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Ich übe für den Himmel

Ich übe für den Himmel

Titel: Ich übe für den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patmos
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mich ist, weil der Apparat in der Küche neben der Spüle am Fenster steht. Merkwürdig.
    Ich habe plötzlich eine Gänsehaut, als ich den Hörer an mein Ohr drücke.
    »Papa?«
    »Isha-Kind, komm bitte ins Kinderkrankenhaus und bring die Beutelchen mit den Federn mit. Du weißt ja, wo sie liegen. Wir haben sie in der Eile vergessen. Beeil dich und nimm dir ein Taxi. Vergiss deine rote Nase nicht. Die Nummer für die Taxen am S-Bahnhof Blankenese ist auf der linken Seite vom Telefonapparat geklebt. Mach schnell, Isha.«
    »Ist gut, Papa. Ich bin gleich bei euch.«
    Eddie steht neben mir und greift meine Hand.
    »Holst du mal die kleinen Beutel mit den Federn, Eddie? Mama und Papa haben sie vergessen, ich soll sie hinbringen, ins Kinderkrankenhaus.«
    In jeder ihrer Schatztruhen gibt es einen dünnen, zartgelben Leinenbeutel, in dem sie weiße, weiche Federn aufheben. Bei Spaziergängen am Elbufer sammeln wir für die Arbeit meiner Eltern solche Federn, denn oft wollen die Kinder im Krankenhaus welche behalten.
    Eddie gibt mir die Beutelchen. Dann sagt er:
    »Ich weiß, warum du hinfahren musst. Es ist wegen Tommy. Er braucht die Federn.« Mehr sagt er nicht und ich mag ihn nicht fragen, warum er das denkt. Ich ziehe schnell meine Shorts und das T-Shirt mit den Spaghettiträgern aus. Mit einem nassen Waschlappen wische ich mir in der Dusche den Schweiß aus dem Gesicht, den Dreck von den nackten Füßen und schlüpfe in ein dünnes Sommerkleid und meine Sandalen. Es ist das Kleid mit den Schwalben und Wolken drauf. Oma hat es mir genäht aus einem Stück Stoff, das sie am Grabbeltisch im Alsterkaufhaus gefunden hatte.
    »Für meine Isha«, sagte sie, als sie mir das fertige Kleid brachte. Es ist mein allerliebstes Lieblingskleid. Dann rufe ich bei der Taxizentrale an.
    Eddie hält mir einen kleinen Blumenstrauß aus Margeriten und blauem und weißem Rittersporn hin, frisch gepflückt von der Blumenwiese.
    »Gibst du das bitte Tommy?«
    »Mach ich.« Vor der Tür hupt ein Auto. Ich rufe Oma und Opa durch das Küchenfenster Tschüss zu und springe hinten ins Taxi, in der linken Hand die Blumen, in der rechten die rote Nase und die beiden Leinensäckchen. Opa steht plötzlich da und steckt mir, ehe wir losfahren, durch die heruntergekurbelte Scheibe noch einen Geldschein zu.
    »Tschüss, du Isha-Clown.«
    Der liebe, liebe Opa. Er war erst entsetzt, als sein Sohn Clown und nicht Elbfischer werden wollte. Aber er hat ihn trotzdem auf die Dimitri-Clown-Schule in der Schweiz gehen lassen, wo Papa nach einem Jahr Mama kennengelernt hat.
    Ich steige am Kinderkrankenhaus aus dem Taxi, binde mir die rote Nase um und schiebe sie auf die Stirn, über den Augen. Ich weiß, wo Tommys Zimmer ist. In der Klinik renne ich die Treppen hoch. Schwester Marina wartet schon auf mich.
    »Isha, wie schön, dass du so schnell gekommen bist. Tommy fragt immer wieder nach dir. Isha-Clown nennt er dich.« Wie mein Opa, denke ich.
    In meiner Brust schlägt mein Herz aufgeregte Purzelbäume und meine Hände sind schweißnass, als ich Tommys Zimmertür vorsichtig öffne. Seine Eltern sitzen rechts und links neben seinem Bett und halten seine Hände. Mamamoma und Papapipo stehen am Fußende und haben beide eine Puppe über die rechte Hand gezogen. Den weißen und den braunen Bären, die sich untereinander und mit Tommy unterhalten. Ich höre, wie sich die Bären zusprechen:
    »Jaja, Tochter Isha. Die ist meistens von der schnellen Truppe. Heute aber nicht«, sagt der Weißbär.
    »Ich bin mir sicher, dass sie heute von der schnellen Truppe ist«, sagt der Braunbär. »Da, da steht ein Mädchen in der Tür, das wie Isha aussieht. Bist du es, Isha? Oder deine Doppelgängerin?«
    Ich schiebe die rote Nase von der Stirn nach unten auf meine Nase. Ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel und hoffe, dass meine Stimme nicht zittert. Ich antworte:
    »Hallo Braunbär! Hallo Weißbär! Ishas Doppelgängerin hat mich persönlich geschickt. Ich habe etwas mitgebracht.«
    »Hätten wir bloß vorher gewettet, um, sagen wir mal, um eine Scheibe Honigkuchen«, sagt Braunbär zum Weißbär und winkt mit der linken Pfote. Weißbär winkt auch. Ich winke zurück und gebe ihnen den kleinen Blumenstrauß, den sie gemeinsam festhalten.
    »Hallo, Tommy. Hier bin ich, Isha-Clown.«
    Ich gehe auf Tommy zu. »Mein kleiner Bruder Eddie hat mir einen Blumenstrauß für dich mitgegeben. Und er hat mir gesagt, dass du die weißen Federn brauchst.«
    Tommy nickt und lächelt. Ich

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