Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
Vom Netzwerk:
können oder mit meiner Stückauswahl unzufrieden sein oder alles besser wissen wollen... Auf was hatte ich mich da bloß eingelassen? Es konnte nur mit einem gräßlichen Mißerfolg enden.
    Vor Manfred mußte ich diese meine Befürchtungen auch noch verbergen und in meiner Betrübnis die freudig erregte Schauspieldirektorin mimen. Ein Wort der Klage vor seinen Ohren, und er würde den Finger erheben und sprechen: »Hab ich dir’s nicht gesagt! Es ist deine eigene Schuld! Du hast es ja so gewollt!«
    Nein, den Triumph gönnte ich ihm nicht. Schweigend würde ich tragen, was mir auferlegt. Nur Andreas und Mathias bekamen meine Ängste zu spüren.
    »Seid doch nicht so laut«, bat ich mit schwacher Stimme und gerungenen Händen, »ich kann’s nicht ertragen! Ich hab’ solche Angst!«
    »Vor wem hasch du Angscht? War der Vati wüscht zu dir? Erzähl, Mulchen!«
    Also klagte ich ihnen mein Leid, erzählte vom Laienspielkreis und daß niemand kommen und nichts klappen und überhaupt alles schiefgehen würde.
    »Sollet mir mitgehe?« fragte Mathias hoffnungsfroh. »Dann isch doch jemand da, wenn niemand da isch, und wenn se di ärgern, dann verhauet mir se. Und i kann au Theater schpiele. Soll i mal vormache, wie dr Uschi ihr Oma huschtet und sagt: I mach’s nemme lang, magsch mer’s glaube oder net?«
    »Und i kann belle wie em Bruno sei Bella!« sagte Andreas .
    »Also, mir gehet mit!«
    »Kommt nicht in Frage!«
    Sie merkten beide, daß mir ihr Vorschlag gefiel. Ein Abendspaziergang mit den Söhnen hinunter zur Kirche, ein kurzer Blick ins Gemeindehaus, rein zufällig und ohne jede Peinlichkeit, und ein Rückweg mit zwei fühlenden Seelen, mit Worten des Trostes und der Liebe.
    So wanderten wir am Mittwochabend die Stäffele hinunter. Andreas und Mathias, dem Bett entronnen, sprangen vergnügt voraus. Ich schlich hinterher, den Kopf gesenkt, mit schwerem Herzen.
    Schließlich standen wir vor dem Gemeindehaus, gingen hinein und fanden niemand.
    »Scheiße!« sagte Andreas.
    Ich wehrte ihm nicht, lag ich doch begraben unter den Trümmern meiner Luftschlösser.
    »Gehet mir, Mulchen«, Mathias zog mich dem Ausgang zu, »wenn d’ Leut blöd sin, dann kann mr halt nix mache.«
    Ich ließ mich von ihnen ziehen, hinaus auf den Kirchplatz, über die Straße, bis meine beiden Zugpferdchen anhielten und nervös auf der Stelle traten. Wir standen vor der Eisdiele gegenüber der Kirche.
    »So, da sin mir!« sagte Mathias und stieß mich sanft in die Seite, damit ich aus meiner Erstarrung erwachen und erkennen möge, welch großartige Gelegenheit sich hier bot, kleine Buben glücklich zu machen.
    »Wollt ihr ein Eis?« fragte ich denn auch, und sie antworteten in seltener Einmütigkeit: »Ja, des wollet mir!«
    Ich schaute noch einmal zurück und sah ein paar junge Leute am Kirchturm lehnen.
    »Seht sie euch an!« sagte ich zu meinen Söhnen, »da lungern sie herum und langweilen sich! Dabei könnten sie so schön mit mir Theater spielen!«
    »Eisesse isch au schö!« meinte Andreas und öffnete die Tür zur Eisdiele.
    Da saßen wir nun. Die Beiden schaufelten beglückt ihr Eis in sich hinein, ich hatte keinen Appetit.
    Die Eisdiele füllte sich. Herein kamen die jungen Leute vom Kirchplatz. Sie setzten sich an den Nebentisch, bestellten Eis und schimpften.
    »Typisch Kirche! Saftladen! Versprechen und nicht halten!«
    »Typisch Jugend! Herumlungern, aber nirgends mitmachen!«
    »Ich hätte so gerne Theater gespielt!«
    »Ich hätte so gerne eine Theatergruppe gehabt!«
    Wir sprachen das Wort Theater etwa zur selben Zeit, dann saßen wir schweigend, um diese Tatsache samt ihren Folgerungen zu überdenken. Andreas fand das rettende Wort.
    »Mensch, Mulchen«, zischte er so eindringlich in mein Ohr hinein, daß man es bis zum hintersten Winkel der Eisdiele hören konnte, »Mensch, Mulchen, da sin se ja, die Blödmänner!«
    Und Mathias, der jetzt auch im Bild war, zeigte mit dem Löffel auf die jungen Leute am Nebentisch.
    »Da hocket se, deine Leierspieler, di von dene mir dacht habet, se wäret z’blöd zum komme!«
    Sie drehten sich langsam um, und wir schauten uns an. »Na, so was!« sprach einer. Dann schoben wir die Tische zusammen und begannen, Mißverständnisse aufzuklären.
    »Wir standen schon ewig vor der Kirche«, erklärte ein junges Mädchen.
    »Aber dann hätten Sie mich doch sehen müssen!«
    »Haben wir auch. Aber wie Sie da mit den Kindern anlatschten, also, das sah nach allem aus, bloß nicht nach Künstler

Weitere Kostenlose Bücher