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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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erste Mal wollte er sich diskret zurückziehen, aber Helena hatte ihn auf eine so herrische Art am Arm festgehalten, dass es ihn überrascht hatte. Er hatte das in erster Linie einsilbige Gespräch mit dem Vater verfolgt, in dessen Verlauf sie die Angst in ihren Augen nicht verbergen konnte, und Frank hatte befürchtet, sie könne nie wieder vergehen.
    Dann, endlich, hatte man ihr Stuart gegeben, und während sie mit ihrem Sohn sprach, war Helenas Gesicht wie erleuchtet. Krank begriff, dass Stuart für sie die ganzen Jahre hindurch ein Rettungsanker gewesen war, ein Zufluchtsort, ein geheimer Platz, an dem sie Briefe schreiben konnte, um sie eines Tages an jemanden abzusenden, von dem sie nicht wusste, ob er je existieren würde. Gleichzeitig hatte er begriffen, dass der Weg zu ihrem Herzen nur über das Herz ihres Sohnes führte. Man konnte das eine nicht ohne das andere haben.
    Frank hatte sich gefragt, ob er dazu in der Lage war, während sich ein Hauch von Unruhe in seinen Atem mischte.
    Helenas Hand hob sich und legte sich nun auf die Narbe, die links über seinen Brustkorb lief, ein Stück Haut, das sich rosa vom nur leicht dunkleren Rest abhob. Helena ertastete, dass die Haut anders war, eine Haut, die sich danach gebildet hatte, fast als sei sie Teil eines Panzers, der, wie alle Panzer, den Vorteil hatte, harten Schlägen standzuhalten, aber auch die unvermeidliche Eigenschaft, sanfte Gesten der Zärtlichkeit abzuweisen.
    »Tut das weh?«, fragte sie, während sie leicht mit ihren Fingern die Ränder nachzeichnete.
    »Jetzt nicht mehr.«
    392

    Kurzer Augenblick des Schweigens, in dem Frank dachte, dass Helena in diesem Moment nicht seine, sondern ihre Narben berührte.
    Wir sind lebendig, Helena, zerstört und begraben, aber lebendig.
    Und von außen kommen die Geräusche von jemandem, der gräbt, um uns aus den Trümmern zu bergen. Beeilt euch, ich bitte euch, beeilt euch …
    Helena lächelte, und eine kleine Sonne vereinte sich mit dem Licht des Zimmers. Sie drehte sich plötzlich um und kletterte auf ihn, als wolle sie auf ihrem eroberten Gebiet Wachposten aufstellen.
    Zärtlich biss sie ihm in die Nase.
    »Stell dir vor, ich beiß sie dir ab, dann führt George Clooney eine Nase zu null.«
    Frank nahm ihr Gesicht in seine Hände. Helena versuchte ohne allzu große Überzeugung, sich ihm zu widersetzen, doch ihr Mund löste sich mit einem leichten Saugen los. Er versuchte, sie mit der größten Zärtlichkeit, die den Augen eines menschlichen Wesens möglich ist, anzuschauen.
    »Ich fürchte, dass ich von nun an, mit oder ohne Nase, große Schwierigkeiten haben werde, mir ein Leben ohne dich vorzustellen
    …«
    Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Ihre grauen Augen hatten nun die Farbe des Schwertes Excalibur. Sanft umfasste sie seine Handgelenke und befreite ihr Gesicht. Frank konnte sich vorstellen, welche Gedanken hinter diesem Blick verborgen lagen, und er versuchte, die Situation zu entdramatisieren.
    »Hey, was ist denn los? Ich hätte nicht gedacht, dass ich so was Schlimmes gesagt habe. Das war doch noch nicht mal ein Heiratsantrag …«
    Helena verbarg ihr Gesicht in seiner Achselhöhle. Der Ton in ihrer Stimme machte klar, dass ihr sorgloses Intermezzo beendet war.
    »Ich bin schon verheiratet, Frank. Oder besser gesagt, ich war es.«
    »Was soll das heißen, ›ich war es‹?«
    »Frank, du weißt doch, wie es zugeht in politischen Kreisen. Genau wie in der Unterhaltungsbranche. Es ist alles nur Tarnen und Täuschen. Und in Washington wie in Hollywood akzeptiert man offiziell alles, solange es nicht an die Öffentlichkeit gerät. Ein Mann in gehobener Position darf das skandalöse Verhalten einer Tochter nicht akzeptieren, die ohne offiziellen Ehemann an ihrer Seite ein Kind zur Welt bringt.«
    393

    Frank schwieg weiterhin, abwartend.
    Er spürte, wie der warme, feuchte Atem Helenas beim Sprechen seine Haut streichelte. Ihre Stimme kam aus der Gegend seiner Schulter, aber sie schien eher aus der Tiefe eines Brunnens ohne Echo zu ertönen.
    »Und erst recht nicht, wenn es sich bei diesem Mann um General Nathan Parker handelt. Deshalb bin ich offiziell die Witwe von Captain Randall Keegan, gefallen im ersten Golfkrieg und in Amerika eine Frau hinterlassend, die ein Kind, das nicht sein Kind war, erwartete.«
    Sie hob den Kopf und legte, wie vorhin, ihr Gesicht an sein Gesicht. Auf den Lippen erschien ein Lächeln, während sie Franks Augen ansah, als ob nur von dort eine Vergebung zu

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