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Ich uebe das Sterben

Titel: Ich uebe das Sterben
Autoren: Gritt Liebing
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meiner alten Wohnung: Hundehaltung ist dort erlaubt.
    Seit frühester Kindheit träume ich davon, einen Hund zu haben. Doch irgendwie passte ein Hund bisher nie in mein Leben. Schließlich übernimmt man als Halterin eine große Verantwortung – und auch die Zeit und das Geld, das man in einen Hund investieren muss, sind nicht zu unterschätzen.
    Ich rede mit Harald über meine absurde Idee, und er ist begeistert. Allerdings will er erst einmal einen Arbeitsplatz in meiner Nähe finden. Ich muss mich also noch etwas gedulden, bis wir das Projekt Vierbeiner gemeinsam angehen können.
    Trotzdem surfe ich schon mal unverbindlich im Internet und suche nach einem Hund. Es dauert nicht so lange, bis ich »ihn« entdecke: Basti, einen Nova Scotia Duck Tolling Retriever. Von dieser Rasse hatte ich zuvor noch nie etwas gehört, aber die Bilder sprechen für sich. Basti hat ein rotes Fell wie Pumuckl, grüne Augen, weiße Pfoten und einen weißen Latz. Das Einzige, womit ich mich nicht wirklich anfreunden kann, ist seine rötliche Nase. Es ist zwar noch Weihnachtszeit, aber Rudi das Rentier mit der roten Nase will ich dann doch nicht haben.
    Trotzdem lässt Basti mich nicht mehr los. Anfang Januar rufe ich bei seinen derzeitigen Besitzern an und frage, ob er noch zu haben ist. Ich telefoniere fast eine Stunde mit der Besitzerin, die mir einfach alles über Basti erzählt: Er wurde im April 2001 geboren, ist schon ausgewachsen und lebt in einem großen Rudel auf einem Hof im Bayerischen Wald, wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen. Am Ende des Gesprächs verspricht mir die Besitzerin, per E-Mail ein paar Fotos von Basti zu schicken. Keine Stunde später sind sie da. Ich rufe Harald an, und er ist verblüfft, dass ich noch mal die Initiative in Sachen Basti ergriffen habe. Als wir uns die Bilder gemeinsam ansehen, ist uns sofort klar, dass wir diesen Hund so schnell wie möglich kennenlernen wollen.
    Ein paar Tage später sind Harald und ich in Richtung Wiesenfelden im Bayerischen Wald unterwegs, um uns Basti anzusehen. Wir sind nervös und haben jetzt doch ein bisschen Angst, ob wirklich alles passt.
    Als wir die lange Hofeinfahrt hinunterfahren, stellt sich uns ein sehr großer Appenzeller Sennenhund in den Weg. Es ist Xaver, der Hofhund. Er hat ein furchteinflößendes Aussehen, aber das Gemüt eines Lammes. Allerdings würde er jederzeit seine Familie verteidigen – und genau das ist auch sein Job.
    Der Hausherr kommt um die Ecke und nimmt Xaver zur Seite, sodass wir weiterfahren und im Hof parken können. Ich öffne meine Autotür, um auszusteigen, und da kommt Basti schon angestürmt und klettert zu mir ins Auto. Alle Fragen und Unsicherheiten sind innerhalb weniger Sekunden zerstreut. Bei mir ist es Liebe auf den ersten Blick – und bei ihm ganz offensichtlich auch.
    Aber es folgt noch ein kleiner Test, bevor wir Basti wirklich haben können. Als wir in der gemütlichen Wohnküche der Besitzer Platz nehmen, geht die Tür auf und drei rothaarige Hunde betreten die Wohnstube. Es ist die Familie Rotnase: Mama Bonnie, Papa Henry und Sohn Basti. Die Besitzer sind der Meinung, dass uns auch Bastis Eltern mögen müssen. Wir sind noch einmal gespannt, aber hatten eigentlich keinen Grund zur Sorge: Henry schmeißt sich direkt vor meinen Füßen auf den Rücken und will gekrault werden, Bonnie leckt Haralds Hände und genießt Streicheleinheiten. Basti liegt zwischen uns. Da sind alle erst mal sprachlos.
    Am darauffolgenden Wochenende sollen Harald und ich noch mal in den Bayerischen Wald kommen und Basti für zwei komplette Tage mit zu uns in eine Ferienwohnung nehmen. Wir haben dafür Verständnis, denn wir möchten auch, dass sich Basti wirklich wohl bei uns fühlt.
    Nach unserem ersten Zusammentreffen mit Basti sind Harald und ich uns einig: der oder keiner! Wir sind im Hundefieber und können die kommende Woche kaum an etwas anderes denken als an Basti. Meine Kollegin Heike wird zu meinem »tapferen Opfer«, das sich täglich geduldig Basti-Geschichten anhört.
    Am nächsten Wochenende reisen Harald und ich wieder in den Bayerischen Wald, der sich innerhalb weniger Tage in ein wahres Winterwunderland verwandelt hat. Überall liegt Schnee, und wir genießen dieses Idyll in einer kleinen Ferienwohnung mit Basti, der uns ein wenig Sorgen bereitet.
    Wir haben ihm jede Menge Leckereien mitgebracht, die er genüsslich zerkaut. Aber ansonsten ist er unruhig, liegt keine fünf Minuten auf einem Platz, und zur Krönung pinkelt er
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