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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Schultern herabfielen. Der Stoff und die Haare schienen in Einklang miteinander, aber im Wettstreit um die seltsamen Reflexe der Maisonne zu stehen. Sie war groß und geschmeidig, bewegte sich trotz der Hast harmonisch und fließend.
    Das Kind war etwa zehn Jahre alt und schien für sein Alter eher groß zu sein. Es trug eine überweite Jeanshose und ein buntes Baumwoll-T-Shirt. Unsicher sah es die Frau, die seine Hand hielt, aus leuchtenden blauen Augen an.
    Er drehte den Kopf und legte die Stirn ans Fenster, um sie noch im Auge zu behalten. Captain Ryan Mosse von der US-Army kam angelaufen und hielt die Frau und das Kind auf, indem er ihnen den Weg versperrte. Er nahm sie beim Arm und zwang sie, mit zurückzugehen auf dem Weg, den sie alle drei herausgekommen waren.
    Frank wandte sich um und legte dem Fahrer eine Hand auf die Schulter.
    »Halten Sie mal.«
    202

    »Wie bitte?«
    »Bitte halten Sie hier mal kurz.«
    Der Fahrer bremste, und der Wagen fuhr langsam rechts heran.
    Die beiden Beamten sahen sich an. Der auf dem Beifahrersitz zuckte mit den Achseln. Amerikaner …
    Frank stieg aus und überquerte die Straße. Er ging in den kleinen Weg hinein, der zu einem etwas weiter zurückliegenden Anwesen führte, von dem man nur das Tor erkennen konnte. Er sah die Rücken der drei. Ein kräftiger Mann, der eine Frau und ein Kind energisch vor sich hertrieb.
    »Ist das Teil Ihrer Ermittlungen, Captain Mosse?«
    Als er seine Stimme hörte, blieb der Mann unvermittelt stehen und zwang die Frau und das Kind, abrupt anzuhalten. Ohne wahrnehmbare Kraftanstrengung fing er den Schwung ihrer Körper auf.
    Er drehte den Kopf und erblickte Frank, ohne sich seine Überraschung anmerken zu lassen.
    »Siehe da, unser Spezialagent vom FBI. Was gibt es denn, du Pfadfinder, bist du noch auf der Suche nach deiner heutigen guten Tat? Wenn du auf die Place du Casino gehst und ein bisschen Geduld hast, findest du vielleicht eine Alte, der du über die Straße helfen kannst …«
    Frank ging auf das Trio zu. Die Frau sah ihn mit einer Mischung aus Hoffnung und Neugier an, mit demselben blauäugigen Blick, wie ihn der Junge hatte. Die Schönheit dieser Augen berührte ihn, und er war verblüfft, dass die Schönheit dieser Augen ihn berührte.
    Das Kind wand sich.
    »Du tust mir weh, Ryan.«
    »Geh ins Haus, Stuart. Und beweg dich nicht da weg.«
    Mosse lockerte seinen Griff. Stuart wandte sich der Frau zu, die ihm zustimmend zunickte.
    »Geh nur, Stuart.«
    Das Kind machte zwei Schritte rückwärts und sah sie weiter an, dann drehte es sich herum und rannte zu dem grün gestrichenen Tor hinüber.
    »Du auch, Helena. Geh hinein, und bleib da.«
    Mosse drückte den Arm der Frau mit Gewalt. Frank sah, wie sich die Muskeln unter dem Hemd spannten. Er zwang die Frau, die immer noch Frank anstarrte, sich zu ihm umzudrehen.
    »Sieh mich an. Hast du verstanden, was ich gesagt habe, Helena?«
    203

    Die Frau unterdrückte einen Schmerzenslaut. Sie nickte langsam.
    Als er sie losließ, warf Helena Frank einen letzten verzweifelten Blick zu, dann wandte sie sich um und folgte dem Jungen. Das grüne Tor ging auf und schloss sich wieder hinter ihnen.
    Wie ein Gefängnistor, dachte Frank unwillkürlich.
    Die beiden Männer standen einander gegenüber. So wie Mosse ihn anstarrte, erkannte Frank nur zu gut seine Denkart, die in Wirklichkeit jene von Parker war. Wer nicht für sie war, war gegen sie.
    Wer ihnen nicht folgte, wer sie nicht mochte, musste die Konsequenzen tragen.
    Eine Windböe raschelte durch die Hecken, welche die Straßenränder säumten. Sie legte sich gleich wieder, und die Zweige regten sich nicht mehr, als wollten sie die Spannung zwischen ihnen noch unterstreichen.
    »Mit Frauen und Kindern kommst du gut zurecht. Scheint mir aber ein bisschen wenig für einen, der mit viel ehrgeizigeren Zielen hergekommen ist … oder irre ich mich, Captain Mosse?«
    Frank lächelte. Und erhielt im Gegenzug dasselbe Lächeln. Es war ein höhnisches Lächeln.
    »Mir scheint, dass du auch ganz gut mit Frauen und Kindern zurecht kommst, nicht wahr, Frank? Oh, entschuldige, ich habe ganz vergessen, dass Frank ja viel zu vertraulich für dich ist … Wie möchten Sie doch gleich angesprochen werden? Ach ja, Mz’ster Ottobre …«
    Er schien über das, was er gerade gesagt hatte, nachzudenken und trat ein wenig zur Seite. In Wirklichkeit suchte er mit dieser Bewegung einen sicheren Stand, als erwarte er einen plötzlichen Angriff.
    »Tja, Mister Ottobre.

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