Ich und andere uncoole Dinge in New York
Coney Island, alles klar? Sie soll den Typen gefälligst zur Inspektion mitbringen.“
„Alles klar.“
Nach einer Pause fragt Adam: „Und du kommst auf jeden Fall mit, nicht wahr?“
„Klar“, antworte ich wortkarg.
„Geht’s dir gut?“
„Ja, natürlich“, sage ich etwas zu energisch, als müsste ich mich verteidigen.
„Cool, dann lasse ich dich jetzt schlafen. Bis bald.“
„Ja, bis hoffentlich bald.“
Wir legen auf und für einen Moment bin ich enttäuscht, dass wir nicht länger telefoniert haben. Aber ich hätte ja auch einfach etwas gesprächiger sein können. Ich überlege kurz, Adam zurückzurufen. Doch stattdessen bleibe ich neben dem Telefon sitzen und warte, ob es nochmal klingelt. Aber es klingelt natürlich nicht und wahrscheinlich hat diese dauerhafte Hitze nur meine Gehirnzellen aufgeweicht. Schließlich habe ich einen Freund und zw ar den besten Freund, den man sich nur wünschen kann. Schnell schlüpfe ich wieder unter das kühle Laken. In ein paar Stunden muss ich bei Scirox sitzen und ein kluges Gesicht machen.
Als ich mit Benjamin am nächsten Morgen in der Küche die Reste aus den Cornflakes-Packungen zusammenschütte, ist Rachel immer noch nicht da. Um neun hastet sie mit schnellen Schritten zur Tür herein. „Ich bin spät dran, ich weiß“, erklärt sie, als sei es völlig normal, dass sie die ganze Nacht hindurch weggeblieben ist.
„Rachel, du crazy girl, wo hast du denn bitte schön die Nacht verbracht?“, fragt Benjamin hemmungslos direkt. „Du glaubst doch nicht, dass du hier ohne Erklärung davonkommst?“
Rachel streift mit einer nachlässigen Geste ihre Lederjacke von den Schulten. Dann blickt sie nacheinander zu Benjamin und zu mir und ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. „Ich habe einen super Abend verbracht!“ Sie dreht sich um, öffnet schwungvoll die Schränke, um nach Tee oder etwas Essbarem zu suchen, aber schaut kaum richtig hinein. „Wir haben einen Schnupperkurs für klassische Tänze besucht und Walzer gelernt.“
„Ich dachte, ihr wärt ins Kino gegangen. Ich wusste gar nicht, dass du dich für Tanz interessierst.“ Ich kann mir Rachel beim Frauenfußball oder im Ultimate Frisbee Team vorstellen, aber nicht bei einem Gesellschaftstanz.
„Habe ich bisher auch nicht.“
„Klingt verheißungsvoll. Und weiter?“, fragt Benjamin, während er mit den Fingernägeln einen Rhythmus auf die Tischplatte trommelt.
„Es war super lustig. Und dann hat er mir noch sein Apartment gezeigt und ich bin so müde gewesen, dass ich bei ihm übernachtet habe.“ Rachel zieht eine Packung Honey Cheerios hinter den Töpfen hervor, die sie ganz klar dort gebunkert hat, damit wir sie nicht finden.
„ Habt ihr gefummelt, Sex, Ringe getauscht? Ich habe keine Zeit für so ein Drumherumgequatsche, ich muss los. Ich habe ein Recht, alles zu erfahren, schließlich habe ich ihn dir vorgestellt.“ Benjamin steht auf, greift nach Rucksack und Jackett und geht in schnellen Schritten zur Tür. „Amal erzählt es mir später sowieso.“
Rachel sieht empört hoch: „Dann brauchst du mich ja nicht zu fragen. Tu doch nicht so , Ben. Jungen erzählen grundsätzlich weniger detailliert. Solche Geschichten machen bei Jungen nur halb so viel Spaß.“ Sie grinst zufrieden. „Ich sage euch, Amal ist der romantischste Mann, den ich kenne.“ Rachels Augen schl1ießen sich zur Hälfte und sie schlürft genüsslich die Milch aus der Schale mit ihren Honey Cheerios.
„Okay, ich weiß nicht, ob du mir mit diesem Schlürfen etwas Interessantes sagen willst. Aber so viel Gefühlsduselei am frühen Morgen halte ich nicht aus. Meine Güte, Hauptsache du machst aus Amal nicht so einen vor Schmalz triefenden Verliebten.“
„Na, und wie sieht’s mit dem Sommerprojekt aus?“, frage ich unschuldig, als die Tür hinter Ben ins Schloss gefallen ist.
„Es wird, es wird …“, antwortet sie und nickt eifrig. „Wenn es eine Fummel-Skala von eins bis zehn gäbe, sind wir auf jeden Fall schon bei Stufe acht. Ich würde sagen ...“, sie kneift die Augen zusammen und wiegt abwägend den Kopf. „In einer Woche sind wir soweit.“ Sie sieht mich vielsagend an und ich schreibe eine mentale Memo, dass ich sie später weiter ausfragen muss, was Stufe acht genau beinhaltet.
„Ah, super.“ Ich nehme die Packung Honey Cheerios und schütte meine Schüssel extra voll.
„Und, wie sieht’s bei dir aus? Habt ihr schon?“, fragt sie.
„Was?“, frage ich, obwohl ich
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