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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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telefonierte. Aber der Vikar war an diesem Samstag nicht zu erreichen. Wie er nachher gestand, habe er in Gottes freier Natur, nämlich im Freibad, seine Predigt noch einmal durchmeditiert.
    Andreas kehrte niedergeschlagen von dem Bittbesuch bei Uschi zurück. Nein, das Schwesterle habe er nicht bekommen. Aber den Papagei Flora dürfe er morgen vor der Kirche abholen, und Uschis Mutter würde noch eine rote Schleife um den Käfig binden.
    Beide Söhne hatten alle Hände voll zu tun. Sie versuchten Nicki zu waschen und zu bürsten. Er schrillte und quiekte in höchster Todesangst, so daß sie ihn schließlich unverrichteter Dinge in seinen Käfig entließen, wo er sofort sein Häuschen aufsuchte und sich nicht mehr blicken ließ. Andreas und Mathias aber begaben sich zu ihren Freunden und halfen bis zum späten Abend beim Putzen und Schmücken von deren Katzen, Hunden und Meerschweinchen.
    Der Sonntagmorgen brach an. Manfred ging zur Kirche mit grämlichem Gesicht und zwei strahlenden Söhnen. Mathias trug Nicki im sauber geputzten Gehäuse. Andreas schleifte den Papageienkäfig, welcher mit einer großen, roten Schleife geschmückt war.
    Ich kann nicht genau berichten, was alles in diesem »Familiengottesdienst« geschah, denn ich war nicht dabei, aber es muß keineswegs konservativ und überhaupt nicht langweilig gewesen sein.
    Von allen Seiten strömten die Kinder mit ihrem Getier zur Kirche, Kind und Haustier festlich geschmückt.
    Mesner Lasewatsch erlitt einen hysterischen Anfall, als Hunde und Katzen in die Kirche eindrangen. Beim Anblick eines kleinen Reitersmannes mit seinem Pony, verzog er sich in die Sakristei und schwor, diesen Beruf aufzugeben.
    Auch der Vikar zeigte sich der Situation nicht gewachsen, hatte er doch mit solchen Teilnehmern am Familiengottesdienst nicht gerechnet. Ja, so vertraute er später Manfred an, ja natürlich hatte er angenommen, die Kinder würden ihre Eltern und Großeltern mitbringen, Tanten und Onkel, oder Blümchen, Steinchen, Bücher und Spiele.
    Es war laut in der Kirche und unruhig. Die Hunde wollten den Katzen zu Leibe rücken, die Katzen den Hamstern und Vögeln. Eine Eidechse entwischte und mit ihr mehrere weiße Mäuse. Andreas berichtete, der Papagei hätte wie verrückt gerufen: »Papagei heißt Flora«, aber vor lauter Lärm hätte gar niemand etwas gehört.
    Der Vikar ließ das Lied »Geh aus mein Herz und suche Freud« singen. Mathias nahm Nicki aus dem Käfig, damit er besser sehen könne, aber der kleine Goldhamster machte sich dünn, drehte und wendete sich und, schwupp, glitt er aus Mathias’ Faust, sprang auf die Kirchenbank, von dort auf den Boden und war verschwunden. Andreas warf sich auf seinen Bruder.
    »Du hasch ihn losglasse, du gemeiner Dinger!«
    »I hab’s net wolle, er hat sich ganz von allei losgrisse, ehrlich!« Auch Mathias weinte.
    Sie krochen wehklagend unter die Kirchenbänke, riefen: »Nicki, wo bisch du?«, aber er kam nicht wieder, blieb verschollen zwischen Kirchenmauern.
    Der Vikar verzichtete auf seine im Freibad so gründlich durchmeditierte Predigt und stotterte nur einige unvorbereitete Worte, daß die Tiere auch Geschöpfe Gottes seien und wir sie deshalb lieben sollten und ihnen genug zu fressen geben und sie nicht unnütz quälen... In diesem Augenblick machte er einen Sprung, warfsein Bein in die Höhe und schwang es hin und her.
    »Nicki!« schrien Andreas und Mathias gleichzeitig und stürzten nach vorne, aber da war der Vikar schon in der Sakristei verschwunden. Er kehrte wieder, bleich, aber gefaßt und entließ die Kinder samt dem Liebsten, das sie mitgebracht hatten.
    So nahm der Gottesdienst ein schnelles Ende. Die Kinder strömten mit ihren Tieren dem Ausgang zu, aber Andreas und Mathias waren nicht bereit, ihren geliebten Nicki ohne Nachforschungen dahinzugeben.
    »Du hasch ihn totgmacht!« schrie Mathias und pflanzte sich vor dem erschreckten Vikar auf.
    »Wo hasch du unsern Nicki?« rief Andreas, »er war doch in deiner Hose?«
    »Ich weiß von nichts!« schwor der Vikar, »ich bin unschuldig. Ich kenne keinen Nicki!«
    »Mörder!« sagte Mathias mit Grabesstimme, »du vermaledeiter Mörder!!«
    Das Wort »vermaledeit« hatte er irgendwo aufgeschnappt, und es war für ihn das schrecklichste Wortgebilde, was es überhaupt geben konnte.
    Andreas und Mathias kehrten ohne ihr Liebstes heim, gingen schluchzend an Mesner Lasewatsch vorbei, der ebenfalls weinend am Taufstein lehnte und seine Kirche betrachtete.
    »Hasch du

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