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Ich und andere uncoole Dinge in New York

Ich und andere uncoole Dinge in New York

Titel: Ich und andere uncoole Dinge in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia K. Stein
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nicht mal groß programmieren können muss. Man merkt auch so, wann was schwachsinnig und widersprüchlich ist und wann etwas klappt und verständlich formuliert ist. Ich hoffe nur, Rachel hilft mir nicht aus schlechtem Gewissen. Ich habe nämlich noch so ein paar verschwommene Bilder im Kopf und hege den vagen Verdacht, dass sie mit Peter rumgemacht hat, als ich nach der Finissage wegen der Cosmo-Manhattan-Übelkeit in der Schwarzlicht-Toilette versumpft bin. Man könnte ihr sogar unterstellen, dass sie mich extra mit Cosmos und Manhattans abgefüllt hat. Beweisen kann ich das natürlich nicht. Jetzt heißt es cool bleiben und falls nötig zurückschlagen. Immerhin werde ich dank meines neuen Wissens nicht gefeuert. Ich bin auch kaum noch erkältet, seit ich mir angewöhnt habe, bei der Arbeit diesen Schal und ein warmes Sweatshirt zu tragen. Die Amerikaner wollen nämlich beweisen, dass sie stärker als das Wetter sind. Je wärmer es draußen wird, umso kälter ist unser Büro und umso lauter dröhnen die Klimaanlagen. Je heißer es draußen ist, desto wärmer müssen also die Anziehsachen sein, die man mit ins Büro nimmt. Wenn man das einmal begriffen hat, ist es ganz okay. In den Pausen beginne ich, an meiner Donnerstags-Mail für Peter zu komponieren.
    „Samstag gehen wir mit Peter in den Central Park“, verkündet Rachel am Mittwoch durch die Cubicle-Wand.
    Ich bin froh, dass sie das durch die Wand gesagt hat und nicht mein fassungsloses Gesicht sieht. Ich schiebe meine in stundenlanger Mühe konstruierte Mail in den Mülleimer.
    Aha. Rachel hat sich also doch vorgedrängelt. Sie ist nicht meine Freundin, das darf ich nie vergessen.
     

American Dating
    Am Wochenende fällt New York in eine ganz andere Stimmung. Weil während der Woche alle so viel arbeiten und die New Yorker kaum längere Urlaube machen, ist jedes Wochenende ein Mini-Urlaub. Mit der gleichen Emsigkeit, mit der sonst gearbeitet wird, wird jetzt entspannt, gebruncht, gequatscht, gedated, getanzt, Kaffee getrunke n, gejoggt und vor allem – ausgegangen. Rachel und ich nehmen mittags den Subway zum Central Park. Die Straßen sind voll von Touristen und New Yorkern und vor dem Abercrombie and Fitch Flagship Store stehen wieder männliche Models ohne Shirts über ihren eingeölten Sixpacks und tanzen. Davor warten Hunderte Touristen auf Einlass. Vor dem Eingang des Plaza Hotels wehen amerikanische Flaggen und deutlich wie auf einer Fotomontage leuchten Rot und Blau in einen blankgeputzten, helltürkisen Himmel. Die USA haben mit ihren Nationalfarben mehr Glück gehabt als Deutschland. Wegen des lauwarmen Windes, der sanft unsere Arme streichelt, ist es nicht heiß, sondern wunderbar warm. Peter ist noch nicht da.
    „Du hast bei der Finissage mit Peter geknutscht.“ Jetzt ist es raus. Vielleicht ist das nicht der richtige Zeitpunkt, aber ich kann mich nicht länger zurückhalten.
    „Wie kommst du denn darauf?“ Rachel trägt ihr verblichenes Mickey-Mouse-T-Shirt, eine dünne Jacke, schwarze Boots mit Absätzen und die Stubenfliegenbrille. Auf ihren geschwungenen Lippen schimmert allerdings Gloss, was bei Rachel heißt, dass sie sich anstrengt, gut auszusehen.
    „Das ist keine Antwort.“
    „Hey, habe ich dich gefragt, ob wir ihn heute zusammen treffen wollen, oder nicht?“
    Rachel macht ein betont beleidigtes Gesicht, was mich jetzt wirklich stutzig macht. Sie muss sich verteidigen! Das kann nur eins heißen: „Hast du?“
    Sie sieht verlegen zur Seite. Ich dachte, sie würde alles vehement abstreiten!
    „Ich dachte nur, weil du eigentlich gesagt hattest, dass ich ihn haben kann“, sage ich und beobachte jede Regung in ihrem Gesicht genau.
    „Nur ein bisschen.“
    „Ein bisschen?“ Ich kann’s echt nicht glauben. Das sollte eine rhetorische Frage sein!
    „Er küsst merkwürdig. Es fühlt sich eher an, als würden einem Schmetterlinge um den Mund fliegen“, sagt sie nachdenklich. „Wir waren doch alle betrunken. Das zählt nicht richtig. Also, ich dachte, das macht dir nichts aus.“
    Bevor ich etwas erwidern kann, kommt Peter um die Ecke gerannt und nimmt sein Handy erst vom Ohr, als er neben uns steht. Rachel umarmt ihn stürmisch und ich hebe meine Hand, bringe ein linkisches „Hi“ hervor und ärgere mich im gleichen Moment über mich selbst. Warum umarme ich ihn eigentlich nicht? Aber jetzt ist es zu spät.
    Rachel übernimmt sofort die Rolle der Fremdenführerin, gibt die Marschrichtung vor und beginnt, den Park zu

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