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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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sich auf meinen Schuh gesetzt!«
    Im nächsten Augenblick aber fuhr er entsetzt vom Stuhl auf, warf das linke Bein wild in die Höhe und versuchte, den Hamster herauszuschleudern, was ihm aber nicht gelang, denn Nicki pflegte sich von innen am Hosenbein festzukrallen. Mit Schleudern und Schlenkern war da nichts auszurichten.
    »That isn’t the right way!« schrie Karl-Otto, der gerne zeigte, daß er unter anderem auch Englisch beherrschte, aber das pure Grauen ließ ihn wieder zu seiner Muttersprache greifen. »Zieh ihn raus, Andreas!« rief er, »verdammt noch mal!«
    »Aber«, mahnte ich vorwurfsvoll, »wer wird denn fluchen! Wir dachten, du wärst tierlieb! Was meinst du, was der Nicki jetzt für einen Schock hat?«
    »Und ich!« rief Karl-Otto, »was meinst du wohl, was ich für einen Schock habe!«

    Bei einer solchen Vorführung außerhalb des Käfigs verloren wir unseren kleinen Hamster, und das kam so:
    Die Nikodemuspfarrer erhielten einen Lehrvikar — nicht etwa zur Arbeitserleichterung, wie mancher Unwissende annehmen möchte, sondern als zusätzliche Aufgabe. Sie sollten ihn durch alle Zweige pfarramtlicher Tätigkeit hindurchgeleiten, ihm erklärend und belehrend zur Seite stehen und Gespräche mit ihm fuhren, falls er diskussionsfreudig wäre. Dieser Vikar nun war überaus diskussionsfreudig. Frisch der Universität entronnen, lag ihm besonders viel daran, neues Leben in die langweiligen, konservativen Gottesdienste zu bringen. Er diskutierte dieserhalb gar viel mit Manfred und den anderen Pfarrern, und also wurde ihm ein Sonntagsgottesdienst zugeteilt, in den er viel neues Leben einzubringen gedachte. »Ein Familiengottesdienst, so sprach er, soll es werden, denn es taugt nicht, daß wir nur alte Leute in der Kirche haben, auch die mittlere Generation ist willkommen, die Jugend und vor allem die Kinder. Sie müssen die Kirche lieb gewinnen und in ihr heimisch werden, damit sie später nicht von ihr lassen können, außerdem bringen die Kinder die Eltern mit.«
    »Das ist ein kluger und bemerkenswerter Gedanke!« sagte Manfred und ließ diesem kinderfreundlichen Vikar freie Hand zur Vorbereitung des Familiengottesdienstes.
    »Kann mr Goldhamschter bade, Mulchen?« fragte Mathias am Samstagabend.
    »Nein, natürlich nicht, das heißt, ich weiß es nicht genau. Ich glaube, er putzt sich von alleine. Wieso, stinkt der Nicki? Dann mußt du den Käfig putzen.«
    »Ja, des mach i au, weil morgen der Nicki ganz arg schö sei soll und en gute Eidruck mache.«
    »Warum, kommt jemand?«
    »Nei, aber er darf mit zum Gottesdienscht.«
    »Was, bist du zu retten?«
    »Ja, dr Vikar hat gsagt, mir sollet mitbringe, was mir am liebschten habet und was uns Eidruck macht.«
    »O Himmel, und da willst du den Nicki mitnehmen?«
    »Ja!«
    »Und was nimmt der Andreas mit?«
    »Der isch grad bei dr Uschi und fragt, ob er ihr Schweschterle kriegt, weil er des so mag und ‘s ihm Eidruck macht mit seine winzige Fingerle.«
    Ich verdrehte die Augen. »Ja meint ihr denn, Uschis Mutter gibt euch das Baby mit in die Kirche?«
    »Des wisset mir net. Aber wenn se ‘s Schweschterle net gibt, dann vielleicht dr Papagei, der immer sagt: >Papagei heißt Flora<, der macht’m au Eidruck, aber ‘s Schweschterle war besser!«
    Ich begab mich zu Manfred ins Studierzimmer.
    »Weißt du, was der Vikar morgen macht?«
    »Was wird er machen? Einen Familiengottesdienst!«
    »Ha, von wegen Familiengottesdienst! Er wird vor den Tieren predigen wie weiland Franziskus von Assisi. Hör mal, was Mathias sagt!«
    Mathias putzte im Badezimmer den Hamsterkäfig, er ließ sich nur ungern bei der Arbeit stören, erzählte dann aber doch, was der Vikar gesagt hatte.
    »Und jetzt muß i schaffe wie verrückt, weil i dann zum Bruno rüber muß und ihm helfe, die Bella bade, damit se sauber isch, weil se morge au in d’Kirch geht.«
    »Die Bella ist Brunos Cockerspaniel«, belehrte ich Manfred. Der machte ein Gesicht, als hätte er auf Mäuse gebissen.
    »Was denkt sich denn der Vikar? All die Tiere in der Kirche...«
    »Vermutlich denkt er, die Kinder machen’s wie die Weiber von Weinsberg und schleifen als liebstes, was sie besitzen, ihren Vater oder ihr lieb Mütterlein auf dem Buckel daher. Weißt du noch, wie er gesagt hat, die Kinder bringen ihre Eltern mit? Das denkt er, der Ahnungslose, aber er wird sich wundern. Mich sieht er jedenfalls morgen nicht in der Kirche, ich laß mich doch nicht freiwillig beißen!«
    Manfred begab sich in sein Zimmer und

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