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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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ganz banalen Raubversuch ums Leben gekommen ist. Doch er hat meinen Argwohn geweckt. Und mit dem Argwohn ist es wie mit Krümeln im Bett, General. Solange du sie nicht los bist, kannst du nicht schlafen. Damit hat alles angefangen. Der Tod dieses armen Teufels Bedon war das auslösende Moment, der Grund, weswegen ich meinen Freund gebeten habe, das Foto von Hudson McCormack zu untersuchen, und dann herausgefunden habe, dass Ryan Mosse der Mann war, der mit dem Rechtsanwalt in dieser New Yorker Bar gesessen hat. Und Bedons Tod war auch der Grund dafür, denselben jungen 583

    Mann zu bitten, das Band mit Keiners letztem Telefonat zu analysieren. Und wissen Sie, was wir da entdeckt haben? Ich sage es Ihnen, obwohl Sie es ja selber wissen. Wir haben festgestellt, dass es sich um eine Montage handelte. Was die Technik heutzutage nicht alles zustande bringt, was? Sie kann einem unschätzbare Dienste leisten, auch wenn sie cum grano salis zu benutzen ist, wenn ich mir eine Redewendung erlauben darf. Der Anruf ist Wort für Wort untersucht worden, und dabei ist herausgekommen, dass einige Wörter oder Ausdrücke mehrmals benutzt wurden, etwa ›Mond‹, ›Hunde‹ und
    ›mit mir zu sprechen‹. Die Analyse der Aussprache dieser Wörter hat gezeigt, dass die Wörter jeweils zweimal ganz genau gleich ausgesprochen wurden. Das Vokaldiagramm des einen deckt sich haargenau mit dem des anderen. Man hat mir versichert, dass eine solch vollkommene Übereinstimmung in der Natur nicht existiert, so wie es nicht zwei gleiche Schneeflocken oder zwei gleiche Fingerabdrücke gibt. Das bedeutet, dass die Wörter eins nach dem anderen auf einem Band zusammengeschnitten wurden, bis die gewünschte Nachricht entstanden war. Und dass dieses Band dann für das Telefonat an mich benutzt wurde. Das war Laurent, nicht wahr? Er hat Ihnen Bänder von Aufnahmen mit der Stimme von Jean-Loup gegeben, und so hatten Sie genügend Material, um Ihr Vorhaben auszuführen. Tja, was bleibt jetzt noch zu sagen?«
    Er fuhr fort, als sei das, was er nun sagen würde, im Grunde völlig überflüssig, als erkläre er etwas ganz Offensichtliches, obwohl sein Zuhörer sich weigert, ihn zu verstehen.
    »Nach dem Telefonat hat sich Mosse zu Jean-Loups Villa begeben, hat sich seinen Wagen geschnappt, hat Hudson McCormack umgebracht, ihm dieselbe Behandlung zuteil werden lassen, die Keiner seinen Opfern hatte zuteil werden lassen, und das Auto mit der Leiche dann vor der Polizeizentrale abgestellt.«
    Frank blieb vor Parker stehen. Er tat es absichtlich, um den Alten zu zwingen, seinen Kopf zu heben und ihn anzublicken, während er seine Schlussfolgerungen zog. In diesem Moment, in diesem anonymen Flughafenwarteraum war er die Jury, und sein Urteil war unanfechtbar.
    »Das war Ihr eigentliches Ziel gewesen, Parker. Sie hatten es darauf abgesehen, jeglichen Zusammenhang zu zerstören zwischen dem heroischen, dem mächtigen General Nathan Parker und Jeff und Osmond Larkin, denen Sie lange Zeit Deckung und Schutz geboten hatten gegen einen erklecklichen Anteil an ihren Einnahmen. Ich 584

    wette, dass der große General Parker, wenn er irgendwo in der Welt an einem Krieg beteiligt war, nicht nur die Interessen seines Vaterlandes verfolgt, sondern stets die Gelegenheit genutzt hat, auch seine eigenen wahrzunehmen … Warum Sie das getan haben, weiß ich nicht, und es interessiert mich auch nicht. Das müssen Sie mit Ihrem Gewissen abmachen. Auch wenn ich in Anbetracht der Tatsachen daran zweifle, dass Sie eines haben. Der arme McCormack, Ihr Verbindungsmann zu Osmond Larkin, war ein unbedarfter Kerl. Er hat sich auf ein Spiel eingelassen, das zu groß für ihn war. Dummerweise wusste er genug, um Sie in Schwierigkeiten zu bringen, falls er sich irgendwann entschlossen hätte auszupacken. Und falls irgendetwas schief gelaufen wäre, hätte er das sicher getan, um seine eigene Haut zu retten. Deshalb wurde er so umgebracht, dass sich die Schuld auf einen Serienmörder lenken ließ, der schon mehrere Menschen auf die gleiche Weise getötet hatte. Selbst wenn Keiner gefasst worden wäre und seine Unschuld an der Ermordung des Anwalts beteuert hätte, wer hätte ihm schon geglaubt? Ich muss, wenn ich es sage, fast lächeln: Keiner. Vielleicht hat Hudson McCormack Ihnen ja eine Nachricht von seinem Klienten gebracht? So, wie die Dinge stehen, könnten Sie meine Neugier an diesem Punkt eigentlich befriedigen. Ich könnte mir denken, doch das ist nichts als eine Annahme, dass

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