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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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dem Priester, das Gesicht in Schmerz erstarrt, eine willenlose Heimkehr an die Gräber von Mann und Sohn. Neben ihr die Schwester und ihr Ehemann, die überstürzt aus Carcassonne hergereist waren, nachdem sie die Nachricht vom Tod des Schwagers erhalten hatten.
    Die Begräbnisfeier fand in privatem Rahmen statt, so, wie es Nicolas’ Wunsch gewesen war. Dennoch war eine kleine Menschenansammlung zur Beerdigung auf den Friedhof in Eze Village gekommen. Etwas abseits und erhöht gegenüber der Grube, die für das Grab ausgehoben worden war, stand Frank und beobachtete die Menge um den jungen Priester herum, der sein Amt trotz des Regens mit entblößtem Haupt verrichtete.
    Freunde waren gekommen, Bekannte, die Einwohner von Eze, alle Personen, die den Mann, dem sie jetzt die letzte Ehre erwiesen, kennen und schätzen gelernt hatten. Wahrscheinlich waren auch ein paar Zaungäste dabei.
    Morelli war da, und sein Gesicht war von einem so tiefen Schmerz erfüllt, dass es Frank überraschte. Roncaille und Durand vertraten offiziell das Fürstentum, ebenso waren alle Mitarbeiter der Sûreté gekommen, die dienstfrei hatten. Direkt gegenüber von seinem Standort sah er Froben, der seinen Kopf auch nicht bedeckt hatte. Hinter dem Kommissar standen Bikjalo, Laurent, Jean-Loup, Barbara und ein großer Teil der Mannschaft von Radio Monte Carlo.
    Sogar Pierrot und seine Mutter waren da, etwas abseits.
    Die gleichmacherische Gier der wenigen anwesenden Journalisten konnte von einer im Übrigen nicht unverzichtbaren Gruppe Poli397

    zisten abgeblockt werden. Der Tod eines Menschen bei einem Verkehrsunfall war zu banal, um wirklich interessant zu sein, auch wenn es sich um den Kommissar handelte, der zunächst an den Ermittlungen im Fall Keiner beteiligt war und später des Auftrags enthoben wurde.
    Frank sah den Sarg von Nicolas Hulot. Er verschwand langsam in der Grube, die wie eine Wunde in die Erde gegraben war, und das Regenwasser vermischte sich mit dem Weihwasser zu einer gemeinsamen Segnung durch den Himmel und die Menschen. Zwei Friedhofshelfer in grünem Ölzeug begannen, Erde von der Farbe des Sarges in die Grube zu schaufeln.
    Frank blieb stehen, bis die letzte Schaufel auf der nunmehr randvollen Grube landete. Ganz langsam würde man die Erde einebnen, und dann würde jemand, der dafür bezahlt wurde, einen Grabstein aus Marmor darauf setzen wie bei dem Grab daneben, und eine Inschrift würde besagen, dass sich Stephane Hulot und sein Vater Nicolas nun wiedergefunden hätten.
    Der Priester sprach den letzten Segen, und alle schlugen ein Kreuz.
    Trotz allem schaffte Frank es nicht, das Wort »Amen« auszusprechen.
    Bald darauf löste sich die Menschenmenge auf. Wer der Familie nahe stand, sprach der Witwe sein Beileid aus, bevor er sich entfernte. Während Celine von den Merciers umarmt wurde, erblickte sie ihn. Sie grüßte Guillaume und seine Eltern, empfing die hastigen Beileidsbekundungen von Durand und Roncaille, drehte sich um und flüsterte ihrer Schwester etwas zu, welche sie allein ließ und zu ihrem Mann am Friedhofseingang ging. Frank beobachtete, wie sich die graziöse Gestalt Celines ihm näherte, in ihrem ruhigen Gang, mit den geröteten Augen, die sie nicht hinter einer dunklen Sonnenbrille verbarg.
    Ohne ein Wort zu sagen, flüchtete sie in seine Umarmung. Endlich ließ sie sich gehen, und er spürte auf seiner Schulter ihr leises Weinen, bis sie ihren Tränen Einhalt gebot, ohne ihre kleine, zerbröckelte Welt wieder aufbauen zu können.
    Celine löste sich von ihm und sah ihn an. Wie eine glühende Sonne funkelte in ihren Augen der grelle Stern des Schmerzes.
    »Danke, Frank. Danke, dass du hier bist. Danke, dass du es warst, der es mir gesagt hat. Ich weiß, wie viel Überwindung dich das gekostet hat.«
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    Frank sagte nichts. Nach dem Telefonat mit Morelli hatte er sich von Helena verabschiedet und war nach Eze zu Nicolas’ Haus gefahren. Fünf lange Minuten hatte er vor der Tür der Hulots gestanden, bevor er den Mut aufbringen konnte zu läuten. Als Celine die Tür öffnete, den Saum des dünnen Morgenmantels über dem Nachthemd zusammenhaltend, hatte sie, kaum dass sie ihn sah, sofort begriffen.
    Schließlich war sie die Frau eines Polizisten. Eine solche Szene musste sie sich schon ausgemalt, sie wie eine traurige Möglichkeit vorweggenommen haben, auch wenn sie das Bild wie eine böse Vorahnung immer verdrängt hatte. Und nun stand Frank hier, auf der Türschwelle, mit einem Schmerz im

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