Ich uebe das Sterben
Untersuchung. Alles völlig schmerzfrei und unspektakulär. Auch die Angiographie selbst ist ja keine unbekannte Untersuchung. Ich hoffe nur, dass sie dieses Mal besser abläuft als beim letzten Mal.
Meine Untersuchung startet am nächsten Tag um die Mittagszeit. Die Ärztin und ihr Team sind sehr freundlich und machen einen kompetenten Eindruck. Ich fühle mich richtig wohl und gut aufgehoben.
Die Untersuchung wird nicht mit dem Katheter über die Leiste durchgeführt, sondern über die Armbeuge. Für mich ist diese Tatsache ein Geschenk, denn so kann ich die Beine während der Untersuchung bewegen und schon eine Stunde nach deren Ende wieder aufstehen.
Während der Untersuchung dreht die Ärztin den Monitor so, dass ich genau sehen kann, was vor sich geht. Sie erklärt mir, wo sie sich gerade befindet, und zeigt mir meine arteriovenöse Fistel. Die sieht ganz schön groß aus, hat ungefähr die Größe meines Daumens.
Da die Fistel eine Kurzschlussverbindung zwischen einer zuführenden Arterie und einer abführenden Vene ist, fließt Blut direkt von einer Arterie in eine Vene und sorgt somit für eine arterielle Unterversorgung, was in meinem Fall zu Schwindel und zu der niedrigen Temperatur der rechten Hand führt.
Die Ärztin teilt mir mit, dass man Fisteln dieser Größe leider nicht kleben könne. Sie hatte gehofft, diese Methode zur Unterbindung anwenden zu können, denn das hätte sie direkt per Katheter erledigen können.
Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als einen Termin in der Gefäßchirurgischen Ambulanz auszumachen, um die Fistel operativ unterbinden zu lassen.
Schneller als mir lieb ist, betrete ich Mitte August erneut das Gelände der Universitätsklinik Frankfurt.
Die Wartezeit in der Gefäßchirurgie zieht sich hin, aber ich bin wieder bestens mit Lesestoff und Musik ausgerüstet.
Als ich in das Untersuchungszimmer gebeten werde, haben die Ärzte meine Unterlagen von der Angiographie bereits vorliegen. Um die Informationen zu vervollständigen, wird noch eine Ultraschallaufnahme gemacht. Dann stecken die Ärzte die Köpfe zusammen und beratschlagen, wie man die Fistel am besten in den Griff bekommt.
Es gibt zwei Methoden, die mir bis dato noch unbekannt sind. Eine Methode ist minimal-invasiv; das bedeutet, die Ärzte gehen mit dem mir schon gut bekannten Katheter über die Leiste zu dem Gefäß und verschließen den Kurzschluss mit kleinen Metallspiralen, sogenannten Coils. Die zweite Methode ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem das Gefäß chirurgisch verschlossen wird; das nennt man Ligatur.
In meinem Fall kommt zunächst eigentlich nur letztgenannte Methode infrage, weil die Fistel groß ist und an einer schwierig zu erreichenden Stelle sitzt. Das ist keine gute Nachricht. Sie bedeutet wieder eine Operation, wieder einen Krankenhausaufenthalt und wieder eine Narbe mehr an meinem Körper.
Ich werde zur Blutentnahme geschickt. Das Ergebnis des Bluttests bringt erneut schlechte Nachrichten: Verdacht auf Willebrand-Jürgens-Syndrom, eine Blutgerinnungsstörung. Nun muss geklärt werden, ob der Verdacht sich bestätigt, bevor meine Fistel operativ entfernt werden kann.
Schon in der nächsten Woche stehe ich wieder in der Frankfurter Uniklinik, diesmal in der Hämophilie-Ambulanz.
Während mir gefühlt literweise Blut entnommen wird, halte ich mit der medizinisch-technischen Assistentin ein Schwätzchen über Hunde.
Das Ergebnis erhalte ich erst ein paar Tage später. Der Verdacht wird bestätigt, ich habe tatsächlich eine Blutgerinnungsstörung.
Ich bin wütend, denn ich brauche nicht noch mehr Baustellen in meinem Körper. Eigentlich bin ich mit meinem Brugada-Brugada-Syndrom vollauf bedient. Aber jede neue Untersuchung scheint ein weiteres Problem zum Vorschein zu bringen. Das zermürbt mich.
Ende August finde ich mich wieder in der Universitätsklinik Frankfurt ein. Diesmal habe ich mein Zimmer im zehnten Stockwerk des Hauptgebäudes. Die Aussicht auf die Skyline von Frankfurt ist toll, aber das Zimmer ist weiß und kahl.
Dass es keinen Fernseher gibt, wusste ich glücklicherweise schon vorher. Harald hat mir einen kleinen tragbaren DVD -Player gekauft, und ich bin sehr froh, das Gerät nun bei mir zu haben. So kann ich mich völlig dem Geschehen auf der Station entziehen. Freunde haben mir DVD s geliehen, und die Jungs von Oomph! haben mir ihre aktuelle CD mit DVD zugeschickt. Harald kennt die Jungs durch seinen Job, und wir waren bei Konzerten schon oft backstage mit
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