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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Knochen, den deine Hunde von dir verlangt haben.
    Jetzt muss ich gehen, Jean-Loup. Heute Nacht habe ich zu tun.«
    Der Moderator stellte seine Frage mit zittriger Stimme.
    »Was hast du zu tun, heute Nacht?«
    »Du weißt, was ich nachts tue, mein Freund. Du weißt es sehr gut.«
    »Nein, ich weiß es nicht. Ich bitte dich, sag es mir.«
    Schweigen.
    »Es ist nicht meine Hand, die es geschrieben hat, aber alle wissen, was ich nachts tue …«
    Noch eine Pause, die wie ein Trommelwirbel auf sie eindrang.
    »Ich töte …«
    Die Stimme verschwand aus der Leitung, doch sie blieb in ihren Ohren sitzen wie ein Rabe auf den Drähten der Telefonleitung. Die letzten Worte hatten aufgeleuchtet wie ein Blitzlicht. Für einen Augenblick wurden sie alle zu Gesichtern und Körpern auf einem Diapositiv, so flach, als habe jeder von ihnen die Tiefe verloren, die es der Luft ermöglicht, in ihre Lungen zu gelangen.
    Frank fasste sich als Erster.
    »Morelli, ruf die Jungs an, und hör, ob sie irgendetwas erreichen konnten. Laurent, können wir sicher sein, dass alles aufgenommen wurde?«
    Der Regisseur hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und sich aufs Pult gestützt. Barbara antwortete an seiner Stelle.
    »Sicher. Kann ich jetzt in Ohnmacht fallen?«
    Frank sah sie an. Ihr Gesicht war eine weiße Fläche unter einem dicken Schopf roter Haare. Ihre Hände zitterten leicht.
    »Nein, Barbara, ich brauche Sie noch. Lassen Sie sofort eine Kopie des Telefonats auf Kassette kopieren, ich muss es in fünf Minuten haben.«
    »Schon erledigt. Ein zweiter Rekorder ist mitgelaufen, den ich nur eine Sekunde nach Beginn des Gesprächs eingeschaltet habe. Ich brauche nur das Band zurückzuspulen.«
    Morelli warf der jungen Frau einen bewundernden Blick zu und achtete darauf, dass sie es bemerkte.
    »Wunderbar. Sehr gut. Morelli?«
    Morelli riss seine Augen von Barbara los und errötete, als habe 107

    man ihn auf frischer Tat ertappt.
    »Einer von den Jungs kommt hoch. Nach allem, was ich verstanden habe, glaube ich aber nicht, dass es gute Nachrichten sind.«
    In diesem Moment trat ein junger Mann ins Studio. Seine dunkle Gesichtsfarbe ließ auf eine afrikanische Herkunft schließen. Frank sprang auf.
    »Und?«
    Der Techniker zuckte mit den Achseln. Mit einem Bedauern in seinem dunklen Gesicht antwortete er.
    »Nichts. Wir haben es nicht geschafft, den Anruf zurückzuverfolgen. Dieser Bastard muss irgendeinen ziemlich effektiven Apparat benutzt haben …«
    »Handy oder Festnetz?«
    »Wissen wir nicht. Wir haben sogar eine Satellitenkontrolleinheit im Einsatz, aber wir konnten nicht feststellen, dass ein Anruf reinkam, weder von einem Festnetzanschluss noch von einem Handy.«
    Frank wandte sich zu dem Psychopathologen um, der immer noch nachdenklich in seinem Sessel saß und mit den Zähnen auf den Innenseiten seiner Wangen herumkaute.
    »Doktor Cluny?«
    »Ich weiß nicht, ich muss das Band noch einmal hören. Das Einzige, was ich jetzt schon sagen kann, ist, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie mit einem Subjekt wie diesem Kontakt hatte!«
    Frank zog das Handy aus seiner Jackentasche und drückte Hulots Nummer. Der Kommissar antwortete schon nach kurzem Klingeln.
    Er hatte ganz sicher nicht geschlafen.
    »Nicolas, es ist so weit. Unser Freund hat sich gemeldet.«
    »Ich weiß, ich habe die Sendung gehört. Ich bin gerade dabei, mich anzuziehen. Bin gleich da.«
    »Gut.«
    »Seid ihr noch im Sender?«
    »Ja, wir sind immer noch hier. Wir warten auf dich.«
    Frank klappte das Telefon wieder zu.
    »Morelli, allgemeine Besprechung, sobald der Kommissar eintrifft. Laurent, ich könnte auch eure Unterstützung gebrauchen.
    Wenn ich mich nicht irre, habe ich in der Nähe des Direktionszimmers einen Konferenzraum gesehen. Können wir da hinein?«
    »Sicher.«
    »Gut. Barbara, gibt es im Konferenzraum eine Möglichkeit, das Band zu hören?«
    108

    »Ja, es gibt eine DAT-Anlage und auch sonst alles, was wir wollen.«
    »Perfekt. Wir müssen uns beeilen, uns bleibt nur wenig Zeit.«
    In der ganzen Verwirrung hatten sie Jean-Loup vollkommen vergessen. Seine Stimme erreichte sie durch die Sprechanlage.
    »War es das jetzt?«
    Hinter der Scheibe sahen sie ihn an der Rückenlehne seines Sessels kleben wie ein Schmetterling auf Samt. Frank drückte den Knopf, der es ihm ermöglichte, mit ihm zu sprechen.
    »Nein, Jean-Loup. Das war leider erst der Anfang. Auf jeden Fall warst du sehr gut.«
    In der darauf folgenden Stille sahen sie, wie Jean-Loup

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