Ich Töte
würde seiner Gesundheit gut tun und ihm den Kopf frei machen, ihn von Plombiers Gesicht und seiner beschissenen Bank erlösen.
Vadim trat aus dem Schatten der Hausecke. Er war so schnell, 238
dass er ihn nicht kommen sah. Noch bevor er recht verstand, wie ihm geschah, fühlte er, wie er den Boden unter den Füßen verlor, und einen Augenblick später wurde er schon an die Wand gedrückt, von einem Arm, der ihm die Luft abschnürte, während ihm der Atem des Mannes den Gestank von Knoblauch und Porree ins Gesicht pustete.
»Nanu, Laurent, wie kommt es, dass du deine Freunde vergisst, sobald du Ärger hast?«
»Aber wovon redest du denn, du weißt doch, dass ich …«
Eine Bewegung des Armes, der seinen Hals abdrückte, machte seinem Protest ein Ende und verschlug ihm den Atem.
»Erzähl keinen Scheiß, mein Junge. Du hast gestern in Menton einen Haufen Schotter verpulvert, ohne daran zu denken, dass du in Wirklichkeit die Kohle von Maurice verspielst.«
Vadim Rohmer war die verdammte Seele von Maurice, sein gewalttätiger Arm, der Vollstrecker. Er selbst, dicklich und schlaff, wie er war, könnte niemals einen Menschen schnappen und ihm so den Arm herumdrehen, bis ihm die Tränen kamen. Oder ihn gegen eine Mauer stoßen und ihm den rauen Putz so stark über die Haut schrappen lassen, dass er hinterher Kopfschmerzen bekam.
Er nicht, Vadim schon, der hässliche Bastard. Und ein Bastard war auch der Typ gewesen, der ihm gestern Abend den Scheck eingelöst hatte, in jener Bar am Casino. Ganz sicher war er es gewesen, der ihn verpfiffen und ihm die Hölle auf den Hals geschickt hatte.
Laurent hoffte nur, dass Vadim ihn genauso in die Mangel genommen hatte, wie es ihm jetzt bevorstand.
»Ich …«
»Nix da ›ich‹, du dummer Hungerleider. Es gibt da ein paar Sachen über Maurice und mich, die du ganz offensichtlich noch nicht kapiert hast. Nämlich, wie ungern er wartet und ich folglich auch.
Mir scheint, wir müssen deine Erinnerung ein bisschen auffrischen.«
Der Schlag in den Magen raubte ihm den Atem. Er fühlte eine Welle der Übelkeit aufsteigen, die einen sauren Geschmack in seinem trockenen Mund hinterließ. Seine Beine gaben nach. Vadim zog ihn mühelos wieder hoch und hielt ihn mit eisernem Griff an seinem Hemdkragen aufrecht.
Er sah, wie sich die rechte Faust dieses Verbrechers hob. Er wusste, dass sein Gesicht die Zielscheibe sein und der nächste Schlag ihn mit brutaler Gewalt an die Wand krachen lassen würde.
Er schloss die Augen und versuchte, sich angespannt gegen den Schlag zu wappnen.
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Er kam nicht.
Er schlug die Augen wieder auf, als er merkte, dass der Griff um seinen Hals sich lockerte.
Ein großer, kräftiger Mann mit kurz geschnittenem, hellbraunem Haar stand hinter Vadim, hatte seine Haarwurzeln an den Schläfen fest im Griff zwischen Zeigefinger und Daumen und zog ihm den Kopf brutal nach oben.
Vor Überraschung und Schmerz hatte Vadim seinen Griff gelockert.
»Was zum Teufel …«
Der Mann ließ Vadims Haare los, der sofort einen Schritt zurück machte, um sich gegen den Neuankömmling zu verteidigen. Er musterte ihn von Kopf bis Fuß. Das Hemd spannte über den Muskeln, und in seinem Gesicht war nicht das kleinste Zeichen von Angst zu erkennen. Dieser Typ roch nach wesentlich mehr Ärger als der harmlose und schwächliche Laurent. Besonders die Augen, die vollkommen gleichgültig auf ihn herabstarrten, als führe er nichts Gewalttätiges im Schilde, sondern wolle lediglich eine Auskunft von ihm.
»Sehr gut, ich sehe, die Verstärkung ist eingetroffen«, sagte Vadim mit nicht ganz so sicherer Stimme, wie er es wollte.
Er versuchte, den Schlag, den er eigentlich Laurent zugedacht hatte, gegen den Mann ihm gegenüber zu richten. Die Reaktion kam blitzartig. Statt zurückzuweichen, parierte sein Gegner den Schlag mit einer schnellen Kopfbewegung, machte einen kleinen Schritt nach vorn und klemmte seine Schulter unter Vadims Achsel. Dann umschlang er ihn mit beiden Armen und drückte ihn mit dem ganzen Gewicht seines Körpers nach unten.
Laurent hörte ganz deutlich das Geräusch der Knochen, die mit einem so trockenen Krack nachgaben, dass er eine Gänsehaut bekam. Vadim stieß einen Schrei aus, sackte nach vorn und hielt sich den verletzten Arm. Der Mann wich zurück, vollzog eine geschmeidige Drehung, wie eine Pirouette, um den nächsten Schlag zu landen.
Sein Fuß traf seinen Widersacher direkt ins Gesicht und ließ Blut aus seinem Mund spritzen. Vadim fiel ohne
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