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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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ansprechen wollte, aber sie unterließ es, was gut war, weil mir sonst keine andere Wahl geblieben wäre, als mich wieder totzustellen. Obwohl das in einem Krankenhaus als eine Taktik zum Themawechsel weniger akzeptabel ist. Es ist einfach nicht der richtige Ort – schließlich könnte jemand hereinkommen und glauben, man sei tatsächlich gestorben, und dann würden sie einen in einen Rollstuhl setzen und in irgendeinem Wartezimmer abladen, wie Gilbert, die im Rollstuhl sitzende, möglicherweise tote Person, die ich vor etwa vierundzwanzigtausend Wörtern erwähnt habe.
    »Ehrlich, mein Hauptziel fürs College ist, bloß nicht in eine Studentenverbindung zu kommen«, sagte ich, nur um eine halbwegs komische Nummer abzuziehen. »Denn ganz oben auf der Liste der Vergnügungen einer Studentenverbindung steht, sich einen Fettsack zu greifen und ihn an einem Fahnenmast oder am Auto eines Professors festzubinden oder so. Ich mach mir Sorgen, dass mir genau so was passieren wird. Solche Sachen machen die am liebsten. Vielleicht werden sie mich auch mit einem Gürtel auspeitschen oder so. Das ist übrigens eine extrem homoerotische Sache, aber wenn man sie darauf hinweist, flippen sie erst recht aus.«
    Aus irgendeinem Grund brachte das Rachel nicht zum Lachen.
    »Du bist nicht fett«, sagte sie.
    »Ich bin ziemlich fett«, sagte ich.
    »Bist du nicht.«
    Ich fand es bescheuert, dass Rachel mir widersprach. Darum tat ich als Nächstes etwas, das ich noch nie getan hatte.
    »Ich wüsste da jemanden, der anderer Meinung ist«, sagte ich. »Er steht auf dem Schlauch und sein Name ist Bauch.«
    »Aha«, sagte Rachel, aber dann hob ich mein Hemd an und zeigte ihr meinen Bauch.
    Ich meine, ich bin nicht so dick wie viele andere Kids, aber ich kann definitiv zwei Fettröllchen an meinem Bauch greifen und sie wie eine Muppetfigur sprechen lassen.
    » I CH MÖCHTE IN ALLER FORM PROTESTIEREN G EGEN DAS , WAS DU GERADE GE SAGT HAST «, schrie mein Bauch. Aus irgendeinem Grund hatte er einen südländischen Akzent. » DEINE ANSCHULDIGUNG BETRÜ BT UND ERSCHÜTTERT MICH . ABGE SEHEN DAVON , HAST DU VIELLE ICHT EIN PAAR TELLER M IT NACHOS RUMSTEHEN ?«
    Bis zu diesem Punkt in meinem Leben hatte ich meinen Bauch noch nie zu anderen Menschen sprechen lassen. Es schien mir die Sache einfach nie wert gewesen zu sein, mich für ein paar Lacher dermaßen zu erniedrigen. Es dürfte ein Indiz dafür sein, wie sehr ich Rachel zum Lachen bringen wollte. Aber Rachel ließ an diesem Tag kein Prusten und kein Gackern hören.
    Schlimm genug, seinen eigenen Schwabbelbauch unsanft zu behandeln und dabei sein Gegenüber in einem südländischen Akzent anzugrölen. Schlimmer ist es, wenn der andere nicht einmal darüber lacht.
    » FALLS ES KEINE NACHOS GIBT , WÜRDE ICH ZUR NOT AUCH S TEA K MIT POMMES NEHMEN «, fügte mein Bauch hinzu, aber Rachel lächelte nicht einmal.
    »Was willst du an der Carnegie Mellon studieren?«, fragte sie.
    »Wer weiß?«, sagte ich. Ich hielt mein Hemd immer noch hoch, nur für den Fall, dass sie plötzlich doch noch bemerkte, zu was für einem lächerlichen Idioten ich mich machte, um sie zu unterhalten. Aber sie schien es nicht bemerken zu wollen.
    Sie schwieg, und ich redete weiter. »Man weiß doch sowieso noch nicht, was man studieren will, wenn man ans College kommt. Man schreibt sich einfach für eine Handvoll Kurse ein und guckt, was einem gefällt. Stimmt’s?«
    Ich musste weiter dummes Zeug quasseln, sonst würde sie mich nach den Filmen fragen. Ich sah es einfach kommen. »Im Grunde ist es wie ein Buffet. Ein richtig teures Buffet, nur dass man alles aufessen muss, was man auf dem Teller hat, sonst werfen sie einen raus. Das Konzept ist echt bescheuert. Würde so was bei einem richtigen Buffet passieren, wäre das unglaublich. Würde man sagen ›Na ja, dieses Mu-Shu-Schweinefleisch schmeckt irgendwie ein bisschen nach Kreide und Dreck‹, und ein riesiger chinesischer Typ würde dann sagen, › ISS DAS AUF , ODER WIR GEBEN DIR EINE SECHS , UND A USSERDEM SCHMEISSEN WIR DICH AUS DEM   RESTAURANT ‹ , dann scheint mir das keine besonders gute Geschäftsidee zu sein.«
    Nichts. Kein Prusten, kein Lächeln. Es war wirklich furchtbar. Ich hielt mein Hemd jetzt nur aus Bockigkeit hoch, denn es war klar, dass ich ihr keine gigantischen Lachanfälle mehr entlocken würde.
    »Du weißt nicht, was du studieren willst?«
    Rachel steuerte offensichtlich auf die Filmerei zu. Aber wenn sie nicht über meine Witze lachen

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