicht, dann fuhr er zurück nach Yokohama.
Eine Woche nach dem Schlaganfall ging der süße Duft meiner Mutter langsam verloren und verwandelte sich in üblen Gestank, der von Tag zu Tag schlimmer wurde. Wenn ich mich Mamas Gesicht näherte, war der Gestank so schrecklich, dass ich mich abwenden musste. Sie war nicht die einzige Patientin, die bewusstlos im Bett lag, aber war das bei den anderen auch so? Mussten die anderen Familien auch diesen Gestank ertragen? Diese Frage ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Eines Tages kamen zwei Krankenschwestern und ein Pfleger zum ersten Morgenrundgang. Sie standen neben dem Bett meiner Mutter und unterhielten sich: »Wollen wir nachher zum Karaoke?«
»Ach, dein Gekrächze will ich echt nicht hören.«
»Ne wirklich nicht, es sei denn, du bezahlst uns dafür.«
Die beiden Schwestern kicherten.
»Na so schlimm bin ich auch nicht, kommt schon, ich lade euch ein.«
»Okay, okay«, erwiderte die eine lässig und ging kurz in die Knie, um auf das Elektrokardiogramm der Lungenmaschine zu sehen.
»Keine Änderung.«
Sie ließ die Werte noch von den beiden anderen überprüfen, dann schickten sich alle drei an, das Zimmer zu verlassen.
»Halt, stehen bleiben! Wieso behandeln Sie meine Mutter so, als wäre sie schon tot? Sind Sie verrückt geworden?«, brüllte ich los.
»Äh, das war nicht so gemeint … «, die drei wurden ganz blass, schüttelten entschuldigend den Kopf und machten abwehrende Gesten mit den Händen.
»Ach, das war nicht so gemeint? Das glauben Sie doch selber nicht!«
Ich holte mit meiner rechten Hand aus.
»He, Shoko, was machst du da? Schluss jetzt!«
Mein Vater packte von hinten mein Handgelenk.
»Lass mich los!«
»Was glaubst du eigentlich, wo du hier bist?«, schrie er mich an. Da fiel mir ein, wie traurig meine Mutter sein würde, wenn sie mich hier in irgendwelchen Streitereien sehen könnte.
»Geh zurück in das Zimmer!«, befahl mein Vater und ließ meine Hand los.
»Was stehen Sie hier noch so blöd rum? Hauen Sie ab!«
Ich schlug mit aller Kraft gegen die Wand und trat gegen die Tür.
»Entschuldigen Sie bitte, sie ist eben sehr heißblütig, vielleicht sollte sie etwas von diesem Blut spenden, um sich wieder zu beruhigen.«
»Bitte verzeihen Sie«, murmelten alle drei mit einem Zittern in der Stimme, verbeugten sich und verließen das Zimmer.
»Shoko, was sollte das denn?«
Papas Stuhl knirschte beim Hinsetzen.
»Die standen neben Mama und haben über Karaoke geredet und herumgealbert.«
»Das zeugt nicht gerade von großem Taktgefühl …«
»Sonst hätte ich mich ja auch nicht so aufgeregt.«
»Ich kann verstehen, dass dich das ärgert, aber denk daran, wo wir hier sind. Lass dich von solchen Idioten nicht provozieren.«
»Du hast ja recht«, gab ich zu, senkte meinen Blick und entdeckte dabei, dass meine rechte Hand blutverschmiert war.
»Shoko, ich muss heute nicht arbeiten, willst du nicht nach Hause fahren?«
Er stützte sich auf die Bettkante und sah Mama ins Gesicht.
»Nein, ich bleibe heute Nacht hier.«
»Das kann ich doch auch.«
»Du kannst ruhig nach Hause fahren, Papa.«
Da in dem Zimmer nur ein schmales Sofa stand, hätte sich einer von uns beiden mit den Sofapolstern auf den Boden legen müssen, und dem anderen wäre das harte Sofa geblieben. Für Vater wäre aber sowohl das eine wie auch das andere nicht zumutbar gewesen, also schickte ich ihn am späten Nachmittag nach Hause.
Ein paar Tage später entdeckte ich, als die Windeln gewechselt wurden, dass die Oberschenkel meiner Mutter teilweise wund waren.
»Schwester, könnten Sie dort vielleicht eine entzündungshemmende Salbe auftragen?«, bat ich und zeigte auf die Stelle.
»Eine Salbe? Ach, das ist nicht nötig. Tendo-san ist ohne Bewusstsein, sie spürt weder Schmerzen noch Juckreiz.«
»Das weiß ich auch, aber nehmen wir mal an, dass jemand aus Ihrer Familie hier läge, würden Sie es dann hinnehmen, dass er so schlecht behandelt wird?«
»Äh …«, sie fing an zu
Weitere Kostenlose Bücher