Ich und andere uncoole Dinge in New York
natürlich genau weiß, was sie meint.
„Na, du und Peter.“ Sie sagt das, als hätte sie nie Interesse an Peter gehabt, ohne jegliche Eifersucht. Ich glaube, sie hat völlig vergessen, dass sie ihn mal scharf fand.
„Ach“, ich winke ab.
„Ach, ach, was denn jetzt. Jetzt rück mal raus mit der Sprache.“
„Nee“, druckse ich herum.
„Was, immer noch nicht? Du musst mir alles erzählen. Ihr Deutschen seid doch nicht so prüde. Ben meinte, du hättest ihm erzählt, dass ihr in Deutschland ständig miteinander in die Kiste geht“, schreit sie begeistert.
„Da hat er was falsch verstanden“, erwidere ich verkrampft.
Zum Glück klingelt in diesem Moment Rachels Handy.
„Das ist eine super Idee“, sagt Rachel ins Telefon. „Machen wir nächstes Wochenende. … Was? Ob die Luft geknistert hat?“ Sie sieht mich mit zusammengezogenen Brauen an. „Was meinst du genau mit knistern? … Nee, ich war nicht im Kin o. Woher weißt du …?“ Während sie mich fixiert, tippt sie sich mit der freien Hand an die Stirn und formt tonlos „Spinnst du?“ mit den Lippen. Ich zucke mit den Schultern, schnappe meine Tasche und gehe schon mal vor in Richtung Büro.
Coney Island
Die Woche zieht in der üblichen Scirox-Geschwindigkeit vorbei. Außer auf einen Kaffee und ein kurzes Abendessen schaffen Peter und ich es während der Woche nicht, uns zu sehen, weil Peter so viel lernen muss. Aber Dating in New York findet sowieso hauptsächlich am Wochenende statt. Wenn sich hier Paare nach einem halben Jahr Dating einen Heiratsantrag machen, haben sie sich zwölf Mal gesehen. Krass. Weil Gretchen mir am Freitagabend noch so eine bescheuerte Aufgabe gegeben hat, verbringe ich sogar Samstagmorgen im Büro. Als ich ihr beim Gehen sage, dass ich jetzt nach Coney Island fahre, blickt sie mich völlig entgeistert an: „Aber was willst du denn da? Ist alles total verrottet.“
Etwas später sitze ich auf einem klebrigen Sitz im letzten Waggon des Subway und denke, dass sie vielleicht recht hat. Im Fremdenführer stand Coney Island nicht unbedingt unter den Top-Ten-Ausflugszielen, vielleicht sollte ich lieber mal ins Museum of Modern Art gehen oder sowas. Ich hätte Peter auch eigentlich lieber allein getroffen, aber als er von Coney Island gehört hat, wollte er auch direkt hin. Rachel und die anderen wollen mich an der Subway Station Downtown mit dem Auto einsammeln, weil ich die einzige bin, die heute ins Büro musste. Vielen Dank noch mal, Gretchen. Aus dem Kopfhörer des Mädchens neben mir dröhnt ein Bass. Sie hat aus weiten Hosen, mehreren riesigen T-Shirts, einer Jacke mit Kapuze und einer Kappe einen Schutzwall um ihren Körper gebaut. Ihr muss kochend heiß sein. Versuchsweise lächele ich ihr zu. Sie blickt erst durch mich hindurch und dann zur Seite. Der Subway ist eigentlich ganz amüsant und wesentlich billiger als Taxi zu fahren. Seit ich mit Peter zusammen bin, gebe ich viel zu viel Geld aus, obwohl er so oft bezahlt. Zum Glück wird die Abrechnung von meiner Notfall-Kreditkarte, die inzwischen zu einer Notfall-Party-Shopping-Kreditkarte mutiert ist, nach Deutschland geschickt. Bis das auffliegt, dauert es noch ein bisschen.
Als ich schweißgebadet die steilen Treppen des Subway erklimme und gegen die Sonne blinzele, sind sie schon da. Rachel winkt mir vom Rücksitz eines weißen Autos zu. Sie trägt ein Tube-Top ohne Träger, das aussieht, als würde es jeden Moment herunterrutschen. Sie hat ein ganzes Sortiment an Oberteilen, die aussehen, als würden sie jeden Moment herunterrutschen. Vielleicht wählt sie ihre Anziehsachen nach diesem Kriterium aus. Ich steige neben ihr ein, wo noch Platz ist. Peter sitzt auf ihrer anderen Seite, sie ist in die Mitte gerutscht. Könnte nett von ihr sein, in der Mitte zu sitzen, andererseits blockiert sie dadurch Peter, der jetzt ihre nackte Schulter neben sich hat.
„Hi, my German Girl“, sagt er, als ich einsteige, und seine Hand streift Rachels Schulter, als er kurz meinen Hals umfasst.
„Entschuldigung, aber bitte vergesst nie, dass ich zwischen euch sitze. Ich bin kein Ménage-à-trois-Typ“, beschwert Rachel sich prompt. Wenn sie wirklich etwas dagegen hätte, hätte sie sich nur anders hinsetzen müssen. Das nehme ich ihr jetzt, Amal hin oder her, nicht ab. Meredith sitzt vorn. Ihr Gesicht steckt unter einem Cowboy-Strohhut. Sie trägt eine Sonnenbrille, gegen die sogar Rachels klein wirkt. Adam dreht sich um und schenkt mir ein breites Lächeln. Seine
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