Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
Vom Netzwerk:
hab, da hab i mi au verkröche und mit niemand spreche wolle, bloß gheult! Der Arme! Mir müsset arg lieb zu ihm sei!«
    »Wie sollet mir lieb zu ihm sei, wenn er im Häusle hockt!« murrte Mathias.
    Nachts wurde ich von einem seltsamen Geräusch aus dem Schlaf geschreckt. Es ratterte, es quietschte. Nach alter Gewohnheit rutschte ich erst in Manfreds sichere Nähe. Der legte schlaftrunken den Arm um mich, stieß ein paar beruhigende Laute aus und schlief weiter. Aber das Geräusch wollte nicht aufhören. Jetzt ging drüben im Kinderzimmer das Licht an. Ich hörte, wie die beiden miteinander flüsterten und durchs Zimmer tappten. Das war kein unheimlicher Geisterspuk, das war traurige Wirklichkeit. Ich kroch aus dem Bett und öffnete die Tür zum Kinderzimmer. Beide Knaben hockten am Boden vor dem Käfig. Der Goldhamster hing mit allen vier Pfötchen am Gitter und schaute seine neuen Freunde mit blanken Knopfaugen an. Als ich nahte, ergriff er die Flucht und rannte in seinem Rädchen mindestens fünf Kilometer davon, ohne eine Atempause einzulegen. Nach dieser weiten Strecke gewann er seine Sicherheit zurück, stieg aus und hing sich ans Gitter, um mich genauer zu betrachten. Manfred gesellte sich zu uns.
    »Ich brauche meine Nachtruhe«, knurrte er und hockte sich vor den Käfig. So saßen wir die halbe Nacht und schauten zu, wie unser neuer Hausbewohner sich trimmte.
    »Dr Onkel Michael hat au so a Rädle in seim Schlafzimmer«, sagte Mathias, »da radelt er immer auf dr Schtell, aber net nachts. Und mr darf net neikomme, weil er sich scheniert. Und d’ Tante Vera sagt, ‘s wär besser, er tät weniger esse, dann tät sei Ranze schneller weggehe.«
    »Mir müsset ihn taufe«, sagte Andreas, »er soll Nicki heiße«, und der kleine Goldhamster war zufrieden, nahm zierlich ein Salatblatt in die Pfoten und knabberte es auf. Dann machte er sich wieder auf die Reise. Ein reizendes Tier! Wir hätten es auch ohne irgendwelche Vorbehalte ins Herz geschlossen, wären unsere Lebensrhythmen besser aufeinander abgestimmt gewesen. Er schlief den ganzen Tag und wurde erst abends lebendig, mir ging es ähnlich, aber ich tobte schließlich nicht die ganze Nacht herum wie dieser Nicki!
    Manfred ölte das Rädchen, worauf es ein paar Nächte lang nur noch ratterte. Bald aber kam der wohlbekannte Quietschton wieder dazu. Unsere Söhne gewöhnten sich schnell an diese Nachtgeräusche und schliefen selig dabei, wußten sie doch, daß es ihrem kleinen Goldhamster wohlerging, sobald das Rädchen quietschte. Mit der Zeit verlor Nicki jegliche Scheu, lief nicht mehr davon, wenn er uns kommen sah, hing sich ans Gitter und blickte gar flehentlich durch die Stäbe.
    »Er will raus, Mulchen«, rief Andreas, »guck, wie er trauert, wie a Gfangener!«
    Die Zimmertüren wurden geschlossen, die Käfigtür geöffnet, und der kleine Hamster schoß aus seinem Gefängnis, trippelte durch das Zimmer, knabberte an Kissen und Leitungen, ließ sich später auch auf den Schoß nehmen und streicheln.
    Als der jährliche Nestbautrieb über ihn kam, zernagte er in Ruhe und Heimlichkeit das untere Deckbett und trug emsig Federn in sein Häuschen. Am nächsten Morgen beim Bettenmachen erging es mir wie weiland Frau Hohe, die Federn flogen weiß und dicht um mich herum, doch meine Freude über dieses sommerliche Schneegestöber hielt sich in Grenzen. Wehklagend setzte ich mich in die weiße Pracht. Andreas strich mir liebevoll über das Haupt, Mathias sprach Worte des Trostes:
    »Macht nix, Mulchen, wenn’s da so voll isch mit Federe. Mir schpielet eifach damit. Mir schpielet, es schneit.«
    »Wer war das? Wer von euch hat das Deckbett zerschnitten?«
    »Aber Mulchen, was denksch denn du! Mir schneidet doch net in d’ Bette nei!«
    Bei näherer Betrachtung des Deckbettes ergab es sich, daß hier keine Schere am Werk gewesen war, sondern kleine, spitze Zähnchen und Krallen. Nicki tat gut daran, den ganzen Tag still in seinem wohlgepolsterten Häuschen zu verbringen.
    Wir gingen dazu über, das liebe Tier auch unseren Freunden vorzuführen.
    »Wollt ihr unseren Nicki sehen, er ist süß?«
    Ja doch, die meisten wollten. Sie hatten allerdings mehr an eine Vorführung bei geschlossenem Käfig gedacht. Wir aber öffneten die Tür, flugs schoß der kleine Hamster heraus, lief hierhin und dorthin und suchte nach einem dunklen Schlupfwinkel.
    Am glücklichsten fühlte er sich in Herrenhosenbeinen. »Schaut nur, wie er mich mag«, rief Freund Karl-Otto, »er hat

Weitere Kostenlose Bücher