Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
Vom Netzwerk:
maulte Judy, »und deine Geschichten aus Frankfurt kann ich schon lange nicht mehr hören.«
    »Na«, sagte Christoph, »wie hab ich euch geführt?«
    Wir standen vor einem China-Restaurant, es war noch geöffnet, also kehrten wir ein. Dämmriges Dunkel empfing uns, Glöckchen und Ampeln und ein müder Kellner.
    Manfred und ich begnügten uns mit einer Frühlingsrolle, Judy entschied sich für eine Suppe, aber Christophs Augen hatten auf der Speisekarte »Peking-Ente« entdeckt, und Ente aß er für sein Leben gern.
    »Meine Güte, und das auf die Nacht!« riefjudy, »du wirst nicht schlafen können mit einer Ente im Magen!«
    »Macht nichts, Judylein, dann tanzen wir noch ein bißchen Rock’n Roll!«
    Seine Augen leuchteten, sein Magen knurrte. So saß er da in stiller Zufriedenheit, lehnte sich weit zurück und wartete auf seine Ente. Der Kellner, müde und abgekämpft, kam aus der Küche mit einem großen Tablett voller Schüsselchen.
    Er stieß an Christophs Stuhl, ein Schüsselchen rutschte über den Rand des Tabletts, landete auf Christophs Schulter und ergoß seinen Inhalt, eine gelbe, stark duftende Currysoße, auf Christophs hellgrauejackett, tropfte weiter auf die dunkelgraue Hose und verbreitete sich dort zu einem unerfreulich gelbbraunen, intensiv riechenden Fleck.
    Christoph saß reglos, indes der Kellner hinter der Soße her einen Schwall Entschuldigungen über ihn ausgoß, davonlief, mit Wasser und Tüchern wiederkehrte, sich über ihn beugte und rieb und schrubbte.
    »Womit habe ich das verdient?« fragte Christoph und blickte traurig in die Runde, »wo ich Curry eh nicht riechen kann!«
    »Lassen Sie’s bleiben«, sagte er zu dem Kellner »und bringen Sie endlich meine Ente!«
    Die Ente kam, und Christoph blickte sie lange durchdringend an. »Solche Ente habe ich nicht gemeint«, klagte er, »ich wollte eine zum Selberbeißen! Eine ganze, noch mit Knochen, keine zerhackte!«
    Er steckte einen kleinen Bissen in den Mund, kaute, schluckte mühsam und schob den Teller weit von sich. »Sie schmeckt nach Curry!«
    »Die Frühlingsrolle auch!«
    »Und erst die Suppe!«
    Wir zahlten und gingen.
    »O Liebling, wie du aussiehst und wie du stinkst!« jammerte Judy, »wo du dich doch so schnell ekelst! Oder macht es dir nichts aus?«
    Er wandte uns das Gesicht zu, im Schein der Straßenbeleuchtung war es so gelb wie der Curry auf seiner Hose. »Und wie’s mir was ausmacht!«
    Er verbreitete Currygeruch im Auto, im Treppenhaus und in der Wohnung, denn er wollte bei uns noch einen Klaren trinken, damit ihm besser werde. Wir setzten ihn ans offene Fenster und begaben uns auf die andere Zimmerseite.
    Judy stäubte eine Parfümwolke um uns herum. Nachdem er sein Gläschen getrunken, erhob er sich, schien gelöst, ja fast heiter.
    »Jetzt wollen wir tanzen! Komm, Judylein, laß uns den Rock’n Roll üben!«
    Sie hing betäubt in seinen Armen, er aber tanzte so gelöst wie selten.
    Andreas und Mathias erschienen, beide schlaftrunken und im Nachtgewand.
    »Was isch denn hier los?« fragte Mathias, hob die Nase und ging schnuppernd auf Christoph zu. Er sog den Duft tief ein, sein Gesicht verklärte sich.
    »O, Onkel Chrischtoph«, sprach er, »du riechsch vielleicht gut!«
    »Ja«, rief Andreas, »grad zum Neibeiße! Wie a Currywurscht!«

»Was man nicht im Bein hat...«

    Andreas und Mathias standen ausgehbereit an der Wohnungstür. Sie hatten sich sogar gekämmt.
    »Ade, Mulchen.«
    »Wo wollt ihr hin?«
    »Zum Olaf.«
    »Ihr könnt doch auch hier spielen. Warum kommt der Olaf nicht zu uns?«
    »Ach was, zu uns! Mir habet doch kein Fernseher!«
    »Ich mag aber nicht, daß ihr immer bei anderen Leuten fernseht!«
    »Was sollet mir denn mache, Mulchen, mir müsset ja!« rief Andreas zornig, »ihr seid schuld, weil ihr kein kaufet!«
    »Ja«, schrie Mathias, »da möcht mr grad neihaue, wenn mr solche Eltern hat!«
    »Ich spiel mit euch und erzähl euch Geschichten.«
    »Immer Gschichte! Mir sin doch keine Kinderschüler mehr!«
    »Ich hab gedacht, ihr hört’s gern, wenn ich euch Geschichten...«
    »Ja, Mulchen, freilich, mir höret’s au gern, aber sehe isch tausendmal schöner!«
    »Du solltesch mal dr Flipper sehe! Der macht vielleicht tolle Sache! Der schpringt zehn Meter in d’ Höh und rettet sei Herrle...«
    »Wer ist Flipper?«
    »En Delphin! Siehsch du, was du alles net weisch, Mulchen! Alle wisset’s, bloß mir net. Weil mir nämlich gar nix habet, kein Delphin und kein Stallhas, net amal en

Weitere Kostenlose Bücher