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Ich und andere uncoole Dinge in New York

Ich und andere uncoole Dinge in New York

Titel: Ich und andere uncoole Dinge in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia K. Stein
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zusammenschweißen soll. Ich fürchte, dass ich hier wirklich keine Zeit habe, Peter zu betrauern, und keine Privatsphäre, um heimlich vor mich hinzuheulen wie in den letzten Tagen.
    „Oh Mann, normalerweise würde ich mich freuen, dass die Männer-Frauen-Quote siebzig zu dreißig beträgt“, raunt Rachel mir zu. „Aber wir sind doch ganz klar nur mitgenommen worden, damit ein paar mehr Mädels dabei sind, um die Stimmung zu heben.“
    „Du kannst Scirox ja verklagen“, schlage ich vor.
    „Kein Scherz, mein Vater könnte da wegen sexueller Nötigung bestimmt eine gute fünfstellige Summe rausschlagen.“
    „Na, und?“
    „Ich will doch später hier noch einen Job bekommen.“
    Rachel hat eine große Klappe, aber ich weiß genau: Insgeheim liebt sie Scirox und die Tatsache, dass alle Jungs in sie verknallt sind, weil sie ein Mädel ist, ein hübsches, lustiges sogar, und trotzdem richtig gut programmieren kann.
    „Aber morgen gibt’s ne Überraschung.“ Sie sieht mich vielsagend an und zwirbelt eine Haarsträhne um ihren Finger.
    „Sag schon.“
    „Morgen Abend kommen Amal und Adam, um uns zu entführen.“
    „Quatsch.“
    „Glaub mir, das war Adams Idee, nicht meine. Aber es wird bestimmt lustig. Außerdem ist in unserer Hütte noch Platz für zwei Leute mehr.“ Sie zwinkert mir zu. Okay, sie ist mir nicht mehr böse wegen Adam.
    „Hallo, ihr beiden. Ich darf mich doch zu euch setzen, nicht wahr.“ Das war keine Frage. Gretchen lässt sich schwungvoll auf einen Stuhl neben uns fallen und zieht ihr Macbook aus der Tasche. Trotz ihres sensationellen Aussehens ist sie kein Programmierer-Liebesmaterial. Sogar die finden Gretchen zu taff. Jedenfalls kleben sie normalerweise nicht wie die Fliegen um ihren Tisch wie um Rachels. Und sogar ich habe ja einen Verehrer bei Scirox an Land gezogen. Und über Louis kann ich mich nicht beschweren. Er ist viel zu schüchtern, um nach einem Date zu fragen. Allenfalls geht er zufällig zur gleichen Zeit Mittagessen wie ich und erklärt mir mit Engelsgeduld alles, was ich nicht verstehe.
    Gretchen hat ihre Haare wieder zu zwei langen Zöpfen geflochten, so dass sie wahnsinnig niedlich aussieht und das auch weiß. Sie erinnert mich an eine Killer-Blume, die wunderschön, aber bei Kontakt sofort tödlich ist. Ihr Macbook ist mit einer roten Metallicfolie überzogen, so dass es mehr nach Porsche als nach Computer aussieht. Rachel hat inzwischen ebenfalls ihre Station aufgebaut: Toshiba- Notebook (sie ist sentimental), Kindle, iPhone und das iPad. Ihre Ohren stecken unter übergroßen Kopfhörern, mit denen sie wahrscheinlich The Cure oder The Smith oder so etwas hört, was sie total cool und retro findet. Musikalisch würde Rachel sich gut mit meiner Mutter verstehen.
    „Irgendwann stirbst du an einer Überdosis Elektro-Smog“, schreie ich, damit sie mich durch die Kopfhörer hört.
    „Was?“, schreit Rachel zurück.
    „Oder deine Aura explodiert.“
    Sie sieht mich verständnislos an, zuckt mit den Schultern und tippt weiter. Gut, dass ich nicht so ein Computer-Nerd bin. Keine Ahnung, wie ich hier reingeraten bin. Ach ja, doch, meine Mutter hat mir das eingebrockt.
    Gretchen tippt angestrengt an irgendwelche Aufgabenlisten.
    „Ich hoffe, die sind nicht alle für mich“, versuche ich einen Witz zu machen. Schließlich sind wir hier auf einem Buddy-Buddy-Wochenendseminar.
    „Die sind für mich“, antwortet sie ernst. „Ich liebe Langzeit-Planung. Ich kann meine Meilensteine festlegen, berufliche Ziele, sogar Hochzeitsdaten, die passen könnten.“ Sie lässt ihren Cursor zum Jahr 2018 laufen. „In dem Jahr würde ich gern ein Jahr aussetzen und auf die Fidschi- und die Cook-Inseln reisen. Ich kann sogar eintragen, wann ich ein Baby haben möchte.“
    2030, 204 0, 2060.
    „Theoretisch kann ich alles fertigplanen.“ Sie sieht mich zufrieden an.
    „Was meinst du denn genau mit ‚fertig‘? Bis zur Beerdigung?“
    Rachel, die ihren Kopfhörer abgenommen hat, wirft mir einen beunruhigten Blick zu.
    Aber Gretchen kichert nur, murmelt was von „schwedischer Humor“, lässt ihr iPhone in einer goldenen Louis-Vuitton-Hülle verschwinden und steht auf, um sich in gewohnt stählerner Freundlichkeit mit den anderen zu unterhalten.
    „Wenn Gretchen ein Computer wäre, würde man ihr einfach einen Emotionschip in den Prozessor setzen“, flüstert Rachel mir zu.
     
    Am nächsten Tag sollen wir einen Berg besteigen. Keine Ahnung, warum wir uns danach alle verbundener

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