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Ich uebe das Sterben

Titel: Ich uebe das Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gritt Liebing
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werden mehr solcher Mehrfacheinheiten auf meinen Trainingsplan gesetzt.
    So wird das Frühschwimmen um sechs Uhr morgens jeden Mittwoch mit einem anschließenden einstündigen Lauf kombiniert und zur festen Größe für mich. Das ist hart, aber es macht mir echt Spaß. Danach fühle ich mich stark und fit für den Tag. Wenn ich um acht Uhr dreißig am Morgen schon das Training für den Tag bewältigt habe, ist das sehr motivierend und lässt mir außerdem genügend Zeit, mich die restliche Zeit meinen Vierbeinern zu widmen.
    Zusätzlich zum Rad-, Lauf- und Schwimmtraining besuche ich einmal pro Woche Lady Life, ein kleines Fitnessstudio für Frauen, um Rumpf und Bauch in Form zu bringen. Triathlon ist eine Sportart, bei der zwar der ganze Körper gefordert und gefördert wird – genau das ist auch der Reiz –, aber manche Partien kommen dennoch zu kurz und bedürfen einer zusätzlichen Bearbeitung.
    Das Training läuft bestens, und Bob gerät komplett in Vergessenheit.
    Am 18. März nehme ich an einem Lauf über zehn Kilometer im nahegelegenen Friedberg teil. Dieser Lauf soll mir zeigen, wo ich stehe. Es ist kalt und nass und die Strecke gar nicht mein Ding. Erst geht es fünf Kilometer bergauf, dann kommt ein Wendepunkt, und man rennt genau dieselbe Strecke bergab zurück ins Ziel. Trotzdem bin ich motiviert, im Kopfkino laufen Bilder vom Ironman.
    Die Motivation und das Wintertraining werden belohnt, denn ich gewinne meine Altersklasse und somit auch einen kleinen Pokal. Das hat niemand erwartet, und ich freue mich, gemeinsam mit Harald und Ralf. Immerhin ist es der erste Altersklassensieg meines Lebens. Auf einem kleinen Wölkchen schwebe ich den Rest des Monats März dahin, und alles klappt.
    Als ich Anfang April in mein erstes Radtrainingslager starte, sind es nur noch achtundneunzig Tage bis zum Ironman Austria.
    Bisher habe ich noch keinen einzigen Radkilometer auf der Straße absolviert. Genau genommen bin ich seit sechs Jahren nicht mehr richtig auf dem Drahtesel unterwegs gewesen. Ich bin nervös und dennoch voller Vorfreude, denn jetzt geht es richtig los.
    Mein Trainingslager befindet sich mitten im deutschen Pott: bei Haralds Mama in Gladbeck. Ohne Trainingsgruppe, ohne Kilometermacherkonkurrenz – nur ich und mein Fahrrad.
    Die erste Fahrt »in freier Wildbahn« ist nicht länger als dreißig Kilometer – aber härter, als ich es mir vorgestellt habe. Obwohl ich bereits viele Kilometer mit meinem Fahrrad auf der Rolle gefahren bin, ist die Fahrt draußen extrem anstrengend. Zudem bin ich eine sehr ängstliche Radfahrerin, habe die Hände immer an den Bremsen.
    Einhundertachtzig Kilometer – also sechsmal so weit – soll ich in weniger als einhundert Tagen fahren. Zweifel kommen hoch. Doch ich schlucke sie herunter und bin fest entschlossen, mich in den nächsten neun Tagen einfach nur nach dem Trainingsplan zu bewegen und alles andere auszublenden.
    Das ist auch ziemlich einfach, denn Haralds Mama tut alles dafür, dass ich mich außer um mein Training um absolut nichts kümmern muss. Sie kocht mir täglich leckeres Essen nach meinen Wünschen mit Pasta, Kartoffeln und Reis. Es gibt Kuchen und leckeres Fleisch. Und in ihrer wunderbaren Badewanne kann ich nach dem Training abtauchen, um die Muskeln ein wenig zu entspannen.
    Am achten Tag des Trainings fahre ich schon achtzig Kilometer und bin guter Dinge, die einhundertachtzig Kilometer in einer Zeit von höchstens achteinhalb Stunden zu schaffen, denn das ist das Zeitlimit beim Ironman.
    Bestens gelaunt kehre ich nach Darmstadt zurück und freue mich, wieder bei Harald und den Hunden zu sein. Auch wenn mein Ausflug nach Gladbeck toll war und es mir eigentlich an nichts mangelte, so fehlten doch meine Liebsten.
    Mein Trainer Ralf ist zufrieden, dass ich alle Trainingseinheiten absolviert und nebenher noch auf die Ernährung geachtet habe.
    Am Wochenende findet im benachbarten Griesheim ein Lauf statt. Ralf schickt mich auf die Strecke über zehn Kilometer. Mit der Zeit von zweiundfünfzig Minuten sind wir beide zufrieden, und ich habe das Gefühl, dass es vorangeht – und zwar in großen Schritten.
    Nach dem Zieleinlauf ziehe ich mich nur kurz um und steige auf mein Rennrad, das Harald im Auto mitgebracht hat. Koppeltraining macht mir richtig Spaß, und ich trete kräftig in die Pedale.
    Auf dem Heimweg bin ich nur einen Moment unkonzentriert, und mein Vorderrad gerät in einen Sandhaufen. Ehe ich mich versehe, liege ich auf dem Boden. Das

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