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Ich und andere uncoole Dinge in New York

Ich und andere uncoole Dinge in New York

Titel: Ich und andere uncoole Dinge in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia K. Stein
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Sonnenbrille ist verspiegelt und sieht nach Surfer aus und steht ihm ziemlich gut. Er ist viel brauner geworden seit dem letzten Mal.
    „Du bist so braun, hast du Dauerurlaub? Ich dachte du liest den ganzen Tag Freud?“, frage ich.
    „ Die Bräune kommt mit dem Job“, grinst er. „Mein College hat gerade Sommerpause. Ich gebe Tennisstunden.“ Stimmt, Peter ist ja nur deshalb an der Uni, weil er eine spezielle Summer School besucht. Das hatte ich ganz vergessen.
    Im Auto ist es kühl, weil Adam die Klimaanlage hochgefahren hat. Trotzdem scheint Rachel in ihrem dünnen Tube-Top nicht zu frieren. Hier sind alle abgehärteter und rennen auch an kühleren Tagen stur mit Flip-Flops rum, nur weil laut Kalender Sommer ist. Wobei es jetzt schon seit einiger Zeit weder kühle Tage noch kühle Nächte gegeben hat. Wird langsam Zeit für ein Gewitter.
    Adam lehnt etwas nach vorn über dem Steuer, weil er seine langen Beine so besser unterbringen kann. Seine Haare stehen nach oben und er erinnert mich ein wenig an Woody Allen, allerdings an eine junge, wesentlich größere, wesentlich muskulösere Version mit blauen Augen. Also vielleicht doch nicht Woody Allen, sondern mehr Jake Gyllenhaal. Die Musik dröhnt aus den überforderten Lautsprechern und Adam wurschtelt am CD-Spieler, um die Lieder zu wechseln. Nach wenigen Sekunden, in denen es unmöglich ist zu entscheiden, ob man das Lied kennt oder mag, behauptet er, dass er ein „noch besseres Lied“ für uns hat, das er wiederum einige Sekunden anspielt, bevor ihm ein neues einfällt. Er nutzt aus, dass wir seinem konfusen Audio-Mix wehrlos ausgeliefert sind.
    „Wartet, dieses hier müsst ihr euch einfach anhören!“
    Er schlägt sich mit der Hand auf die Jeans und nickt im Takt. Er spielt einen Haufen Lieder mit wuchtigen Dance Beats und lässt seine Locken dazu auf- und niederwippen.
    „Er ist wahnsinnig“, stellt Meredith trocken fest und wirft uns mit ihren Scheinwerferaugen einen resignierten Blick zu. Nicht nur der Hut, sondern ihr gesamtes Styling hat heute das Thema: „feminine Cowboy-Braut“. Sie trägt ein Blümchenkleid mit dünnen Trägern, braune, bestickte Cowboy-Boots und ihren Strohhut. Nur wenn man wirklich ganz genau hinsieht, erkennt man, dass sie durchaus Make-up trägt. Sie sieht sensationell aus. Sich so zu stylen lernt man wahrscheinlich bei der Teen Vogue, wo Meredith als Modeassistentin arbeitet.
    Als wir das Auto auf dem Parkplatz des New York Aquariums abstellen, dröhnen mir die Ohren von Adams experimenteller Musik-Session. Weiße Wolken verwandeln den Himmel in eine gleißende Lichtdecke, die man keine Sekunde ohne Sonnenbrille ertragen kann.
    „Seeehr schade, dass Amal nicht mitkommen konnte“, bemerkt Meredith betont betrübt.
    „Ist mir schon klar, dass du gern einen Blick auf ihn geworfen hättest. Aber ich wollte ihn noch ein wenig schonen.“
    Peter sieht mich fragend an. „Ihr neuer Freund“, erkläre ich. Ich muss gestehen, dass ich ganz froh bin, dass Rachel selber einen hat und sich nicht an meinem vergreifen muss. Meredith und Rachel verhalten sich, als würden sie Peter schon ewig kennen. Sie machen Witze und sind einfach wahnsinnig entspannt. Peter amüsiert sich prächtig und sie stacheln sich gegenseitig an.
    „Hey, wir gehen aber erst ins Aquarium“, bestimmt Adam. „Das muss unser deutscher Gast unbedingt sehen.“
    Meredith und Rachel setzen ein gespielt genervtes Gesicht auf.
    „Das ist doch eine faule Ausrede. Du willst ins Aquarium“, sagt Meredith.
    Adam greift nach meiner Hand und zieht mich hinter ihm her, ohne auf die anderen zu warten. Ich lasse mich gern ziehen. Erstens, weil ich mich gern von Adam ziehen lasse, und zweitens, weil mir gefällt, dass das Peter offensichtlich nicht gefällt. Jetzt verstehe ich, wie sich diese intriganten Schlampen fühlen, die immer mehrere Kerle an der Hand haben – ziemlich gut.
    „Hör einfach nicht auf meine angeblichen Schwestern. Wir sind nicht verwandt. Das ist alles ein großes Missverständnis“, grinst er.
    Kurz danach starren wir die Pinguine an und die Pinguine starren zurück, bevor sie leicht nach vorn gelehnt mit beleidigt erhobenen Köpfen ins Wasser watscheln.
    „Die Haltung erinnert mich an Adam am Steuer“, stellt Meredith trocken fest und Peter prustet los.
    „Hey, du“, ruft Adam, „glaub nicht, dass du dir mehr herausnehmen kannst, weil du ein Verhältnis mit der Mitbewohnerin meiner kleinen Schwester hast. Du kannst dir gerade deshalb

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