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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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gnadenlosen Licht unterstrich nur sein ungesundes Aussehen.
    Mein Gott, ich sehe aus wie ein Toter.
    Er griff zum Rasierwasserfläschchen und schüttete sich reichlich davon ins Gesicht. Etwas ging daneben, und die alkoholische Flüssigkeit brannte ihm auf den Lippen. Er kämmte sich das schüttere Haar und sprühte Deo unter die Achseln. So präpariert fühlte er sich einem weiteren Abend gewachsen.
    Im Schlafzimmer lagen die Kleidungsstücke in chronischer Unordnung verstreut. Früher war regelmäßig eine Putzfrau gekommen und hatte ihm die Wohnung jedes Mal in einer notdürftigen Ordnung hinterlassen, die er in kürzester Zeit zunichte zu machen pflegte.
    Jetzt erlaubte es ihm seine finanzielle Situation nicht mehr, eine Haushaltshilfe zu bezahlen. Es war schon eine Leistung, dass sie ihn noch nicht hinausgeworfen hatten, wo er doch bereits vier Monate mit der Miete im Rückstand war.
    In letzter Zeit war es wirklich schlecht für ihn gelaufen. Auch am gestrigen Abend hatte er im Casino von Menton eine schöne Stange Geld gelassen. Noch dazu nicht sein eigenes. Er hatte noch einmal einen Vorschuss von Bikjalo erbeten, der zwar erst ordentlich maulig war, aber schließlich doch seine Börse aufgeschnürt und ihm unwillig einen Scheck ausgestellt hatte. Er hatte ihm das Papier angewidert zugeschoben und damit klar gemacht, dass es wohl der letzte war.
    Mit dieser Summe hätte er einige besonders kritische Fälle seiner desolaten finanziellen Lage regeln können. Da war die Miete, diese absolut lächerliche Miete, der Preis für zwei stinkende Zimmer in einem Mietshaus in Nizza, vor dem sich sogar die Kakerlaken ekelten. Das war einfach nicht zu glauben. Der Vermieter lauerte ihm auf 233

    wie in einem amerikanischen B-Movie. Oder wie in einer Komödie von Laurel und Hardy.
    Die Credit Agricole hatte ihm das Auto gepfändet, nachdem er ab der dritten Leasingrate keine einzige mehr bezahlt hatte. Zum Teufel auch mit denen. Zum Teufel mit Monsieur Plombier, diesem Arschgesicht, der ihn wie einen Bettler behandelt hatte, als er sich bei ihm beschweren wollte. Und dann hatte er noch seine Kreditkarte und das Scheckbuch einkassiert.
    Doch das war nicht seine größte Sorge. Wahrscheinlich. Er schuldete diesem Verbrecher Maurice eine ganze Stange Euro, eine Summe, die er geliehen hatte, als das Geld noch Franc hieß. Er hatte dieses Loch immer wieder mit irgendwelchen improvisierten Überweisungen gestopft, aber die Geduld des Scheißkerls würde nicht ewig währen. Alle wussten, wie es mit denen endete, die ihre Schulden bei diesem Kotzbrocken nicht bezahlten. Da gab es Gerüchte, die alles andere als Vertrauen weckten. Es waren nur Gerüchte, aber in diesem speziellen Fall hatte Laurent den unguten Verdacht, dass was dran sein könnte.
    Er setzte sich aufs Bett und raufte sich die Haare. Er blickte sich um. Was er sah, ekelte ihn an. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er tatsächlich in diesem mäuseverseuchten Loch lebte.
    Maurice hatte sich im Gegenzug für den Kredit sein schönes Apartment auf der Acropolis genommen, doch die Zinsen für seinen Rückstand stiegen so schnell, dass er ihn schon bald bei den Eiern packen würde, und sei es nur aus purer Freude an seiner Sopranstimme.
    Er zog sich mehr schlecht als recht an, fand eine Hose und ein Hemd, wenn schon nicht im Stapel mit den sauberen, so doch in dem mit den weniger schmutzigen Sachen. Unter dem Bett fand er die Socken von gestern. Er hatte nicht den blassesten Schimmer, wie sie da hingekommen waren. Er erinnerte sich ja nicht einmal mehr, sich gestern Abend ausgezogen zu haben. Der Schlafzimmerschrank warf ihm mit Hilfe des obligatorischen Spiegels möblierter Zimmer sein bekleidetes Ebenbild zurück, das nicht viel besser war als das aus dem Badezimmer.
    Vierzig Jahre. Und er war in diesem Zustand. Wenn er sich nicht zusammenriss, endete er bald als Clochard. Er hätte nicht einmal das Geld, um sich Rasierklingen zu kaufen. Immer unter der Voraussetzung, dass sich nicht Maurice einschaltete und die Sache auf seine Weise zu Ende brachte …
    234

    Dabei hatte er gestern ganz deutlich das Glück auf seiner Seite gespürt. Pierrot hatte ihm einige Zahlen gegeben, und normalerweise hatten Pierrots Zahlen Glück. Schon ein paarmal war er dank »Rain Boy« mit einem breiten Lächeln von einem Ohr zum anderen aus dem Casino gekommen. Doch jedes Mal hatte sich alles in Luft aufgelöst, unbemerkt, wie jedes leicht verdiente Geld.
    Bikjalos Scheck hatte er bei

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