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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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gegenüber. Den kalten blauen Augen Parkers und dem Blick von Captain Mosse, aus dem jegliches Leuchten verschwunden war und der wieder die Vorhölle widerspiegelte, in der sein Geist zu Hause war.
    Eine Möwe segelte im Gleitflug über sie hinweg. Sie flog zum Meer, in den blauen Himmel hinein, und stieß ihren typischen spöttischen Schrei auf sie hinab.
    Parker wandte sich an Mosse.
    »Ryan, würdest du bitte ins Haus gehen und dafür sorgen, dass Helena nicht noch mehr Dummheiten macht? Ich danke dir.«
    Mosse warf Frank einen letzten Blick zu. Für einen Moment leuchteten seine Augen.
    Ein Soldat vergisst nicht.
    Fast sofort erlosch das Licht wieder. Er drehte sich um und ging zum Haus. Frank dachte, dass er seinen Schritt auch dann nicht ändern würde, wenn der Weg mit menschlichen Körpern gepflastert wäre. Wahrscheinlich hätte Ryan Mosse, wäre er auf die blutige Inschrift »Ich töte …« gestoßen, mit demselben Blut »Ich auch …«
    darunter geschrieben.
    Dieser Mann war gnadenlos, und er selbst würde gut daran tun, 206

    das nicht zu vergessen.
    »Sie müssen Captain Mosse entschuldigen, Mister Ottobre.«
    In der Stimme des Generals lag keine Spur von Ironie, doch Frank machte sich keine Illusionen. Im richtigen Augenblick, unter anderen Umständen, das wusste er sehr gut, wäre alles ganz anders abgelaufen. Es hätte keinen Befehl von Parker gegeben, und Ryan hätte nicht aufgehört.
    »Er, wie soll ich sagen … Er sorgt sich manchmal zu sehr um das Schicksal unserer Familie. Manchmal übertreibt er ein wenig, das gebe ich zu, aber er ist absolut vertrauenswürdig und uns allen sehr ergeben.«
    Frank hegte diesbezüglich keinerlei Zweifel. Wohl aber an den Grenzen, die der General den Exzessen des Captains setzte. Franks Einschätzung nach wurden diese Grenzen immer weiter hinausgeschoben.
    »Die Frau, die Sie gerade gesehen haben, ist meine Tochter Helena. Arijanes ältere Schwester. Der Sohn, der bei ihr war, ist Stuart, mein Enkel. Ihr Sohn. Sie …«
    Parkers Stimme wurde weich. Sie bekam einen traurigen Beiklang.
    »Gut, um es klar auszudrücken, sie leidet unter einer schweren Form nervlicher Erschöpfung. Sehr schwer. Arijanes Tod hat ihr den Rest gegeben. Wir haben versucht, das vor ihr geheim zu halten, aber es war nicht möglich.«
    Der Kopf des Generals sank herab. Frank hatte Mühe, ihm die Rolle des gramgebeugten, alten Vaters abzunehmen. Ihm war nicht entgangen, dass er soeben den Jungen vor allem als seinen Enkel und erst in zweiter Linie als Helenas Sohn bezeichnet hatte. Wahrscheinlich prägte der Sinn für Hierarchie und Disziplin nicht nur sein öffentliches Leben, sondern auch sein privates. Mit leichtem Zynismus kam Frank zu dem Schluss, dass die Anwesenheit von Tochter und Enkel in Monte Carlo eine sehr gute Tarnung für Parkers wahre Absichten darstellte.
    »Arijane war anders, sie war stärker. Eine Frau mit eisernem Charakter. Sie war meine Tochter. Helena hat von ihrer Mutter den labilen Charakter geerbt. Sehr labil. Sie tut manchmal Dinge, von denen sie hinterher nichts mehr weiß, so wie heute. Einmal ist sie weggelaufen und hat sich zwei Tage lang herumgetrieben, ehe es uns gelungen ist, sie wiederzufinden. Sie war in einem erbärmlichen Zustand. Und dieses Mal wäre wohl dasselbe passiert. Sie steht unter 207

    ständiger Aufsicht, damit sie nicht zu einer Gefahr für sich und andere wird.«
    »Es tut mir sehr Leid wegen Ihrer Tochter, General. Wegen Helena und vor allem wegen Arijane, auch wenn das absolut nichts an meinem Urteil über Sie und Ihre Pläne ändert. Vielleicht würde ich mich an Ihrer Stelle genauso verhalten, ich weiß es nicht. Ich bin an diesem Fall beteiligt und werde alles tun, um diesen Mörder zu fassen, darauf können Sie sich verlassen. Aber ich werde genauso alles tun, um Sie daran zu hindern, Ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, was auch immer es sei.«
    Parker reagierte nicht wütend wie am Abend zuvor. Vielleicht war Franks Ablehnung, mit ihnen zusammenzuarbeiten, bereits mit dem Vermerk »taktisch irrelevant« zu den Akten gelegt worden.
    »Ich nehme das zur Kenntnis. Sie sind ein Mann mit Charakter, aber seien Sie nicht überrascht, wenn ich das auch bin. Daher rate ich Ihnen, seien Sie sehr vorsichtig, wenn sich unsere Wege zufällig kreuzen sollten, Mister Ottobre.«
    Diesmal lugte die Ironie kurz hinter seinem Namen hervor, und Frank bemerkte es. Er lächelte. Talis Ryan, talis Parker.
    »Ich werde Ihren Rat berücksichtigen, General,

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