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Ich und andere uncoole Dinge in New York

Ich und andere uncoole Dinge in New York

Titel: Ich und andere uncoole Dinge in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia K. Stein
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hin“, grinst Peter an Rachel gewandt.
    „Es regnet immer noch“, erwidert Rachel und fasst sich verlegen auf den Kopf. „Meine Haare sind eine Wetterstation. Je höher die Luftfeuchtigkeit, umso mehr stehen sie von meinem Kopf ab.“ Sie kichert aufgedreht, schenkt ihm ein breites Lächeln und wirft dabei den Kopf zurück. Ich hoffe, er rafft, dass sie ihn auf die ganz billige Tour anmacht.
    „Du programmierst auch für Scirox?“ Peter bietet Rachel eine Zigarette an und zündete sich selbst eine an, als Rachel den Kopf schüttelt.
    „So was rauche ich nicht“, grinst sie.
    Nicht viele Menschen rauchen hier, was nicht an dem großen No-Smoking-Schild an der Wand liegen kann, denn das scheint weder die wenigen, die rauchen, noch die, die durch das Schild vor dem Rauch beschützt werden sollen, zu stören.
    „Ich bin im Scirox-Praktikumsprogramm. Aber die letzten Tage ging gar nix, als wäre jeder 486er schlauer als ich“, stöhnt Rachel. Sie nimmt mir das Glas aus der Hand und trinkt es in großen Schlücken leer. Dann wischt sie sich mit dem Handrücken über die verfärbten Lippen. „Lecker.“
    „Eine Spezialität aus Europa“, sagt Peter und starrt sie an, als wollte er gleich ein Stück von ihr abbeißen. Das mit der billigen Tour rafft er nicht. Männer sind wahnsinnig schwer von Begriff.
    „Schmeckt verdächtig wenig nach Alkohol“, erwidert Rachel und drückt mir das leere Glas in die Hand, als wäre ich der Butler.
    Peter grinst und hält ihr sein eigenes Glas hin. „Was war denn das Problem?“, fragt Peter. Ich scheine unsichtbar geworden zu sein.
    „Du kennst dich mit Computern aus?“ Sie nimmt Peters Glas und sieht ihn über den Rand des Glases hinweg betont fasziniert an, bevor sie noch einen Schluck nimmt. „Oh, da drüben ist Ben!“, ruft sie dann und zeigt zum Tresen. Sie macht ihm wilde Handzeichen, dann zeigt sie auf mich und schiebt mich in seine Richtung. „Geh mal zu ihm. Er brennt darauf, seine neue deutsche Mitbewohnerin kennenzulernen.“
    Vielen Dank Rachel, ich habe verstanden. Ich zeige erklärend in die Richtung, in der ich die Toilette vermute, und flüchte. Aber die beiden haben mich sowieso schon vergessen und es scheint egal, ob ich auf die Toilette oder zu Benjamin gehe oder tot umfalle. Eigentlich hätte ich ja gern weiter mit Peter geredet. Aber gut, dann eben zur Toilette: Ein Ort, an dem ich schon viel Zeit verbracht habe, wenn ich mich so überflüssig gefühlt habe wie jetzt. Leider nervt die übereifrige Toilettenfrau, die mir ständig Kleenex reicht, um ein Trinkgeld dafür zu bekommen. Ich will mir nicht die Hände abtrocknen und ich habe kein Kleingeld. Sie sollte lieber mal die Toiletten sauber machen. Ich fliehe wieder nach draußen und hole mir ein Glas Wasser. Unangenehmerweise hat der Barkeeper Eiswürfel aus New Yorker Leitungswasser reingekippt, das durch unendlich viele verrostete und kakerlakenbesiedelte New Yorker Wasserleitungen geflossen sein muss, bevor es in meinem Glas gelandet ist. Von der Kälte bekomme ich Kopfschmerzen. Ich will nur noch nach Hause. Wenn meine Mutter wüsste, mit was für Leuten ich in eine WG gepfercht worden bin. Naja, ihr wäre es egal, so lang sie an Daves Arm klebt und glaubt, kurz vor ihrem künstlerischen Durchbruch zu stehen. Sie kann von Glück sagen, dass ihr das Sorgerecht nicht entzogen wird, so wenig wie sie sich um mich kümmert. An dem Platz, wo keine Tische stehen, beginnen ein paar Mädels zu tanzen. Eine zieht ihre Jacke aus und lässt sie über ihrem Kopf kreisen. Ein paar Männer klatschen und sie tut so, als würde sie noch mehr ausziehen. Ein Lichtkegel trifft ihren Kopf und für einen Moment sieht man ihr kleines, mäuseartige Gesicht.
    Peter und Rachel stehen immer noch vor einem Gemälde mit einem biertrinkenden Schwein. Sie halten wieder volle Gläser in den Händen und beugen sich zueinander, um nicht durch die vorbeidrängenden Gäste auseinandergeschoben zu werden. Rachel erklärt etwas mit angestrengtem Gesichtsausdruck und er hört ihr konzentriert zu. Dabei lächelt er die ganze Zeit, als würde er sich freuen, egal worüber sie reden. So glücklich hat er nicht ausgesehen, als er mit mir geredet hat. Vielleicht ist er auch bloß betrunken. Dann sagt er selbst etwas und lacht breit wie jemand, der häufig über sich selbst lacht. Dabei bilden sich wieder zwei Grübchen in seinen Wangen. Rachel verschwindet und Peter bleibt allein zurück. Er zieht sein Handy aus der Tasche, drückt ein

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