Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)
nachdem wir uns getrennt hatten, warum aber hatte er mich bis zum bitteren Ende nur gequält und verletzt?
Tanakas Schweiß, der auf meine Stirn tropfte … die Erinnerung ließ mich schaudern. Es gab nichts mehr, was mich in der Stadt, in der ich aufgewachsen war, hielt.
Nachdem wir in Yokohama angekommen waren, machten wir uns auf den Weg zu Maki. Unsere Schritte hallten auf der eisernen Außentreppe des alten, zweistöckigen Holzhauses, dann klingelten wir an der Tür.
»Schön, dass ihr da seid. Kommt rein.«
Ihre Wohnung war winzig, zwei kleine Zimmer, die von einer Papierschiebetürwand getrennt waren. Im kleineren lehnte ein Kotatsu-Heiztisch an der Wand und auf einem Regal stand der Fernseher. Es lief gerade Werbung, mehrere Figuren tanzten herum, aber ich konnte nicht erkennen, ob es Hasen oder Bären waren.
»Shoko, du bist ja schwer verletzt! Du musst dich bei mir erst mal eine Weile erholen.«
»Nein, das geht nicht. Gibt es hier irgendwo Arbeit für mich?«
»Na ja …«, fing Maki an und warf einen flüchtigen Blick auf Takamitsus linke Hand. Da meinte Icchan: »Lass mich nur machen. Ein Bekannter von mir ist Manager in einer Spielhalle. Die haben gerade ein paar Stellenanzeigen laufen. Ich rede mal mit ihm.«
»Ja, das würde uns wirklich weiterhelfen.« Ich legte meine Hand auf Takas Knie. »Wir haben nämlich kaum mehr Geld und müssen deshalb schnell Arbeit finden.«
Im Moment hatten wir zusammen nicht einmal 10 000 Yen (etwa 90 Euro). Also rief Icchan bei der Spielhalle an und wir bekamen beide Termine für ein Vorstellungsgespräch. Dann drückte mir Icchan noch ein Sportwettenblatt in die Hand, auf dem in der Rubrik für Pferderennen rote Markierungen angebracht waren. Es überraschte mich nicht wirklich, aber offenbar war er immer noch nicht von seiner Spielsucht losgekommen. Wir fuhren mit Bus und Bahn zur Spielhalle und erklärten dem Manager unsere Situation. Dann baten wir ihn, in eine der Mitarbeiter-Wohnungen ziehen zu dürfen. Er erlaubte mir, mich einen Monat lang zu Hause zu erholen. Bis ich den Gips loshatte und meine Narben besser aussahen, sollte ich als Aushilfe im Büro arbeiten, später sollte ich dann am Empfang stehen. Takamitsu wurde sofort als Mitarbeiter in der Halle angestellt.
Unser neues Leben begann in unglaublicher Armut. Bis wir unser erstes Gehalt bekamen, hatten wir kein Geld und versuchten, Ausgaben zu vermeiden, indem wir gebrauchte Dinge wiederverwendeten, so zum Beispiel Automatenplastikbecher. Auf dem Weg zur Arbeit liefen wir an einem leer stehenden Haus vorbei. Eines Tages entdeckte ich dort inmitten von Holzabfällen einen viereckigen Spiegel. Ich nahm ihn mit nach Hause, stapelte ein paar Zeitschriften aufeinander, stellte den Spiegel darauf und nutzte die Konstruktion als Kosmetiktisch. Der Rand des Spiegels war teilweise schon abgebröckelt oder schwarz, und das Bild, das er zeigte, war nur unscharf und trübe.
Wir hatten also gar keine andere Wahl, als schwer zu arbeiten, ganz egal, wie anstrengend es auch war. Als ich eines Tages eine Kiste Saft trug, bekam ich plötzlich starke Schmerzen im Unterleib und fing an zu bluten. Ich bat den Manager um Erlaubnis und ging zum Arzt, um mich untersuchen zu lassen.
»Takamitsu-san, Sie stehen kurz vor einer Fehlgeburt. Sie gehören ins Bett.«
Die Worte des Arztes ließen mich erstarren. Ich konnte es mir nicht leisten, mich ins Bett zu legen, selbst wenn ich es gewollt hätte. Wir durften nur unter der Bedingung in der Wohnung bleiben, dass wir beide arbeiteten. Wenn ich aber nicht mehr arbeiten konnte, hieße das, dass wir aus der Wohnung ausziehen müssten, und dann würden wir auf der Straße stehen. Und wir hatten kein anderes Zuhause, in das wir zurückkehren konnten.
Als ich vom Krankenhaus zurückkam und wieder bei der Arbeit war, fragte der Manager besorgt, was der Arzt gesagt hätte.
Nachdem ich es ihm erzählt hatte, suchte er mir eine günstige Klinik heraus und gab mir einen Zettel mit Namen, Adresse, Telefonnummer und Umgebungsplan der Klinik. Ich ging sofort hin. Die Klinik befand sich neben einem alten Gebäude mit verschiedenen Geschäften. Für ein medizinisches Institut wirkte sie extrem unhygienisch und schlecht ausgestattet. Es gab dort nur einen ziemlich alten Arzt und eine Schwester. Nach der Untersuchung meinte der Arzt: »Sie laufen Gefahr, eine Fehlgeburt zu haben, aber wenn Sie im Bett bleiben, können Sie das Baby vielleicht retten.«
Er sprach langsam und freundlich,
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