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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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er sehr viel darüber zu wissen und Musik sehr zu lieben scheint. Die Musik muss für diesen Mann eine Art primären Zufluchtsort darstellen, eine Art mentales Versteck. Auf der anderen Seite mündet der Gebrauch dieses Mittels, uns einen Hinweis zu liefern, ein Indiz auf sein nächstes Opfer, in ein Spiel, bei dem die Musik zerstört und zu einer Waffe wird, mit der er uns herausfordert. Er fühlt sich uns überlegen, obwohl das, was ihn dazu 226

    treibt, all dies zu tun, auf einem Gefühl der Frustration und der Unterlegenheit basiert. Sehen Sie? Wieder ›einer und keiner‹ …«
    Hulot hob die Hand.
    »Bitte sehr, Kommissar.«
    »Die Tatsache, dass er bei seinen Opfern einen Teil der Anatomie entfernt, welches Ziel könnte, abgesehen von der psychologischen Motivation, diese Handlung Ihrer Meinung nach haben? Besser gesagt, was macht er mit den Gesichtern dieser armen Menschen?
    Wozu braucht er sie ?«
    Schweigen machte sich im Zimmer breit. Diese Frage hatte jeder von ihnen sich schon mehrfach gestellt. Jetzt war sie laut ausgesprochen, und diese Pause deutete darauf hin, dass bisher niemand auch nur die Andeutung einer Antwort gefunden hatte.
    »Tja, darüber kann ich, wie jeder von uns, nur Hypothesen formulieren, und alle wären im Moment gleichermaßen glaubwürdig
    …«
    »Könnte es jemand sein, der unter einem schrecklichen Äußeren leidet, jemand, der sich deshalb an seinen Opfern rächt?«, fragte Morelli.
    »Sicher, möglich ist das. Aber bedenken Sie, dass ein abstoßendes oder sogar monströses Aussehen schon an sich ziemlich auffällig ist. Eine so abstoßende, physische Erscheinung regt die Fantasie der Menschen an, ganz nach dem Prinzip ›hässlich gleich böse‹. Wenn hier in der Gegend irgendeine Art von Frankenstein unterwegs wäre, hätte uns ganz sicher schon jemand darauf hingewiesen. So einer bleibt nicht unbemerkt.«
    »Aber mir scheint das doch ein Aspekt zu sein, den wir nicht von vornherein ausschließen sollten«, griff Durand mit seiner dunklen Stimme ein.
    »Sicher, das nicht. Nur trifft das leider auf alle Aspekte zu.«
    »Danke, Doktor Cluny.«
    Roncaille schloss fürs Erste diesen Teil der Analyse ab und wandte sich an Inspektor Gottet, der bis jetzt schweigend zugehört hatte.
    »Bitte sehr, Inspektor.«
    Gottet begann mit leuchtenden Augen von seinen Möglichkeiten zu sprechen, ganz erfüllt vom heiligen Feuer der Effizienz.
    »Wir haben alle möglichen Gründe untersucht, aus denen es scheitern könnte, die eingehenden Telefonate des ›US‹ abzufangen.«
    Gottet sah Frank direkt in die Augen. Frank musste schon wieder 227

    lächeln und konnte es nur mit Mühe unterdrücken. Gottet war wirklich ein Fanatiker. Der Begriff »US« war eine Abkürzung für
    »unknown subject«, die normalerweise bei Ermittlungen in den USA verwendet wurde, hier jedoch vollkommen unüblich war.
    »Erst seit kurzem steht uns ein neues System zur Überwachung von Mobiltelefonen zur Verfügung, das DCS 1000, auch bekannt unter dem Namen ›Carnivore‹. Wenn ein Telefonat über diesen Weg hineinkommt, gibt es keine Probleme …«
    Frank hatte in Washington bereits davon gehört, als sich das System noch im Experimentierstadium befand. Er war nicht auf dem Laufenden darüber, dass es schon eingesetzt wurde. Das hieß aber nichts, denn es gab im Moment viele Dinge, über die er nicht auf dem Laufenden war. Gottet fuhr in seinen Ausführungen fort.
    »Was den Eingang von Anrufen aus dem Festnetz angeht, so können wir uns direkt ins Computersystem des Senders einklinken, welches die Telefonzentrale verwaltet, und können so jeden Kontakt zum System überwachen, indem wir das Signal identifizieren, egal, ob es von den Telefongesellschaften oder auf die eine oder andere Weise aus dem Web hereinkommt …«
    Er machte eine Kunstpause, ohne jedoch die magnetisierende Wirkung Clunys zu erreichen.
    »Wie Sie alle wissen, kann man sich mit den geeigneten Programmen und ein wenig Geschick aus dem Internet unbemerkt ins Telefonnetz einwählen. Zumindest, solange am anderen Ende nicht jemand sitzt, der ebenso gut, wenn nicht sogar besser ist. Daher haben wir die Mitarbeit eines Hackers gewonnen, der die Seiten gewechselt hat. Er verdient sein Geld heute als freier Berater zur Abwehr von Hackerangriffen. Gelegentlich kooperiert er mit der Polizei, und im Gegenzug haben wir ein Auge zugedrückt, was verschiedene seiner früheren Streiche betrifft. Für diese Ermittlungen haben wir die besten Technologien

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