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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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einem Typen eingelöst, den er kannte, weil er immer am Casino rumhing und genau auf Leute wie ihn wartete, Menschen mit diesem fiebrigen Schimmer in den Augen, denen es vertraute Gewohnheit war, dem Hüpfen der kleinen Kugel im Rad zu folgen. Er hatte ein schönes Sümmchen Provision, wie dieser Gauner es nannte, abgezogen, doch am Ende war Laurent bester Dinge in den großen Saal eingetreten, ohne zu ahnen, dass er einen weiteren Quadratmeter seines Weges in die Hölle pflastern würde.
    Eine Katastrophe. Nicht ein einziger guter Wurf, kein Pferd, keine einzige Sechs. Nichts. Der Croupier schob mechanisch, mit dem routiniert professionellen Gesicht aller Croupiers seine Chips einen nach dem anderen zusammen. Nur eine Umdrehung des Roulettes, einen Wurf der kleinen Kugel später, und die gewandten Hände dieses Schurken schickten die bunten Jetons denen des vorigen Wurfes hinterher. In seinem speziellen Fall ins Nichts.
    In Wirklichkeit verachteten die Croupiers die Verlierer. Und ihm stand es förmlich auf die Stirn geschrieben, dass er ein Verlierer war.
    Keine fiche eines Trinkgelds pour les employes, die normalerweise mit einem plein einherging.
    Alles in Luft aufgelöst. Hätte er das Geld im Kamin verbrannt, hätte er noch mehr davon gehabt. Nur dass er jetzt nicht einmal mehr einen Kamin besaß. Vor dem, der mal seiner gewesen war, wärmte sich nun Maurice oder wer weiß wer sonst noch die Hände, zum Teufel mit ihm.
    Er erhob sich vom Bett und machte sich daran, den Computer einzuschalten, den er auf einer eher wackeligen Schreibtischkonstruktion im Schlafzimmer aufgebaut hatte. Ein superschneller PC, den er selbst eingerichtet hatte, mit einem 1600 Megahertz Pentium IV Prozessor, einem Gigabyte RAM und zwei Festplatten mit jeweils 30 Gigabyte. Zumindest der war ihm noch geblieben. Ohne den Rechner hätte er sich endgültig verloren gefühlt. Darauf waren seine Notizen, seine Ablaufpläne für die Sendung, die Sachen, die er schrieb, wenn ihn die Melancholie überkam. Was praktisch immer 235

    geschah in letzter Zeit. Und da war das Surfen im Internet, eine virtuelle Flucht aus der realen Tretmühle, in der er lebte.
    Als der Rechner hochgefahren war, bemerkte er, dass er eine Nachricht in der Mailbox hatte. Er machte sie auf. Sie enthielt eine sehr lakonische Mitteilung eines ihm unbekannten Absenders in einer schönen Schrifttype:
    Geldsorgen? Der Onkel aus Amerika ist angekommen …
    Er fragte sich, wer wohl der Blödmann war, der sich diesen Scherz mit ihm erlaubt hatte. Ganz sicher einer seiner Freunde, die seine Lage kannten.
    Aber wer? Jean-Loup? Bikjalo? Irgendjemand aus dem Sender?
    Und dann, was sollte das heißen, »der Onkel aus Amerika«? Einen Moment lang dachte er an den Amerikaner, den FBI-Agenten, diesen Typen, der an dem Mordfall arbeitete. Einer, dessen Augen ihm eine noch schlimmere Gänsehaut bereiteten als die Stimme im Radio. Vielleicht wollte er ihn unter Druck setzen. Doch eigentlich schien er nicht die Sorte Mann zu sein, die zu solch schmutzigen Tricks griff. Das war eher einer, der dich an die Wand drängt, dich festnagelt und nicht lockerlässt, bis er alles von dir bekommen hat, was er wollte.
    Jetzt kam ihm wieder diese ganze Geschichte in den Sinn. Die Stimme im Radio war das reinste Manna für Jean-Loup. Er war gerade dabei, berühmter zu werden als die Beatles. Es ging ihm ziemlich schlecht dabei, aber wenn der Mörder erst einmal gefasst wäre, würde er im Triumphmarsch daraus hervorgehen. Der Junge setzte zu einem echten Höhenflug an, während er mit der Nase nach oben am Boden hocken bleiben und ihm beim Fliegen zusehen würde.
    Wie ein Stück Scheiße. Er durfte gar nicht daran denken, dass er es gewesen war, der ihn ins Radio gebracht hatte, nachdem er ihn zufällig vor dem Café de Paris kennen gelernt hatte, auf der Place du Casino vor ein paar Jahren. Er war Zeuge der kleinen Episode geworden, die diesem Landstreicher später sein schönes Haus in Beausoleil beschert hatte. Sie hatten es erst ein paar Jahre später erfahren, dass der Hund dieser alten Schachtel in Wirklichkeit ein Sechser im Lotto gewesen war.
    Immer dasselbe mit ihm. Er guckte zu, wie andere Glück hatten.
    Dastehen und zusehen, wie irgendjemand von einem Lichtstrahl getroffen wird, der, wäre seine Bahn nur um einen Meter abgelenkt 236

    worden, genauso gut ihn hätte erwischen können.
    Nach der Rettung des Hundes hatte er zu diesem dunkelhaarigen Jungen mit den grünen Augen, der etwas

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