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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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Gesicht.
    »Mann, Mulchen, isch des scheußlich! Wie a Vogelnescht, ehrlich!«
    Ich ging ins Bad und bürstete mir das teure Vogelnest vom Kopf.
    »Ist es so besser, Mathias?« Er strahlte auf.
    »Ja, jetzt bisch wieder mei Alte. Also vorhin hab i di fascht überhaupt net angucke könne.«

    »Manfred, ich bin häßlich!«
    »Meinst du, ich hätte eine häßliche Frau geheiratet?«
    »Liebe macht blind!«
    »Unsinn!«
    Wir saßen im Wohnzimmer. Ein schlechter Tag war zu Ende gegangen. Vormittags der unnötige Besuch beim Friseur. Nachmittags ein Spaziergang mit Freunden. Unterhaltungen über Gipfelbesteigungen, Klettertouren, Siebenstundenmärsche. Mühevoll der Spaziergang, deprimierend das Gespräch.
    »Was ist denn, Malchen? War’s nicht schön heute Nachmittag?«
    »Nein, nicht schön! Manfred, ich komm mir so armselig vor.«
    »Jetzt machen wir uns einen gemütlichen Abend und schauen >Alles oder Nichts< an. Das magst du doch!«
    Er schaltete den Apparat ein. Erich Helmensdorfer erschien auf dem Bildschirm und eine besonders reizende junge Frau. Sie wußte alles über Märchen.
    »Unglaublich! Was sie alles weiß! Das könnte ich nie!«
    »Wirklich nicht? Ich meine, daß du es sehr gut könntest. In der griechischen Mythologie kennst du dich doch großartig aus!«
    »Nicht gut genug. Und dann mein Fuß! Keinen Schritt könnte ich gehen vor lauter Aufregung!«
    »Du sollst ja keine Tänze vollführen. Es geht um deinen Kopf und nicht um deine Beine!«
    »Ich hab auch so schon genug Schwierigkeiten!«
    »Alles oder Nichts« verschwand vom Bildschirm und zog dafür in meinem Kopf ein. Dort ließ es ein schönes Luftschloß emporwachsen: Eine lächelnde Amei, nur bis zur Taille sichtbar, ohne widerspenstigen Fuß, »Alles« im Kopf und Blumen im Arm. So träumte ich vor mich hin.
    »Mann, Mulchen!« Mathias pflanzte sich vor mir auf, »was hasch denn du? Du siehsch ein ja gar net. Guck, i bin wieder da!«
    Nur ungern riß ich meine Gedanken aus schönen Träumen und wandte die Augen hinunter zu meinem Sohn. Da stand er, verkrustet und verdreckt bis an die Zähne. »Wie siehst denn du aus?«
    »I hab gschafft!«
    »Wo?«
    »Im Höfle. Ich hab en Garte gmacht und Kresse gsät und Radiesle. Jetzt musch du mir a Plakat male!«
    »Was für ein Plakat?«
    »Es soll draufstehe: Vorsicht Garten! Nicht betreten! Des will i an mein Garte nagle, daß mir keiner draufdappt.« Ich malte das Plakat und ging dann mit ihm hinunter, um den Garten zu besichtigen. Er befand sich im Hof unter der Teppichstange, etwa ein Meter im Quadrat, sauber gehackt und in zwei Beete aufgeteilt.
    »O weia, Mathias, hast du keinen anderen Platz gefunden?«
    »I hab dacht, mir hänget des Plakat an die Schtang, dann sieht’s jeder.«
    »Und wenn Frau Prälat ihre Teppiche klopfen will?«
    »Dann vertreib i se, weil i zerscht da war.«

    Christoph kam zum Skatspiel. Er sank aufatmend in einen Sessel, spritzte dann aber sofort wieder hoch.
    »Verflixt nochmal, jetzt hab ich das Skatspiel im Auto gelassen!«
    Er stöhnte und lief die Treppen hinunter.
    »Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen«, sagte Manfred, als er schnaufend wieder bei uns oben erschien.
    Dieser Satz ging mir den ganzen Abend nicht aus dem Sinn: Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen... Was man nicht in den Beinen hat, hat man im Kopf...
    »Meint ihr, man kann es umdrehen?«
    »Den Hals werde ich dir umdrehen, wenn du weiter solchen Mist zusammenspielst!« Bruder Christoph bedachte mich mit einem finsteren Blick. »Herz ist Trumpf! Soll ich’s dir aufschreiben? Oder willst du lieber >Schwarzer Peter< spielen?«

    In der nächsten Sendung »Alles oder Nichts« stand ein Vogelexperte hinter einem Tisch voller Eier. Da lagen sie in den Nestern und sahen alle gleich aus, wenigstens in meinen Augen und im Schwarz-weiß-Fernseher. Auch in den Augen des Vogelexperten spiegelte sich Ratlosigkeit.
    »Welches Ei gehört zu welchem Vogel?« fragte Erich Helmensdorfer.
    »Himmel, Manfred, ist das schwer? Wüßtest du das mit den Eiern?«
    »Nein, aber ich bin auch kein Vogelexperte.«
    Der Kandidat hob die Augen anklagend gen Himmel und ging unter ohne Glanz und Gloria, ohne Siegesfanfaren und Blumen. Was blieb dem bekümmerten Zuschauer? Ein trauriges Gesicht hinter einem Tisch voller Eier. »Entsetzlich, fürchterlich! Und so was hast du dir für mich vorgestellt? Du bist vielleicht ein liebevoller Gatte!«
    »Dir würde das nie passieren!«
    »Aus! Schluß! Fertig! Jetzt

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