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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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ein Teich. Okay. Und jetzt nehmen wir an, irgendeine verrückte Person (Mom) schleppt diese nichteinheimische, depressive Fischart an (Rachel) und wirft den Fisch in den Teich. Okay. Die anderen Organismen im Teich (Filme, Schularbeiten) haben sich daran gewöhnt, sich von einer gewissen Menge Algen zu ernähren (Zeit, die ich darauf verwenden kann). Aber jetzt frisst dieser vom Krebs befallene Fisch die ganzen Algen. Und deswegen geht jetzt im Teich alles drunter und drüber.
    (Dieser letzte Absatz ist dermaßen bescheuert, dass ich mich nicht einmal dazu durchringen konnte, ihn zu löschen. Übrigens gab es für jede hirnlähmende Sache, die ihr in diesem Buch gelesen habt, ungefähr vier andere Sachen, die ich geschrieben und dann wieder gelöscht habe. Bei den meisten ging es um Essen oder Tiere. Mir ist klar, dass ich wahrscheinlich den Eindruck erwecke, von Essen und Tieren besessen zu sein. Das liegt daran, dass das die beiden merkwürdigsten Dinge auf der ganzen Welt sind. Setzt euch mal einfach nur hin und denkt über sie nach. Oder besser nicht, weil ihr eine Panikattacke kriegen könntet.)
    So also sah es in meinem Leben aus. Meine schulischen Leistungen zum Beispiel litten definitiv. Mr. McCarthy nahm mich sogar einmal beiseite, um mit mir darüber zu sprechen.
    »Greg.«
    »Hi, Mr. McCarthy.«
    »Liefer mir einen Fakt.«
    Mr. McCarthy hatte mich auf meinem Weg zum Unterricht auf dem Flur abgefangen. Er baute sich direkt vor mir auf und nahm eine ungewöhnliche Haltung an, etwa die eines Sumoringers, nur ohne das viele Gestampfe.
    »Äh … irgendeinen Fakt?«
    »Irgendeinen Fakt, der aber von größtem Sachverstand getragen sein muss.«
    Aus irgendeinem Grund bekam ich zu dieser Zeit nicht sehr viel Schlaf, darum hatte ich tatsächlich etwas Mühe, mir einen Fakt einfallen zu lassen.
    »Fakt: Die Veränderung eines Teils des Ökosystems zieht, äh, eine Veränderung des Ganzen nach sich.«
    Mr. McCarthy war von diesem Fakt eindeutig nicht beeindruckt, aber er ließ ihn durchgehen. »Greg, ich werde dich jetzt fünf Minuten aufhalten und mit dir reden. Dann schreibe ich dir eine Entschuldigung, damit du in deine Klasse gehen kannst.«
    »Klingt gut.«
    »Das passiert jetzt, jetzt gleich .«
    »Okay.«
    »Bist du bereit?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    Wir gingen in sein Büro. Die Reparaturarbeiten an den Leitungen im Lehrerzimmer waren immer noch nicht abgeschlossen, deswegen stand das Orakel auf seinem Schreibtisch und enthielt vermutlich eine mit Marihuana angereicherte Suppe. Als ich es sah, hatte ich sofort die Panik, Mr. McCarthy würde mich und Earl beschuldigen, vom Orakel getrunken zu haben. Das Panikgefühl steigerte sich noch, als Mr. McCarthy Folgendes sagte:
    »Greg, weißt du, warum ich dich hierhergebracht habe?«
    Auf diese Frage schien es keine korrekte Antwort zu geben. Ich kann ziemlich schlecht mit Situationen umgehen, in denen ich unter Druck stehe. Das dürfte euch jetzt kein bisschen überraschen. Darum versuchte ich »Nein« zu sagen, aber meine Kehle war völlig trocken vor Angst, und es kam nur eine Art Quietschen heraus. Außerdem sah ich wahrscheinlich aus, als würde ich mich gleich übergeben. Denn mal ehrlich, sich auszumalen, was ein durchgeknallter, mit Tattoos übersäter Freak wie Mr. McCarthy unternehmen würde, wenn er erfuhr, dass wir ihn bei einer illegalen Handlung ertappt hatten, war einfach zu gespenstisch. Ich erkannte plötzlich, dass ich Mr. McCarthy zwar mochte, mich zugleich aber rasend vor ihm fürchtete und den Verdacht hatte, er könnte tatsächlich ein Psychopath sein.
    Dieser Verdacht bestärkte sich, als er versuchte, mich ohne Vorwarnung zwischen seinen gigantischen grellbunten Armen zu zermalmen.
    Ich war zu verängstigt, um mich in irgendeiner Form zu wehren, darum wurde ich einfach ganz schlaff. Er umklammerte mich in einer tödlichen Umarmung. Viele Gedanken schossen mir in diesem Moment durch den Kopf. Einer war: Auf genau so eine infantile Art würde ein Kiffer versuchen, jemanden umzubringen. Tod durch Umarmung. Was ist bloß mit den Kiffern los? Drogen sind das Letzte.
    Ich brauchte beschämend lange, um zu realisieren, dass er mich tatsächlich nur mal drückte.
    »Greg, Kumpel«, sagte er nach einer Weile. »Ich weiß, wie schwer im Moment alles für dich ist – die Sache mit Rachel im Krankenhaus. Wir haben es alle mitbekommen.«
    Dann ließ er los. Weil ich so schlaff war, glitt ich daraufhin fast zu Boden. Im Unterschied zum durchschnittlichen

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