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Ich und andere uncoole Dinge in New York

Ich und andere uncoole Dinge in New York

Titel: Ich und andere uncoole Dinge in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia K. Stein
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Hochhäusern zieht sich ein breiter Sandstreifen entlang bis in die Ferne. Der Sand hat einen leichten Grauschleier und im grellen Licht wirkt das Meer etwas farblos, aber der Strand ist echt und voll mit Menschen, die der Hitze der Stadt ans Wasser entflohen sind. Überall stehen bunte Sonnenschirme, aufklappbare Sonnenstühle und neben Handtüchern und Kühlboxen schaufeln Kinder Sand in bunte Plastikeimer. Es ist definitiv nicht die Côte d‘Azur und ich bin mir nicht sicher, ob das New Yorker Küstenwasser nicht jedem Schwimmer ein eitriges Ekzem verpasst, aber immerhin. Wir reißen unsere Schuhe herunter und laufen dicht am Wasser entlang, wo unsere Füße flache Abdrücke hinterlassen und das Gehen einfacher ist. In der Ferne schwebt ein Flugzeug in Richtung Kennedy Airport. Peter beschleunigt seine Schritte, um neben Adam zu laufen, und zieht mich hinter ihm her. Irgendwie werde ich in letzter Zeit immer gezogen, nur der Ziehende wechselt.
    „Rachel hat gesagt, dass du Tennis spielst?“
    Adam nickt.
    „Und, läuft’s gut?“, fragt Peter eifrig.
    Adam sieht ihn genervt an. „Ja.“
    „Wo spielst du denn?“
    „In der South Bronx.“
    „Du bist so ein ganz Mutiger.“
    Adam zuckt mit den Schultern. „Die hatten Probleme andere Trainer für die Kids zu finden. Kannst du dir wahrscheinlich gar nicht vorstellen.“ Er fährt sich genervt über die Stirn. „Und du? Auch irgendwelche Hobbies?“, fragt er ironisch.
    „Ich habe früher Fußball gespielt“, sagt Peter mit einer Begeisterung, die ich ihm irgendwie nicht abnehme.
    „Ach, deshalb deine Vorliebe für alles Europäische. Bei uns an der Schule war das ein Mädchensport.“
    „Echt? Du warst wahrscheinlich im Football-Team mit den anderen hirnlosen Bodybuildern“, sagt Peter plötzlich aggressiv.
    „Sag mal, was willst du eigentlich von mir? Ich brauche mich mit dir nicht über Sport zu unterhalten.“ Adam ist stehen geblieben und seine blauen Augen fixieren Peter. Er ist schlank, aber etwas größer als Peter und mit seinen Tennisspielerarmen könnte er definitiv fest zuschlagen.
    „Warum denn gleich so unhöflich? War doch nur ‘ne Frage“, entgegnet Peter provozierend gleichgültig.
    Jetzt ziehe ich Peter aber zur Seite. Die beiden kann man nicht aufeinander loslassen. Neben uns erhebt sich die Silhouette eines Vergnügungsparks mit Riesenrad, Achterbahn und Buden. Kastenartige Hochhäuser in bräunlicher, gräulicher oder vollends undefinierbarer Farbe pressen sich bis an die Umzäunung, als würde das stetig wachsende New York den Park beharrlich in Richtung Meer drücken. Es sieht nach angestrengtem Spaß aus und die bunten Farben sind nicht fröhlich. Diese Kirmes hat ihre beste Zeit schon hinter sich. Dann reißt Rachel mit einer plötzlichen Bewegung Meredith den Cowboy-Hut vom Kopf und beginnt zu rennen. Meredith läuft kreischend ihrer Schwester nach, ich renne auch los, instinktiv wie ein Pferd, das der fliehenden Herde hinterher hetzt. Rachels Beine bewegen sich wie Uhrwerke, sie läuft einen großen Kreis, dann reißt sie Peter einen Stock aus der Hand, den er aufgelesen hat. Plötzlich rennen wir alle, so schnell wir können, den sich in der Dämmerung leerenden Strand entlang.
    „Wer zuerst am schwarzen Poller ist!“, schreit Adam und ich versuche, noch schneller zu laufen. Der Sand macht das Laufen immer schwerer, als würde ein Magnet meine Beine nach unten ziehen. Ich bin schon ewig nicht mehr gerannt und diese ganze Jogger-Manie war mir schon immer ein Rätsel. Die heiße Luft brennt in meinen Lungen. Vielleicht sollte ich beim Waldlauf in der Schule doch nicht immer pfuschen. Dort laufe ich immer die Abkürzung, warte ein paar Minuten, hyperventiliere für einen Moment und renne dann hechelnd an der arglosen Frau Nölle mit ihrer Stoppuhr vorbei. Klappt schon seit der fünften Klasse wunderbar. Rachel erreicht den Poller als erste. In einem letzten Versuch, ihren Sieg zu vereiteln, reißt Peter Rachel nach hinten, während Meredith Adam, der dicht dahinter ist, nach unten zieht und mich mit in die Tiefe reißt. Am Schluss liegen wir alle als nach Luft schnappendes Menschenknäuel im Sand. Adam umfasst meine Taille fester, als die Situation dafür Anlass gibt, ich vergrabe meine Nase für einen Moment in Peters Haaren.
    „Los, last uns das Restaurant suchen“, drängelt Adam plötzlich, steht auf und zieht mich am Arm nach oben, weg von Peter.
    „Gute Idee. Ich sterbe vor Hunger.“ Meredith verdreht die

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