Ich Töte
nach dem dritten Klingeln dran, etwas brüsk wie immer.
»Cooper Danton.«
»Hi, Coop, ich bin’s nochmal, Frank.«
»Hi, altes Haus. Na, liegst du gerade in der Sonne der Côte d’Azur?«
»Ich weiß schon gar nicht mehr, wie sie aussieht, die Sonne der Côte d’Azur. Unser Freund macht uns nachtaktiv, Cooper. Ich bin käseweiß.«
»Ach. Neuigkeiten über deinen Fall?«
»Absolute Dunkelheit. Die paar Lampen, die wir haben, brennen eine nach der anderen durch. Und als ob dieser Bastard nicht schon reichen würde, ist jetzt dieser General Parker mit seinem Handlanger aufgetaucht, um die Dinge noch ein bisschen zu verkomplizieren. Ich weiß, dass ich dich nerve, aber hast du schon etwas über sie herausfinden können?«
»Allerdings, eine Menge, wenn dich dicke Fische nicht schrecken. Ich wollte gerade eine E-Mail mit Attachment an die Adresse schicken, die du mir gegeben hast. Du bist mir ein paar Sekunden zuvorgekommen.«
»Schick sie trotzdem, aber sag mir in der Zwischenzeit schon mal 210
etwas.«
»Okay. Kurz und schmerzlos. General Parker, Nathan James, geboren 1937 in Montpellier, Vermont. Keine besonders reiche, aber eine sehr, sehr wohlhabende Familie. Mit siebzehn Jahren ist er von zu Hause weggegangen und hat seine Papiere gefälscht, um in die Armee eintreten zu können. Bester seines Jahrgangs auf der Akademie. Brillanter Offizier mit Blitzkarriere. Verwickelt in die Geschichte mit Kuba ’61. In Vietnam ausgezeichnet. Brillante Operationen in Nicaragua und Panama. Wo auch immer es darum ging, die Muskeln spielen zu lassen, zuzupacken und das Hirn zu benutzen –
er war dort. Außergewöhnlich schnell hat er es geschafft, Mitglied im Generalstab der Armee zu werden. Strategischer Kopf hinter Desert Storm und dem Krieg im Kosovo. Es haben ein paar Präsidenten gewechselt, aber er ist immer noch auf seinem Posten. Was bedeutet, dass er nicht labert, wenn er etwas sagt. Und auch jetzt, in dieser Geschichte mit Afghanistan, zählt seine Meinung ganz sicher einiges. Er verfügt über Geld, Unterstützung, Macht und Glaubwürdigkeit. Einer, der ins Bett pinkeln und behaupten kann, es sei nur Schweiß. Das ist ein harter Knochen. Ein ganz, ganz harter, Frank.«
Cooper machte eine Pause, um Luft zu holen und ihm Zeit zu geben, die Angaben zu verdauen.
»Und was kannst du mir zu dem anderen erzählen?«
»Wer, Captain Ryan Mosse?«
Frank durchlebte plötzlich noch einmal das Gefühl, wie sich Mosses Klinge in sein Nasenloch schob. Er rieb sich die Nasenflügel, um das Kitzeln loszuwerden, das die Vorstellung hervorgerufen hatte.
»Genau. Hast du etwas über ihn rausfinden können?«
»Hier kommt’s. Captain Mosse, Ryan Wilbur, geboren 2. März 1963 in Austin, Texas. Über ihn gibt es viel weniger. Und gleichzeitig viel mehr.«
»Was bedeutet das?«
»Von einem bestimmten Punkt an ist Mosse so etwas wie Parkers Schatten geworden. Wo der eine ist, ist der andere nicht weit. Mosse würde sein Leben für den General geben.«
»Gibt es dafür einen besonderen Grund, oder ist es nur Parkers Ausstrahlung?«
»Die Treue von Mosse hat mit den Gründen zu tun, aus denen Parker in Vietnam ausgezeichnet wurde. Unter anderem hat er die Linien der Charlies mit einem verwundeten Soldaten auf dem Rü211
cken durchquert und ihm so das Leben gerettet.«
»Und jetzt wirst du mir einen Namen sagen.«
»Tja, dieser Soldat war Sergeant Willy Mosse, Ryans Vater.«
»Perfekt.«
»Seitdem sind sie Freunde. Oder besser, der Vater von Mosse ist zu einer Art Untertan von Nathan Parker geworden. Der sich wiederum um den Sohn des Sergeants gekümmert hat, ihm geholfen hat, auf die Militärakademie zu kommen, ihn empfohlen hat, ihn in gewissen Fällen gedeckt hat.«
»Das heißt?«
»Um es kurz zu machen, Frank, dieser Mosse ist eine Art Psychopath, mit einer ausgeprägten Neigung zu unbegründeter Aggression und dazu, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Auf der Akademie hat er einen Mitstudenten halb totgeprügelt, danach hat er in Arizona auf einer Feier zu Ehren des Heeres einen Soldaten wegen einer Weibergeschichte erstochen. Im Golfkrieg ist ein Sergeant vor Gericht gekommen, weil er ihn mit einer M16 bedroht hat, als er versuchte, ihn davon abzuhalten, in einem seiner Wutanfälle über eine Gruppe unbewaffneter Gefangener herzufallen.«
»Ein nettes Früchtchen …«
»Ein ganzer Korb netter Früchtchen, meinst du wohl. Und alle faul. Und jedes Mal ist alles unter den Teppich gekehrt worden. Und
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