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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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stelle.
    Warum er? Und wenn sie keine Antwort finden, werden sie eine erfinden. Und mich fertig machen.«
    Frank kannte die Medien gut genug, um diese Besorgnis zu teilen. Und er rechnete es Jean-Loup hoch an, dass er ihnen keine Lügen vorsetzte.
    »Jean-Loup, es ist genau, wie du sagst. Ich halte dich für zu intelligent, um mir vorzumachen, dich vom Gegenteil überzeugen zu 197

    können. Ich verstehe sehr gut, dass du dich all dem nicht gewachsen fühlst, und abgesehen davon, wer kann das schon? Ich habe mein halbes Leben damit verbracht, Verbrecher zu jagen, und dennoch glaube ich, dass ich an deiner Stelle genau dieselben Befürchtungen hätte und genauso reagieren würde wie du.«
    Frank nahm einen möglichen Einwand vorweg.
    »Ich weiß, dass das alles auch unsere Schuld ist. Wenn wir uns geschickter angestellt hätten, wäre vielleicht schon alles zu Ende.
    Aber es ist leider nicht so. Dieser Mann läuft noch frei herum, und solange er frei ist, hat er nur eins im Sinn: weiter zu morden. Und wir müssen ihn aufhalten.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal schaffe, vor einem Mikrofon zu sitzen, so zu tun, als sei nichts, und darauf zu warten, diese Stimme zu hören.«
    Frank senkte den Kopf. Als er ihn wieder hob, sah Hulot ein neues Licht in seinem Blick.
    »Es gibt im Leben Dinge, nach denen du suchst, und es gibt Dinge, die dich suchen. Du hast keine Wahl, und du wolltest es nicht, aber sie brechen über dich herein, und hinterher bist du nicht mehr derselbe wie vorher. Und dann hast du zwei Möglichkeiten: Du versuchst, davor wegzulaufen, oder du bleibst stehen und stellst dich ihnen. Für welche Lösung auch immer du dich entscheidest, sie wird dich verändern, und du hast nur die Möglichkeit zu wählen, ob zum Guten oder zum Schlechten. Wir haben drei Tote, eiskalt ermordet.
    Es wird weitere geben, wenn du uns nicht hilfst. Wenn du dich entscheidest, uns zu helfen, kann es sein, dass du daran kaputtgehst, aber hinterher wirst du alle Zeit und alle Kraft der Welt haben, um die Stücke wieder zusammenzufügen. Wenn du wegläufst, wirst du genauso fertig sein, nur macht das schlechte Gewissen dich für den Rest deiner Tage kaputt. Und zwar jeden Tag ein bisschen mehr …«
    Jean-Loup ließ sich langsam wieder auf seinen Stuhl sinken. Sogar der Himmel über ihnen und das Meer unter ihnen schienen den Atem anzuhalten.
    »In Ordnung. Ich werde tun, was ihr von mir verlangt.«
    »Wirst du die Sendung weitermachen?«
    »Ja.«
    Hulot entspannte sich. Bikjalo schaffte es nicht, einen, wenn auch fast unmerklichen, Ausdruck von Zufriedenheit zu verbergen. Für Frank klang diese eine, leise Silbe wie das erste tick einer Uhr, die sich in Gang gesetzt hat.
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    Frank begleitete Hulot zum Wagen. Jean-Loup und Bikjalo waren am Tisch beim Pool sitzen geblieben. Als sie von den beiden weggegangen waren, hatte der Intendant von Radio Monte Carlo, immer noch mitgenommen von der überstandenen Gefahr, seinen Arm um Jean-Loups Schultern gelegt, um ihn seiner Anwesenheit zu versichern und ihm Ratschläge zuzuflüstern, wie der Trainer eines angeschlagenen Boxers, der auf eine Niederlage zusteuert. Er musste ihn dazu bringen, noch ein paar Runden durchzuhalten, um das Preisgeld einzufahren.
    Der erste Eindruck, den Frank von diesem Mann gehabt hatte, war im Grunde bestätigt worden. Durch seine Arbeit hatte er mit der Zeit eine fast schon animalische Menschenkenntnis entwickelt. Und er hatte sie nicht verloren. Anscheinend reichte es nicht, einfach zu beschließen, kein Hund mehr zu sein, um aufzuhören, einer zu sein.
    Wer quadratisch geboren wird, stirbt nicht als Kreis …
    Und das galt für ihn genauso wie für Bikjalo oder irgendjemand anderen.
    Hulot öffnete die Tür des Peugeot, blieb aber draußen stehen, um das fantastische Panorama zu ihren Füßen zu bewundern. Es sah so aus, als habe er überhaupt keine Lust, zu ihrem Fall zurückzukehren.
    Er drehte sich zu Frank um. Der Amerikaner sah in seinen Augen das Bedürfnis nach heiterer, traumloser Ruhe. Ohne Figuren in Schwarz, ohne Stimmen, die einem ins Ohr flüsterten »Ich töte …«, zu einem Erwachen, das von noch schlimmeren Gespenstern bevölkert war als seine Träume.
    »Du warst großartig mit diesem Jungen … mit ihm und mit mir.«
    »Was soll das heißen ›mit ihm und mit mir‹?«
    »Ich weiß, dass ich mich in erheblichem Maß auf dich gestützt habe während der Ermittlungen. Glaub nicht, dass ich mir darüber nicht im Klaren bin.

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