Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
und nun hatte er vor, ihn zu nutzen.
    »Ich werde mich nicht nur klar ausdrücken, General Parker, sondern auch so knapp wie möglich. Wenn es nur nach mir ginge, hätte ich keinerlei Erbarmen mit Ihnen. Für mich sind Sie ein Wurm, und ich würde Sie liebend gern auf einen großen Angelhaken spießen und ins Meer hängen, wo es vor Haien nur so wimmelt. Das ist, was ich persönlich am liebsten täte. Seinerzeit habe ich Ihnen gesagt, dass jeder Mensch seinen Preis habe, und dass Sie nicht begriffen hätten, welcher der meine sei. Wollen Sie ihn erfahren? Hier ist er, mein Preis, jetzt verrate ich es Ihnen. Helena und Stuart im Gegenzug für mein Schweigen.«
    Frank machte eine Pause.
    »Sie sehen, General, dass ich in manchen Dingen Recht hatte. Irgendwie sind wir beide aus dem gleichen Stoff gemacht.«
    Der Alte legte den Kopf schief.
    »Und wenn ich …«
    Frank schüttelte den Kopf.
    »Mein Vorschlag ist nicht verhandelbar. Entweder – oder. Doch das ist noch nicht alles …«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass Ihnen, sobald Sie in die Vereinigten Staaten zurückkehren, klar werden wird, dass Sie inzwischen zu alt und zu erschöpft sind für das militärische Leben. Sie werden den Dienst quittieren. Sicher wird der eine oder andere versuchen, Sie von die587

    ser Idee abzubringen, doch Sie werden unbeugsam sein. Mir scheint es nur recht und billig, dass ein Mann wie Sie, ein Soldat, der so viel für sein Land getan hat, ein Vater, der vom Schicksal so schwer geprüft wurde, die letzten Jahre seines Lebens in Ruhe und Frieden verbringt.«
    Parker blickte ihn starr an. Alles hätte Frank erwartet, nur nicht diese Neugier, die jetzt auf einmal seine Züge belebte.
    »Sie lassen mich einfach so laufen? Ohne etwas gegen mich zu unternehmen? Wo ist denn Ihr Gewissen abgeblieben, Spezialagent Frank Ottobre?«
    »Genau da, wo Ihres geblieben ist. Bloß dass auf meinem Gewissen ein wesentlich geringeres Gewicht lastet als auf dem Ihren.«
    Die Stille, die sich zwischen ihnen ausbreitete, war vielsagend.
    Es gab nichts mehr zu besprechen. In diesem Moment, mit einem so perfekten Timing, wie es nur der Zufall zustande bringt, öffnete sich die Tür, und Stuart steckte seinen Kopf ins Zimmer.
    »Hallo, Stuart, komm ruhig herein, wir haben unsere Männergespräche inzwischen beendet …«
    Stuart kam hereingestürmt, gefolgt von der schmalen Gestalt seiner Mutter. Der Junge konnte nicht begreifen, was geschehen war, sie versuchte es, doch ohne Erfolg. Es war Nathan Parker, der sie über den Stand der Dinge informierte, wenn auch indirekt, indem er mit einem Jungen sprach, der glaubte, sein Enkel zu sein, in Wirklichkeit aber sein Sohn war. Der Alte kniete sich völlig mühelos vor ihm hin und umfasste seine Oberarme mit den Händen.
    »Hör zu, Stuart, ich habe eine Neuigkeit für dich. Ich hatte dir doch gesagt, dass wir nach Amerika zurückkehren würden, nicht?«
    Der Junge antwortete mit einem Nicken, das Frank an Pierrots naive Art zu kommunizieren erinnerte. Der General zeigte auf Frank.
    »Nachdem ich eine Weile mit diesem Freund von mir geredet habe, halte ich es nicht mehr für notwendig, dass du und deine Mama gleich mitkommt in die Staaten. Ich werde in der ersten Zeit sehr viel zu tun haben, und so würden wir uns eine Weile nur sehr wenig sehen. Würdest du gern noch ein bisschen hier bleiben und Ferien machen?«
    Der Junge riss ungläubig die Augen auf.
    »Wirklich, Großvater? Dann könnten wir ja nach Paris fahren, ins Disneyland!«
    Parker sah Frank an, der zustimmend und fast unmerklich die Augenlider senkte.
    588

    »Natürlich, nach Disneyland und an viele andere Orte …«
    Stuart riss die Hände hoch und machte einen Luftsprung.
    »Hurra!«
    Er rannte zu seiner Mutter, um sie zu umarmen, während ihr Gesicht in Ungläubigkeit erstarrte. Ihr erstaunter Blick wanderte langsam von Frank zu ihrem Vater, als brauche sie etwas Zeit, um diese wunderbare Nachricht aufzunehmen.
    Stuart hingegen schrie ihr seine Freude schrill ins Gesicht.
    »Mama, wir bleiben hier! Das hat Großvater selbst gesagt! Wir fahren nach Disneyland, wir fahren nach Disneyland, wir fahren nach Disneyland …«
    Helena versuchte, ihn zu beruhigen. Sie legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Kopf, doch Stuart war nicht zu bremsen. Er begann, durch den Raum zu tanzen, und wiederholte seinen Satz wie einen Kinderreim ohne Ende.
    Es klopfte an der Tür.
    »Herein«, sagte Parker, wahrend er sich erhob. Bis zu diesem

Weitere Kostenlose Bücher