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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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oder Schauspieler oder so. Wir dachten, Sie seien die Frau vom Mesner...«
    Ich schluckte. »Wenn Sie ins Gemeindehaus gegangen wären, dann hätten wir uns getroffen.«
    »Das schon, aber wir wollten erst mal sehen, wer da kommt. Drinnen wären wir in der Falle gesessen...« Einträchtig aßen wir unsere Eisbecher leer und gingen dann hinüber ins Gemeindehaus. Drei Mädchen, vier junge Männer, Andreas, Mathias und ich.
    Aus der Riesenkollektion von lustigen Laienspielen hatte ich zwei Humoresken von Anton Tschechow ausgewählt, nämlich: »Das Kunstwerk« und »Der Bär«.
    Im »Kunstwerk« rankte sich die Handlung um einen Bronzeleuchter, dessen Kerzen von nackten, weiblichen Gestalten getragen werden. Ein dankbarer Patient verehrt dieses Kunstwerk seinem Arzt. Der betrachtet es erst mit Vergnügen, gerät dann aber in größte Verlegenheit, denn diesen Leuchter kann er nirgends aufstellen, ohne in den Verdacht zu geraten, ein unanständiger Mensch zu sein. Ein Rechtsanwalt erscheint, bekommt begeisterte Stielaugen und lobt »das reizende Ding«, worauf der Arzt es ihm freudig in den Arm drückt. Er gibt es weiter an einen Schauspieler, der an seinen Friseur, und schließlich landet »das Kunstwerk« wieder auf dem Schreibtisch des Arztes.
    Das ist ein feines Stückchen! hatte ich beim Lesen gedacht, das dürfte manches Gemeindeglied zum Nachdenken anregen! Und also werden wir neben dem Spaß auch noch einen guten Zweck verfolgen.
    Auch meine neue Truppe las »Das Kunstwerk« mit sichtlichem Vergnügen. Dann bat ich die vier Herren, sich eine Rolle nach ihrem Wohlgefallen auszusuchen. Sie stürzten sich allesamt auf den Arzt, denn neben dem Leuchter stand er am häufigsten auf der Bühne.
    »Wenn ich hätte wählen dürfen«, sagte ich so vor mich hin, »dann hätte ich mich nur für den Rechtsanwalt entschieden. Das ist eine interessante Rolle, die gibt was her! Da kann man was hineinlegen. Für den Schauspieler braucht man schon etwas Routine. Er ist schwierig darzustellen in seiner schillernden Persönlichkeit. Der Friseur hat zwar nicht viel zu sagen, aber was er sagt, ist ungeheuer wichtig für das Spiel. Ich habe den Eindruck, Tschechow hat ihn mit besonderer Liebe gezeichnet...« So etwa sprach ich, und daraufhin gab es keine Schwierigkeiten mehr mit der Besetzung.
    Leider bot das Stück nur eine weibliche Rolle, und die war so unerfreulich und klein, daß sich keine meiner drei Damen dafür erwärmen konnte.
    »Sie kommt nur dreimal dran«, klagte eine, »und dann benimmt sie sich auch noch so blöd!«
    Anders verhielt es sich mit dem zweiten Stück, »Der Bär«. Hier lag die Hauptrolle in weiblichen Händen. Jelena Popowa, eine junge Witwe mit Grübchen in den Wangen, mit Charme und Feuer, gerät in Händel mit einem bärbeißigen Gutsbesitzer, entbrennt dabei in Liebe und sinkt schließlich überwältigt in seine Arme. Eine ansprechende Rolle, ein schönes Stück.
    Jede der drei Damen meinte, die Rolle der Wittib sei ihr auf den Leib geschrieben. Ich geriet in größte Gewissenskonflikte und wählte schließlich die hübscheste von den dreien, denn, so sagte ich mir, wenn sie schlecht spielt, wird ihre Schönheit die Herzen rühren.
    Andreas und Mathias maulten, es wäre ihnen langweilig. Beim Lesen der Spiele hatten sie einigermaßen interessiert zugehört. Lustig fanden sie offenbar nichts, und wenn wir lachten, schüttelten sie nur peinlich berührt den Kopf. »Schaut euch ein bißchen um«, riet ich, »wir sind gleich fertig, nur noch ein paar Minütchen.«
    »Was gibt’s denn hier scho zum sehe?« murrte Mathias, aber dann zogen sie doch ab und begaben sich, wie ich später hören sollte, in die unteren Gemeinderäume. Dort störten sie den Aussprachekreis in stiller Betrachtung, indem nämlich Mathias die Tür aufriß und fragte, ob der Schornsteinfeger schon dagewesen sei? Der Aussprachekreis verneinte und wunderte sich lange Zeit darüber, wieso der Schornsteinfeger so spät noch hier in den Gemeinderäumen erwartet würde.
    Andreas und Mathias aber gingen weiter ins Mesnerstübchen, sahen sich um und bemerkten mit Interesse die vielen Knöpfe auf der Schalttafel. Sie knipsten nur einmal und erwischten mit sicherem Instinkt den Hauptschalter. Also versank das Gemeindehaus in Dunkel. Der Aussprachekreis vermeinte nun zu wissen, warum der Schornsteinfeger benötigt wurde und begab sich vorsichtig nach draußen, um die Lage zu erkunden.
    Auch wir Laienspieler tappten durch den Saal, suchten lange

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