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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Moment hatte er auf dem Boden gekniet und Stuarts Freude beobachtet, und Frank dachte, dass diese Haltung genau seiner jetzigen Situation entsprach. Er war ein gebeugter, in die Knie gezwungener Mann.
    Frobens Gesicht erschien in der Tür.
    »Entschuldigen Sie …«
    »Komm ruhig rein, Froben.«
    Das Gesicht des Kommissars spiegelte eine verständliche Verlegenheit wider. Mit Erleichterung sah er, dass die Atmosphäre zwar gespannt war, aber kein Krieg in der Luft lag. Oder jedenfalls nicht mehr. Er wandte sich an Parker.
    »Herr General, ich entschuldige mich für den bedauerlichen Zwischenfall und die unangenehme Warterei. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass Ihr Flug soeben angekündigt worden ist. Wir haben uns bereits darum gekümmert, dass der Sarg aufgegeben wird, und was das Gepäck angeht …«
    »Danke, Herr Kommissar. Doch wir haben unser Programm ein wenig geändert. Meine Tochter und mein Enkel bleiben hier. Wenn Sie so nett sein wollten, nur mein Gepäck aufzugeben, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Meine Stücke sind leicht zu erkennen. Es sind zwei blaue Samsonite-Hartschalenkoffer.«
    Froben neigte den Kopf zum Zeichen seiner Zustimmung. Frank fand, dass er aussah wie der Butler in einer englischen Komödie.
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    »Das ist wohl das Mindeste, was ich für Sie tun kann, Herr General.«
    »Vielen Dank. Ich komme gleich.«
    »Gut. Sie fliegen von Flugsteig neunzehn.«
    Froben verließ den Raum mit der ungläubigen Erleichterung dessen, der in einem Verkehrsunfall nicht eine einzige Schramme abbekommen hat.
    Parker wandte sich erneut an Stuart.
    »Okay, ich muss jetzt gehen. Und du benimmst dich, wie es sich gehört. Roger ?«
    Der Junge stand stramm und legte die Hand grüßend an die Stirn, als sei das ein altes Spiel von ihnen. Parker öffnete die Tür, ohne sich mit einem einzigen Wort von seiner Tochter zu verabschieden oder sie auch nur eines Blickes zu würdigen.
    Frank ging zu Helena hinüber und strich ihr leicht mit der Hand über die Wange. Für das, was er in ihren Augen fand, wäre er einem ganzen Heer von Parkers entgegengetreten.
    »Wie hast du das gemacht?«
    Frank lächelte sie an.
    »Alles zu seiner Zeit. Jetzt muss ich noch schnell etwas erledigen. In ein paar Minuten bin ich wieder da. Ich will mich nur noch einer allerletzten Sache vergewissern …«
    Er verließ den Warteraum und suchte mit den Augen nach Nathan Parkers Gestalt. Er entdeckte ihn, wie er sich neben Froben durch den Flur entfernte. Gerade als der General bei seinem Flugsteig ankam, holte er die beiden ein. Der General war der letzte Passagier. Von der Polizei informiert, hatte man ihm das Privileg eines besonderen Aufschubs gewährt.
    Als Froben Frank kommen sah, trat er diskret zur Seite.
    Ohne sich umzudrehen, sprach Parker ihn an.
    »Sagen Sie nicht, Sie hätten den heißen Wunsch verspürt, mir auf Wiedersehen zu sagen.«
    »Nein, Herr General. Ich wollte nur sicher sein, dass Sie tatsächlich abfliegen. Und ich wollte mit Ihnen zusammen eine letzte Überlegung anstellen.«
    »Was für eine Überlegung?«
    »Sie haben mir mehrmals gesagt, für Sie sei ich erledigt. Es war mir wichtig zu unterstreichen, dass Sie es sind, der erledigt ist. Das muss gar nicht die ganze Welt erfahren …«
    Die beiden blickten sich an. Ein schwarzes Augenpaar gegen ein 590

    blaues Augenpaar. Die Augen zweier Männer, aus denen der Hass nie verschwinden würde.
    »Mir reicht vollauf, dass wir beide das wissen – Sie und ich!«
    Ohne zu antworten, drehte Nathan Parker sich um, ging durch die Sperre und begann, die Fluggastbrücke hinunterzugehen. Er war kein Soldat mehr. Er war nur noch ein alter Mann. Was er hinter sich ließ, würde von nun an kein Problem mehr für ihn sein. Ein Problem würde sein, was auf ihn zukam. Während er auf das Flugzeug zuging, wurde seine Gestalt von einem Spiegel an der Wand aufgefangen und zurückgeworfen.
    Ein Zufall, vielleicht, einer von vielen.
    Noch ein Spiegel …
    Diesen Gedanken im Kopf, blieb Frank stehen und folgte Parker mit dem Blick, bis er um die Ecke bog und der Spiegel als leere Fläche zurückblieb.
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63
    Frank ging den Flur entlang, bis er vor Roncailles Büro stand. Er zögerte einen Moment, bevor er anklopfte. Er dachte an all die Momente, in denen er sich bisher vor einer verschlossenen Tür wiedergefunden hatte. Sei es nun im echten oder im übertragenen Sinn.
    Diese war nur eine von vielen, aber jetzt war alles anders. Der Mann, den man als Keiner kannte, saß sicher hinter

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