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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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Mal auftaucht, dann versohle ich ihm den Hintern, und er solle das den Geschwistern ausrichten!«
    Wir erschraken heftig, und Manfred sagte:
    »Um Himmels willen, wenn das die Eltern hören, werden sie einen Schock erleiden!«
    Aber die Eltern waren weit davon entfernt, hinter dem plötzlichen Frieden eine so rüde Erziehungsmaßnahme Hugo Pratzels zu vermuten. Sie schrieben es vielmehr ihrem eigenen Einfluß zu und flüsterten selig: »Sie schlafen! Jetzt müssen wir ganz leise sein, damit sie nicht aufwachen. Sind es nicht liebe Kinder?« Dabei strahlten sie uns an, und wir waren charakterlos genug, dazu zu nicken.
    »Ich glaube«, sagte Eva Pratzel, »eure Kinder werden es einmal leicht haben im Leben. Sie werden sich durchsetzen.«
    Hugo warf einen befremdeten Blick auf seine Frau.
    »Eva«, sprach er, »was redest du da?«
    Aber sie ließ sich nicht beirren. »Ich meine, du bist eine starke Persönlichkeit. Und manchmal furchte ich, du beherrschst die Kinder zu sehr. Sie können sich nicht entfalten.«
    Hugo Pratzel blieb der Bissen im Hals stecken. Er schluckte, er hustete, er rang nach Fassung.
    »Wieviel hast du getrunken, Eva?«
    Sie blieb kühl. »Ich habe nicht darauf geachtet, aber ich trinke gern noch ein Gläschen. Sigmund, wenn du so freundlich sein willst...« und sie schob ihm ihr Glas zu.
    Hugo sah es mit unverhohlener Erbitterung. Dann erhob er Kopf und Stimme und sagte:
    »Eltern haben auch Rechte, mindestens ebenso viele wie Kinder!«
    »Natürlich, aber deshalb brauchst du noch lange nicht zu schreien!«
    »Wer schreit? Ich schreie nicht, aber ich bin verwundert. Sehr verwundert! Schließlich wirfst du mir vor, daß ich unsere Kinder unterdrücke!«
    Die sanfte Eva und der beherrschte Hugo sahen sich gar zornig in die Augen.
    »Wir wollten doch gruppendynamische Spiele machen!« warf ich dazwischen, denn ich sorgte mich um den weiteren Fortgang des ehelichen Zwistes.
    »Ja«, sprang mir Maria bei, »machen wir doch eins!«
    »Aber«, Sigmund schaute erstaunt in die Runde, »wir sind doch schon mittendrin! Habt ihr denn das nicht bemerkt! Ihr beginnt bereits, Aggressionen zu entwickeln. Es ist psychologisch hochinteressant...«
    »Bleib mir mit deiner dämlichen Psychologie vom Leibe«, knirschte Hugo Pratzel. »Sieh lieber, was du angerichtet hast! Eva und ich haben uns noch nie gestritten!«
    »Das war ja der Sinn der Sache!« jubelte Agathe Säusele. »Wenn ihr euch noch nie gestritten habt, dann wird es jetzt allerhöchste Zeit«, und Sigmund nickte bestätigend, mit sich und seiner Methode rundherum zufrieden.

    Auch Finks luden ein, und zwar zu einem musikalischen Abend.
    »Paß auf«, sagte ich zu Manfred, »es gibt Kefir und Kleiekekse.«
    »Ja«, meinte er düster, »wir sollten uns vorher satt essen. Immerhin hat Julius am Telefon gesagt, es gäbe nicht nur Musik, sondern auch etwas Gutes zu essen.«
    »Das Gute« duftete uns schon im Treppenhaus entgegen. »Es riecht seltsam«, konstatierte Manfred, »aber jedenfalls nicht nach Kefir.«
    Aus Säuseles Wohnung erschallte noch das Abendlied. Eine Treppe höher, bei Pratzels, herrschte merkwürdige Stille. Julius Fink empfing uns mit rollenden »Rs« und strahlendem Lächeln: »Trretetein, meine Lieben!«
    Die Küchentür öffnete sich. Maria eilte auf uns zu, eingehüllt in eine Duftwolke und gefolgt von Cosima und Tamina. Die Zwillinge trugen Körbe mit Brotbrocken, die Mutter hielt einen Glaskrug mit weißlicher Flüssigkeit in der Hand. Sie hat es doch nicht lassen können, dachte ich, schleppt wieder Kefir herbei. Aber warum dampft er? Maria Fink schien meine Gedanken zu lesen.
    »Es ist Mandelmilch, kein Kefir!«
    Es war eine echte Überraschung.
    »Schenk uns ein Gläschen ein, Maria«, sagte Julius, »wir haben viel Zeit. Bei Säuseles läuft noch der abendliche Großeinsatz, und auf Pratzels werden wir auch noch ein Viertelstündchen verzichten müssen...«
    »Hugo ist der pünktlichste Mensch von der Welt«, bemerkte Manfred.
    »Ja, wenn nicht Sonntag wäre und just sieben Uhr. Da kommt die Sportschau...«, Julius lachte genüßlich. »Mal sehen, wie er sich aus der Affäre zieht.«
    »Warum habt ihr dann auf sieben eingeladen?« wollte ich wissen.
    »Weil’s mir Spaß macht!« Julius rieb sich die Hände. »Außerdem hab ich gern einen langen Abend vor mir.« Die Mandelmilch dampfte in den Gläsern. Sie duftete mild nach Rosenwasser und schmeckte köstlich.
    »Das ist vielleicht was Gutes«, lobte Manfred.
    Unten schlug eine

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