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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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aus Zweigen bauen, oder brasilianische Dschungelinsekten, die sich gegenseitig grausamst zerbeißen. Grundsätzlich alles Mögliche, bis es sich nicht mehr so anfühlt, als hätte man Bienen unter den Achseln.
    Ich weiß nicht, warum mir das College so eine Scheißangst machte. Nein, das ist glatt gelogen. Ich weiß genau, warum. Es hatte mich viel Mühe gekostet, das Leben an der Benson auf die Reihe zu kriegen – die soziale Struktur auszuloten, diverse Strategien zu finden, mich durchzumanövrieren, ohne bemerkt zu werden – , und ich hatte mein Spionagetalent so ziemlich ausgeschöpft. Das College ist ein so viel größerer, komplizierterer Ort als die Highschool – es gibt da noch unendlich viel mehr Gruppen und Leute und Aktivitäten und so weiter – , darum hatte ich angesichts der Unmöglichkeit, mit all diesen Dingen klarzukommen, den totalen Horror davor. Ich meine, die meiste Zeit lebt man ja mit seinen Klassenkameraden in einem Wohnheim zusammen . Wie soll man sich bitte vor denen unsichtbar machen? Wie kann man auf die Typen, mit denen man sich ein Zimmer teilt , einfach nur unscheinbar und harmlos und langweilig wirken? Man kann ja nicht mal pupsen da drin. Man muss dazu raus auf den Flur oder sonst was. Oder man pupst eben nie, aber wer weiß, was dann passiert.
    Diese Aussichten waren ein einziger Alptraum für mich, und ich hatte keine Lust, mich damit auseinanderzusetzen. Aber dann beschlossen Mom und Dad, dass es wichtig wäre, sich darauf vorzubereiten, und etwa eine Woche, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, lauerten sie mir auf wie ein Paar brasilianische Dschungel-Insekten und fingen an, mich grausamst zu zerbeißen. Natürlich nicht buchstäblich. Ihr wisst, was ich meine. Es war widerlich.
    Nachdem ich ein wenig darüber nachgedacht hatte, kam ich auf die Idee, mich einfach am Carnegie Mellon einzuschreiben, wo Dad unterrichtet. Aber Mom und Dad hatten Zweifel, ob sie mich nehmen würden, wegen meiner Zensuren und meines völligen Mangels an Wahlfächern.
    »Du könntest ihnen deine Filme zeigen«, sagte Mom.
    Dieser Vorschlag war so schrecklich, dass ich mich fünf Minuten totstellen musste, denn genauso lange dauerte es, bis Mom und Dad es leid waren, mich anzuschreien, und endlich aus dem Zimmer gingen. Aber kaum hörten sie mich wieder herumlaufen, kamen sie zurück, und wir mussten das Gespräch fortsetzen.
    Am Ende beschlossen wir, dass ich mich zusätzlich zumindest an der Pitt bewerben sollte, auch als University of Pittsburgh bekannt, die ich damals für die etwas blöde große Schwester der Carnegie Mellon hielt. Mom nahm mir außerdem das Versprechen ab, einmal einen Blick in das Collegeverzeichnis zu werfen, mich vielleicht eine Stunde hinzusetzen und es durchzublättern, nur um zu sehen, was alles im Angebot ist , so viel Zeit nimmt das doch gar nicht in Anspruch, und es ist einfach gut, sich ein Bild von seinen Möglichkeiten zu machen, weil es überall so viele Möglichkeiten gibt , und es wäre wirklich schade, wenn du nicht das Richtige findest , bis ich schließlich sagte, OKAY OKAY H ERRGOTTNOCHMAL .
    Aber der College-Prospekt war ungelogen 1400 Seiten dick. Also war klar, dass das gar nicht in Frage kam. Aus irgendeinem Grund trug ich den Schinken ein paar Tage mit mir in meinem Rucksack herum, und jedes Mal, wenn ich ihn ansah, setzte wieder dieses Bienen-in-den-Achselhöhlen-Gefühl ein.
    Bei einem meiner Besuche im Krankenhaus beging ich den Fehler, Rachel gegenüber das College zu erwähnen, und da wurde sie plötzlich ganz Ohr, und wir mussten uns über eine unbehaglich lange Zeitspanne über das Thema unterhalten.
    »Anscheinend macht Hugh Jackman dieses sensationelle Bauchmuskeltraining«, sagte ich in dem Versuch, sie abzulenken. »Jetzt hat er vier Sixpacks mehr als vorher.«
    Es ist unfassbar, dass sie das nicht vom College ablenkte, tat es aber nicht.
    »Also willst du ans Carnegie Mellon gehen?«, fragte sie. Sie richtete sich im Bett auf und schaute mich irgendwie interessierter an als sonst.
    »Na ja, also dann schon lieber dahin als woanders«, sagte ich. »Aber Mom und Dad meinen, ich komme nicht mal rein. Also gehe ich wahrscheinlich an die Pitt.«
    »Wieso würdest du nicht reinkommen?«
    »Och, weiß nicht. Man braucht gute Noten, und außerdem muss man Präsident vom Debattier-Klub gewesen sein oder ein Obdachlosenasyl gebaut haben, und ich hab ja außer Rumgammeln in meiner Freizeit nichts gemacht.«
    Ich sah, dass Rachel die Filmerei

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